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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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zum Straßenbett hoch und kam Tarlons Aufforderung nach. In dieser Nacht standen beide Monde nur als schmale Sicheln am Himmel, und die hohen Bäume zu beiden Seiten der Straße schluckten fast jedes Licht. Aber der Zwerg konnte im Dunkeln sehen, eine Fähigkeit, auf die sowohl Garret als auch Tarlon etwas neidisch waren. Elyra nicht, denn auch sie konnte im Dunkeln sehen, nur war das bislang noch nie jemandem aufgefallen.
    »Wagenspuren«, stellte Argor schließlich fest. »Es müssen eine Menge Leute gewesen sein.«
    Das Erdreich und das Moos waren an einigen Stellen so aufgerissen, dass der helle Stein der Straße teilweise sichtbar war. Ein einzelner Mann oder ein Pferd hätten dies nicht vermocht, dafür bedurfte es schon Dutzender oder vielleicht sogar Hunderter von Männern.
    »Und neun Wagen«, erklärte der Zwerg.
    Sogar Garret, der der beste Spurenleser in der Gruppe war, vorausgesetzt, es war hell genug, wusste nicht, woher Argor das wissen wollte, aber Argor war der Sohn eines Radmachers, und Wagenräder waren sein Geschäft.
    »Jeder eiserne Reifen hat seine Eigenarten«, erklärte der Zwerg, ohne dass ihn jemand danach gefragt hätte.
    »Wenn du es sagst«, antwortete Garret, wählte sorgfältig zwei Pfeile aus seinem Köcher aus und überprüfte danach die Sehne seines Bogens. Als er bemerkte, dass ihn die anderen dabei beobachteten, zuckte er die Schultern. »Ich bin eben gerne vorbereitet.« Erneut sah er stirnrunzelnd auf die Spuren am Boden.
    »Wie viele sind es?«, wollte Elyra wissen. Auch sie hatte ihre Schleuder griffbereit, und ihre linke Hand spielte mit zwei glatten Flusskieseln.
    Garret kniete sich hin, legte Bogen und Pfeile zur Seite und untersuchte sorgfältig die Spuren.
    »Soll ich uns Licht machen?«, fragte Tarlon, der seine Zunderbüchse bereits herausgekramt hatte, aber Garret schüttelte den Kopf.
    »Licht kann man nachts sehr weit sehen … besser nicht.« Garret ließ sich Zeit und schnüffelte sogar an dem Pferdekot. Schließlich griff er wieder nach Pfeil und Bogen und stand langsam auf. Nachdenklich blickte er nun die Straße entlang.
    »Ich würde sagen, dass hier etwa dreihundert Mann zu Fuß entlang marschiert sind. Dazu noch einmal etwa hundert Reiter. Mit schweren Pferden, deren Hufe beschlagen sind.« Er runzelte die Stirn. »Es ist schon ein paar Tage her.«
    Nachdem Lytaras Pferde in freier Wildbahn lebten und nur selten beschlagen wurden, bedeutete dies, dass es sich um Fremde handeln musste.
    »Es können keine Händler gewesen sein. So viele sind niemals zusammen unterwegs«, bemerkte Elyra, die ebenfalls besorgt die alte Straße vor ihnen musterte.
    »Wer auch immer sie sind, sie kamen aus der Richtung der alten Stadt. Aus Alt Lytar«, fügte Tarlon nachdenklich hinzu. »Händler stoßen normalerweise erst etwas weiter nördlich auf die Straße, dort, wo diese einen weiten Bogen macht.«
    »Das ist richtig«, stimmte ihm Argor zu. »Aber das hier waren gewiss keine Geister. Die reiten nämlich ganz sicher nicht auf Pferden, die mit kaltem Eisen beschlagen sind«, fügte er hinzu, der Gedanke schien ihn sichtlich aufzumuntern.
    »Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache«, sagte Elyra leise. Sie starrte noch immer die dunkle Straße entlang.
    »Ich glaube, dafür gibt es auch einen triftigen Grund«, bestätigte Garret leise und streckte seine Hand aus. Die anderen folgten seinem Blick und sahen am Horizont nun ein leichtes rötliches Flackern, das zunehmend stärker wurde, bis das orangerote Leuchten kaum mehr zu übersehen war.
    Eine schwarze Rauchfahne stieg nun in den Himmel auf. Dies konnte nur eines bedeuten.
    »Dort liegt Lytara! Lytara brennt!«, rief Elyra und rannte los.
    Jeder Gedanke an eine Rast war damit vorüber. Die alte Handelsstraße war deutlich im Halbdunkel zu erkennen, und sie beschlossen, den Rest der Nacht durchzulaufen. Das Dorf war zu weit weg, um es schnell erreichen zu können, aber je früher sie da wären, desto besser, und umso mehr könnten sie helfen. Argor murmelte etwas vor sich hin, aber als ihn die anderen daraufhin fragend ansahen, schüttelte er nur den Kopf. Er rannte.
    Sie alle rannten, aber nicht so schnell, wie sie es gerne getan hätten, denn obwohl sich Argor bis an seine Grenzen verausgabte, konnte er einfach nicht so schnell laufen wie die anderen. Dafür besaß er mehr Ausdauer, und selbst Garret, der als der Flinkste der Freunde galt, musste nach einer Weile zugeben, dass er Schmerzen in der Seite

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