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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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hineintragen konnten. Kopfgroße Steine, die nun auf sie geworfen wurden, ließen die Pferde straucheln. Die Steigung und die Kurve nahmen ihnen zudem den Schwung, und als die Pferde in den vorderen Reihen fielen, kam der Angriff der hinteren Reihen ebenfalls zum Erliegen. Und noch immer regneten ganze Wolken von schwarzen Raben auf die Angreifer hernieder und trafen Mensch und Tier. Nur knapp zwei Dutzend Reiter vermochten es, den Angriff bis hoch ins Dorf zu treiben, ihre Schilder dick mit Pfeilen bespickt.
    Dann aber geschah das Unfassbare. Ein kleines Mädchen rannte auf die Straße. Die Herrin Tylane sah es und lief ebenfalls los. Sie wollte das Kind retten, aber es war zu spät. Die Reiter ergriffen sie, das Kind erschlugen sie mit einem Schwertstreich. Daraufhin trat Vanessa, Tarlons Schwester, mit versteinertem Gesicht und einem Bogen in der Hand aus dem Schutz eines Hauseingangs und streckte den Mörder nieder. Ein wahrer Hagel von Pfeilen ging nun auf die Reiter herab. Bevor sie schließlich davonritten, schleuderten sie brennende Fackeln auf die Dächer. Die Hälfte der Feinde fiel jedoch noch aus den Sätteln, bevor sie in der Ferne entschwinden konnten. Gerade ein Fünftel der gesamten Kavallerie überlebte diesen ersten Angriff.
    Dann aber kamen die Fußsoldaten. Nie zuvor hatten wir etwas Ähnliches gesehen. Die Angreifer rückten vor, die Spieße hoch erhoben, im Takt der Trommelwirbel und zum Klang der Trompeten, und marschierten direkt in den Regen aus schwarzen Pfeilen hinein. Es war, als ob eine Sense durch sie hindurchginge, doch sie marschierten ungerührt weiter und weiter, obwohl sie zu Dutzenden von einer Welle schwarzer Raben nach der anderen niedergemäht wurden. Erst als nur noch wenige von ihnen standen, brachen sie ein und wandten sich zur Flucht. Das Ganze hatte kaum mehr als fünf Minuten gedauert, danach standen wir da, sahen das Schlachtfeld mit all den Toten und Sterbenden und konnten noch immer nicht richtig fassen, was gerade geschehen war.
     
    »Ihr wollt mir also erzählen, dass die Leute des Dorfes fast eine ganze Armee von professionellen Soldaten vernichtet haben?« Lamar zog ungläubig eine Augenbraue nach oben.
    Der alte Mann zuckte mit den Schultern. »Nun, jeder von uns versteht es, einen Langbogen zu nutzen. Das ist so eine Art Tradition bei uns. Als die Armee kam, standen ihnen dreihundert Langbogenschützen und -schützinnen entgegen. Im Nachhinein denke ich, dass die Angreifer einfach nicht einzuschätzen wussten, was ein guter Lytarer Langbogen alles zu leisten vermag. Zudem habt Ihr selbst gesehen, dass das Dorf auf einem Plateau liegt und wie sich die Straße, die zu uns hinaufführt, windet. Unsere Vorfahren haben sich bei der Anlage und Gründung sehr wohl etwas gedacht.«
    »Aber bei dieser Armee, so wie Ihr sie beschreibt, muss es sich doch um professionelle Soldaten gehandelt haben.«
    »Und dennoch hat es sich genauso abgespielt. Was soll ich sonst sagen? Aber es war noch nicht vorbei. Denn …«
     
    … die Armee war nicht das eigentliche Problem. Bis jetzt hatten wir Glück gehabt. Nur neun unserer Männer waren tödlich getroffen worden, an die zwei Dutzend verletzt. Doch nun war es die Pflicht des Radmachers, das zu tun, was getan werden musste. Ralik Hammerfaust ging auf das Schlachtfeld hinaus, mit grimmigem Gesicht und seinem schärfsten Dolch, und sandte die Verletzten zu ihren Göttern. Ohne unsere Heilerin blieb uns auch gar nichts anderes übrig, denn wir konnten sie nicht versorgen. Nachdem er seiner Aufgabe nachgekommen war, trug Ralik nacheinander drei feindliche Soldaten, die den Pfeilhagel schwer verletzt überlebt hatten, in seine Werkstatt. Keiner von uns wollte wissen, was sich nun genau in der Schmiede abspielen würde. Wir wussten nur, dass wir Fragen an die Angreifer hatten und auf diese Fragen Antworten wollten.
    Dann kam jedoch der Drache. Es war ein großer Drache. Zuerst flog er hoch über uns hinweg und ließ ein Feuer auf uns herabregnen, das das halbe Dorf entzündete. Wie ein Dämon aus der Hölle fegte er über uns hinweg. Es brannte überall, Flammen und Rauch stiegen auf, und mit jedem Flügelschlag des Drachen stiegen Angst und Panik unter den Leuten an. Sogar Ralik wich einen Schritt vor der Bestie zurück. Dennoch bekämpften einige von uns ihre Furcht und richteten nach einer Weile ihre schweren Bogen auf das Monster. Pfeil um Pfeil schoss nach oben und traf das riesige Tier, aber die meisten Pfeile prallten harmlos an

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