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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Protesten zum Trotz hatte Garret schließlich Elyra gebeten, ihn zu begleiten, da sie, wie Garret behauptete, die Einzige war, die annähernd so gut klettern und sich im Wald bewegen konnte wie er. Und tatsächlich hatten die beiden es geschafft, noch deutlich vor den Söldnern an der Lichtung anzukommen, obwohl sie zu Fuß unterwegs waren. Elyra hatte wenig Probleme, den hohen Baum zu erklimmen, was Garret nicht überraschte, hatte er sie doch früher oft genug in Bäumen sitzen und mit den Vögeln sprechen sehen, die dort nisteten.
    Gefahr bestünde für sie nicht, hatte Garret argumentiert, während er sorgfältig einen Pfeil aus seinem Köcher wählte. Ihre Aufgabe sei es lediglich, die anderen zu unterrichten, wenn etwas schiefginge.
    Daraufhin nickte Tarlon und sah seinem Freund tief in die Augen. »Sei vorsichtig«, sagte er, und Garret grinste nur.
    Jetzt war dieses Grinsen aus seinem Gesicht gewichen, und Garret war ernst und konzentriert. Während er die herannahenden Söldner unter zusammengezogenen Augenbrauen musterte, warf Elyra ihm einen versteckten Blick zu und fragte sich, ob sie in diesem Moment vielleicht den wahren Garret sah.
    »Es ist so weit«, flüsterte dieser. »Sie kommen.«
    Elyra nickte nur und sah zu, wie er lautlos den Baumstamm hinunterglitt. Er ließ es mühelos aussehen, als wäre die raue Borke eine bequeme Steige. Sonst schien er immer alles auf die leichte Schulter zu nehmen, doch nun erinnerte kaum etwas an ihm mehr an den lachenden Jungen, den sie gekannt hatte. Garret schien um Jahre älter. Und er schien erwachsen.
     
    Ihm war ganz und gar nicht zum Lachen zumute. Als er sich an das Lager der Söldner herangeschlichen hatte, war er dreien der fünf Männer, die nun vor ihm auftauchten, bereits näher gewesen, als ihm lieb war, und auch wenn er seinen Freunden gegenüber so getan hatte, als wäre alles ein Kinderspiel gewesen, wusste er doch, wie aufmerksam sie waren und wie sehr er sich vorsehen musste.
    Während die Söldner langsam herangeritten kamen, musterte Garret sie noch einmal genauer. Es gab einen Unterschied zwischen den Männern aus dem Dorf und diesen hier, doch es dauerte einen Moment, bis er ihn erkannte.
    Es waren ihre Augen. Diese Männer hatten schon viel gesehen und waren auf eine Art hart geworden, wie Garret es von seinem Vater und den anderen Männern im Dorf nicht kannte. Nicht gekannt hatte, korrigierte er sich. Denn das letzte Mal, als er Tarlons Vater gesehen hatte, war dessen Blick nicht wesentlich anders gewesen. Für einen Moment erinnerte er sich an Hernul, wie dieser den verbrannten Körper seiner Frau in den Armen hielt, doch dann verdrängte er den Gedanken wieder.
    Der Anführer der Söldner, ein breitschultriger Mann nahe der fünfzig, mit markanten, tief gefurchten Gesichtszügen und kurzem rotem Haar, das an den Schläfen schon grau wurde, zügelte sein Pferd und hob die Hand. Die anderen stoppten hinter ihm und sahen sich um, wobei sie die Hände in der Nähe ihrer Waffen hielten. Fünf Männer waren es, deren jeder ein weiteres Pferd mit sich führte, jedes davon gesattelt, aber mit prall gefüllten Packtaschen beladen.
    Einer der Männer war nicht so schwer gewappnet wie die anderen vier und trug über einer Lederrüstung einen langen, ehemals weißen Stoffmantel. Es war der gleiche Mann, der sich im Lager auch die Platzwunde am Kopf des Gefangenen angesehen hatte, der Heiler der Kompanie. Dass er und die beladenen Pferde dabei waren, konnte nur bedeuten, dass man mit dem Schlimmsten rechnete.
    Aber es war der Anführer, der Garret beeindruckte. Der Mann war nicht besonders groß, vielleicht einen Kopf kleiner als er selbst und beileibe nicht so muskulös wie Tarlon. Doch allein die Art, wie er auf dem Pferd saß, still und ruhig, und mit seinen Augen den Wald absuchte, während er langsam seine Hand wieder sinken ließ, hatte etwas von Ariel.
    Garret wusste, dass er keine Spuren hinterlassen hatte und dass sie ihn nicht sehen konnten. Dennoch zweifelte er keinen Augenblick daran, dass der Anführer seine Anwesenheit spürte.
    Der Ort, an dem er sich verbarg, war mit Bedacht gewählt, ein dichter Busch nahe einem mächtigen Baum. Falls etwas schiefginge, hoffte Garret, die Deckung des Baumes nutzen zu können. Nur einer der Söldner hatte eine Fernwaffe, eine Armbrust, die jedoch zurzeit, obgleich sie gespannt war, noch am Sattel seines Pferdes hing. Es würde ihm ein wenig Zeit geben zu verschwinden, wenn der Mann nach seiner Waffe

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