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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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hob an. Die Bewohner von Lytara waren angesichts dieser Nachricht geschockt und bestürzt. Das konnte einfach nicht stimmen.
    »Warum sollte uns jemand angreifen?«, rief eine Frau ungläubig. »Wir haben doch niemandem etwas getan!«
    Der Bürgermeister blickte in die Runde. Die Leute seines Dorfes waren nun fast alle um den Brunnen herum versammelt. Es war wie in jeder Dorfgemeinschaft, nicht jeder konnte jeden leiden, aber sie bildeten eine Gemeinschaft. Als der Bürgermeister nun von einem entsetzten Gesicht zum anderen sah, war ihm sehr wohl bewusst, dass er manch eines von ihnen sicher zum letzten Mal sehen würde. Dieses Wissen schwang auch in seiner Stimme mit, deren Tonfall allein schon klarmachte, wie ernst die Lage war.
    »Ich weiß es nicht, gute Frau, niemand weiß es. Dennoch verhält es sich so. Eine Armee kommt auf uns zu, um uns anzugreifen. Und wie wir an der Horato-Farm gesehen haben, kennt sie keine Gnade. Wir werden kämpfen müssen. Ich möchte daher, dass ihr euch in eure Häuser begebt, auf die Dachböden steigt und die Waffen heraussucht, das Stroh befeuchtet, die Fenster schließt und die Straßen räumt. Die Kinder müssen in die tiefen Keller gebracht werden. Danach sollen die Frauen Leinen kochen, während jeder, der einen Bogen besitzt, eine gute Verteidigungsposition bezieht. Die Armee wird die Straße hochkommen, alle anderen Zugänge zum Dorf sind für einen Kavallerieangriff zu eng oder zu dicht bewaldet.«
    »Kavallerie?«, fragte jemand überrascht.
    Der Bürgermeister nickte. »Schwere Kavallerie. Etwa hundert Reiter. Dazu noch an die dreihundert Fußsoldaten.«
    »Bei Mistral! Die Göttin steh uns bei, das ist ja wirklich eine Armee!«, rief jemand entsetzt.
    Der Bürgermeister nickte nur. »Es würde daher nicht schaden, wenn wir heute tatsächlich um Mistrals Hilfe bitten würden. Es sieht nicht gut aus.«
    »Nun, warum nicht? Schließlich haben wir sie in der Vergangenheit nicht oft um etwas gebeten«, meinte Pulver. Er stand wie üblich etwas abseits, was nicht daran lag, dass man ihn nicht mochte, sondern der Tatsache geschuldet war, dass er der Alchemist und Glasbläser war und einer von den Leuten, die nie etwas ernst nehmen konnten. Ein lustiger Geselle. Meistens mussten die Leute niesen, wenn sie ihm zu nahe kamen, oder die Augen begannen ihnen zu tränen.
    »Vielleicht erhört sie uns sogar«, fuhr er fort, »wenn sie sich erst einmal von der Überraschung erholt hat, wieder einmal etwas von uns zu hören!«
    Trotz der ernsten Lage gelang es ihm mit seiner Bemerkung wie erhofft, ein paar der Versammelten zum Schmunzeln zu bringen.
    »Schaden wird ein Gebet jedenfalls nicht«, pflichtete der Bürgermeister ihm bei. »Aber man kann auch beten, während die Hände fleißig sind.« Er richtete sich auf. »Jeder weiß demnach, was er zu tun hat. Also fangen wir an. Nur noch eines. Die Männer mit mehr als zwei Kindern … euer Platz ist nicht an der Front. Wir müssen an später denken.«
    »Gut!«, rief Pulver und klatschte erfreut in die Hände. »Das verspricht interessant zu werden! Es hätte mich aber auch allzu sehr geärgert, wenn ich mir das alles von hinten hätte ansehen müssen!« Und als ihn die Lytarer daraufhin allesamt etwas befremdet ansahen, wurde sein Grinsen noch eine Spur breiter. »Ich habe da ein Pülverchen, das ich schon immer einmal ausprobieren wollte!«
    »Oh, Götter, jetzt weiß ich nicht mehr, wovor ich mehr Angst haben soll: vor seinem Pulver oder vor den Angreifern!«, murmelte Ralik, denn Pulver war berüchtigt für seine alchemistischen Experimente.
     
    Es dauerte länger, als sie gedacht hatten, aber die Angreifer kamen. Sie hörten sie, noch bevor sie sie sahen. Es war ein seltsam donnerndes Geräusch, das selbst den Erdboden zu erschüttern schien. Sie kamen mit der Abendsonne im Rücken, grimmig aussehende schwarze Schatten, vollkommen schweigsam bis auf einen gelegentlichen Ruf oder einen Befehl und das Rasseln ihrer schweren Rüstungen. Die Kavallerie stürmte die steile Straße hinauf wie eine Wand aus Fleisch und Stahl, und nichts schien sie aufhalten zu können! Doch dann wurde der Himmel auf einmal schwarz vor lauter Pfeilen. Dutzende, Hunderte, eine ganze Wolke aus schwarzen Raben stieg in die Luft, senkte sich wieder ab und schlug pfeifend in die Kavallerie ein. Mann und Tier brüllten auf, als sich die scharfen Spitzen durch Metall und Leder in ihr Fleisch bohrten. Sie schrien und fielen, noch bevor sie ihren Angriff ins Dorf

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