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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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eine Weile ausruhen konnten. Elyra hatte noch immer kein Wort gesprochen. Ihre Augen waren feucht, aber sie weinte nicht, und Garret fand es erschreckend, wie hart und erwachsen sie auf einmal wirkte. Obwohl sie einige Jahre älter war als er, hatte sie bis zum heutigen Tage stets wie ein junges Mädchen auf ihn gewirkt. Zwar hatte Garret immer gewusst, dass ein Teil von ihr unsterblich war, dennoch war ihm nie richtig klar gewesen, was das eigentlich bedeutete. Jetzt wusste er es. Elyra würde sich selbst dann noch an diese Nacht erinnern, wenn er, Garret, schon lange nicht mehr auf dieser Welt verweilen würde. Sie würde auch die schlechte Erinnerung über all die Jahre hinweg mit sich tragen müssen. Garret schauderte.
    Wortlos erhoben sich die Freunde wieder und rannten weiter.
    Und während sie liefen, wurden sie erwachsen.
     
    »Gut gesagt, alter Mann«, lobte Lamar. »Ihr habt die Seele eines Poeten. Und den Durst eines Schmiedes. Aber fahrt fort. Ihr spinnt hier einen feineren Faden, als ich es je für möglich hielt.«
    Lamar sah sich um. Ohne dass er es bemerkt hatte, hatte sich der alte Gasthof gefüllt. Dennoch war es überraschend ruhig in der Stube, denn die meisten der Gäste lauschten der Geschichte des alten Mannes andächtig. Unter ihnen befanden sich eine Menge Kinder, ein Umstand, den Lamar von seinen bisherigen Gasthofbesuchen nicht kannte. Aller Augen waren auf den alten Mann gerichtet, auch der Wirt wirkte nachdenklich.
    »Kenne ich Euch nicht, alter Mann?«, fragte der Wirt schließlich nach einer Weile.
    Worauf dieser nur langsam den Kopf schüttelte und lächelte. »Ich glaube nicht, guter Wirt.«
    »Erzähl die Geschichte weiter, Großvater!«, rief ein Junge mit leuchtenden Augen. »Wie ging es weiter?«
    »Lasst mich erst einmal wieder zu Atem kommen«, wehrte der alte Mann ab, und Lamar schnaubte. »In Eurer Geschichte sind sie gerannt. Ihr hingegen seid hier nur herumgesessen und habt Wein getrunken.«
    »Es ist die Erinnerung. «
    Lamar warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ich dachte, Ihr wärt nicht dabei gewesen?«
    »War ich auch nicht«, antwortete der alte Mann und nahm dankbar einen gefüllten Becher entgegen, den er sofort an die Lippen führte. »Guter Wein«, meinte er dann mit einem Nicken zum Wirt hin, der ihm den Becher unaufgefordert gereicht hatte.
    »Ein guter Wein gegen eine gute Geschichte«, antwortete der Wirt. »Es ist mein bester«, verkündete er stolz.
    »Das passt«, gab der alte Mann mit einem breiten Grinsen zurück. »Es ist auch meine beste Geschichte.« Er sah vom Wirt zu Lamar und den anderen hinüber, die ihn gespannt beobachteten. »Ihr wollt mehr hören? Also gut … Wo war ich? Ach ja. Ihr müsst verstehen, Herr, dass das Dorf Lytara bis zu diesem Zeitpunkt vierhundert Jahre lang nur Frieden gekannt hatte.«
    »Es gibt keinen einzigen Ort in den Reichen, in dem vierhundert Jahre lang Frieden geherrscht hat!«, widersprach Lamar bestimmt.
    »Nun, aber hier war es so. Wir lagen ja ein wenig abseits, dennoch endete das ruhige Leben, wie es uns bisher beschieden gewesen war, an diesem Sommertag im Jahre der Sera 2781. Das Dorf war mit den Vorbereitungen zum Mittsommerfest beschäftigt, Girlanden wurden entlang der Straßen aufgehängt, die Straßen selbst wurden gefegt und die Fensterläden neu angemalt. Überall waren Blumen dekoriert, und die Frauen wuschen sorgfältig ihre besten Kleider, während die Herren ihre besten Hosen herausholten. Es war …«
    »Ich kann es mir vorstellen«, unterbrach ihn Lamar.
    Der alte Mann verzog sein Gesicht. »Wer ist derjenige, der hier die Geschichte erzählt?«
    »Ihr. Gut, fahrt also fort.«
    »Vielleicht habt Ihr sie ja gesehen, als Ihr an ihr vorbeigeritten seid. Neben dem Tor zur Schmiede hängt eine große Triangel an einem Haken. Sie wird bei Alarm geschlagen, aber in all den Jahren wurde sie sehr selten verwendet.
     
    Als Ralik die Triangel anschlug, war ein jeder überrascht, nichtsdestoweniger liefen alle Dorfbewohner, so schnell sie konnten, auf dem Marktplatz zusammen. Als sie eintrafen, stand der Bürgermeister bereits auf dem Brunnenrand. Mit ernster Miene wartete er, bis die meisten da waren, dann hob er eine Hand, und die Leute wurden still.
    »Wir haben soeben erfahren, dass die Horato-Farm überfallen und niedergebrannt wurde. Soviel wir wissen, gab es keine Überlebenden. Die Farm wurde von einer Armee angegriffen, die sich jetzt auf uns zubewegt. Sie werden auch uns angreifen.«
    Stimmengemurmel

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