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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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phantastischen Beweisen. Wir konnten zwar die Einzelheiten widerlegen oder erklären - so hatte man mich mit einer Weißdornblüte im Haar gesehen, nachdem Bedwyr eine an seiner Mantelfibel trug - Bedwyr und sechshundert andere! -, aber dennoch hielt sich die Geschichte, und jedesmal, wenn sie verblaßte, kam sie um so stärker wieder auf.
    Gegen Ende April hatte Bedwyr mit einem von Medrauts irischen Kriegern im Stall eine Meinungsverschiedenheit. Dieser Mann, einer aus der königlichen Familie, wollte für eine Fahrt auf seinem Schiff ein paar Ausrüstungsgegenstände, die Bedwyr für überflüssig hielt. Das Streitgespräch wurde hitzig, und Bedwyr drehte sich endlich um, ging weg und sagte: »Ich rede wieder mit dir, wenn du abgekühlt bist, Ruadh.«
    »So ist’s richtig!« schrie der Ire hinter ihm her, in Hörweite von ein paar Dutzend Leuten, von denen mir einer später den ganzen Vorfall verärgert berichtete, »lauf nur zu der Frau deines Herrn, mach ihm auch da die Arbeit!« - und er machte eine obszöne Handbewegung.
    Bedwyr blieb stehen und drehte sich zu dem anderen um. Der Mann wiederholte die Handbewegung, und Bedwyr kam zu ihm zurück. Er musterte den anderen von oben nach unten und sagte dann sehr ruhig und sehr kalt: »Was ist das für ein Unsinn? Bist du betrunken?«
    Der Ire war völlig unerschüttert. »Muß ich betrunken sein, um die Wahrheit zu sagen? Ich hab es satt, daß du mir Tugendhaftigkeit vorspielst. Der tapfere, treue Bedwyr, der Philosoph, der vollkommene Feldherr! Im ganzen Westen weiß doch jeder, daß du mit der Hurenkönigin Gwynhwyfar schläfst, mit der Frau deines Herrn - mögest du viel Spaß mit ihr haben!«
    Bedwyr schaute ihn schweigend einen Augenblick an. Dann, noch immer ruhig, aber mit einem harten Unterton, sagte er: »Du hast dich der Majestätsbeleidigung an unserem Herrn, dem Kaiser, schuldig gemacht. Und du lügst.«
    »Beweise«, sagte der andere wild. »Beweis mir das mit deinem Schwert.«
    »Mit Freuden. Hier und jetzt.«
    Der Ire zögerte, nickte dann. »Zu Pferd oder zu Fuß?«
    »Was immer dir lieber ist.«
    Dabei wurden die Zuschauer unruhig, deren Zahl ständig wuchs, während die Menge aus dem Nichts auftauchte, angezogen von dem wahrscheinlichen Blutvergießen. Bedwyr war als Fußkämpfer nicht fähiger als andere auch, aber er war ein hervorragender Reiter. Ruadh dagegen war ein sehr guter Fußkämpfer. Ruadh wußte das und starrte Bedwyr einen Augenblick ungläubig an, ehe er heraussprudelte: »Zu Fuß!«
    Bei diesen Worten meinte einer von den Mitgliedern der >Familie<, daß Artus von diesem Zweikampf wissen sollte, und rannte los, um ihn zu holen. Artus und ich waren alleine in der Halle und hörten Bittsteller an, und der Krieger rannte heran und brüllte laut, so daß es alle hören konnten: »Bedwyr kämpft gegen Ruadh, zu Fuß!«
    Ich dachte nicht bewußt an das, was passieren konnte; ich wußte es sofort, und ich hatte das Gefühl, als ob die Welt alle Farbe verlöre. Ich stand auf, ohne nachzudenken, und sagte zu den Bittstellern: »Die Audienz ist vertagt.« Artus ergriff meinen Arm, und wir gingen die Halle hinunter.
    »Wo ist es?« fragte Artus den Krieger.
    »Vor den Ställen. Sie.« Und der Krieger brabbelte auf dem Weg die ganze Geschichte heraus.
    Wir kamen an und sahen, daß ein Haufen Männer dort herumstand und sich stritt. Als sie uns sahen, traten sie auseinander und verstummten. In der Mitte der Gruppe war zertrampeltes, blutiges Stroh, und ich sah eine Leiche: Ruadh.
    »Was ist passiert?« fragte Artus.
    Die erste Antwort war ein unverständliches Gebrabbel; Artus hob die Hand, damit alle schwiegen, und winkte einen Mann aus der Gruppe heraus. »Goronwy, was ist passiert? Wo ist Bedwyr?«
    Goronwy war sehr erregt und überhörte die zweite Frage. Da er selbst einmal gegen Bedwyr gekämpft hatte, war sein Interesse an dem Zweikampf groß gewesen. »Es war eine knappe Sache, Herr«, sagte er, »dieser Hund hat die Lady Gwynhwyfar beleidigt, und Herr Bedwyr hat dann zu Fuß gegen ihn gekämpft. Ruadh schaffte es, einen Stoß unter den Schild einzubringen und ihn in den Schenkel zu stechen. Bedwyr ist gestürzt. Ach, aber er war schnell - das hatte Ruadh nicht erwartet. Er kam heran, um ihn zu erledigen, und dann war plötzlich Bedwyrs Schwert unter seinem eigenen Schild und traf ihn in den Magen, so schnell wie die Blitze des Himmels. Ehre sei Gott! Das war ein großartiger Streich, und auch noch aus kniender

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