Die Krone von Lytar
kleinen Wachturm zu errichten. Eigentlich beeindruckend. Sie haben sogar Latrinen gegraben.«
»Eine Kompanie also«, stellte Argor fest.
»Scheint so. Aber sie ist nicht mehr vollzählig. Offensichtlich haben sie nicht nur am Turm, sondern noch an anderer Stelle Leute verloren. Nach der Anzahl der Zelte zu urteilen, sind ihre Truppen um gut ein Drittel reduziert worden.«
»Die Soldaten im Keller trugen dieselbe Rüstung wie diejenigen am Türm«, bemerkte Tarlon.
»Richtig«, bestätigte Garret. »Wenn man alle Toten zusammenzählt, kommt man ungefähr auf vier Dutzend. Das könnte passen.« Dann fuhr er mit seinem Bericht fort. »So wie es aussieht, werden sie in Kürze einen kleinen Trupp aussenden, um herauszufinden, wo ihre Leute abgeblieben sind. Sie werden bald hier vorbeireiten.« Er sah sich um. »Übrigens kein schlechter Ort für ein Lager. Wer hat ihn ausgewählt?«
»Elyra war es«, antwortete Tarlon und lächelte leicht. »Sie sagt, Mistral habe sie hierher geführt.«
»Und das kannst du mir auch glauben«, sagte die Halbelfin stolz. »Es war tatsächlich so, als hätte mich eine innere Stimme geleitet!«
Tarlon lächelte. »Niemand hat das bestritten, Elyra.«
»Wie auch immer«, unterbrach Garret, »es ist ein guter Platz. Schließlich werden wir hier ein Weilchen bleiben müssen.«
»Warum?«, fragte Vanessa, die von ihrem Baum herabgeklettert war.
»Um herauszufinden, was sie vorhaben«, kam Argor Garret zuvor.
»Das ist nur ein Grund«, grinste dieser. »Der andere ist, dass wir es heute wohl kaum noch schaffen werden, den Gefangenen zu befreien.«
Die anderen sahen ihn sprachlos an. »Welchen Gefangenen?«, fragte schließlich Vanessa.
Bevor er antwortete, machte sich Garret an seiner Satteltasche zu schaffen und kramte einen Apfel daraus hervor, den er dann an seinem Ärmel polierte. »Sein Name ist Knorre, er ist fünfzig Jahre alt, stammt aus Alindor und ist Schatzsucher. Sie haben ihn erwischt, als er auf dem Weg zum Turm war. Er sagte ihnen, dass sie ohne seine Hilfe nicht in den Turm gelangen würden.«
»Nun, hineingelangt sind sie ja wohl auch nicht«, stellte Astrak trocken fest. »Allerdings denke ich, dass er selbst es auch nicht geschafft hätte.« Er sah Garret skeptisch an. »Aber woher weißt du das alles?«
»Ich lag keine drei Meter von dem Mann entfernt, als sie ihn verhört haben.«
Argor hob eine buschige Augenbraue und sah Garret fragend an. »Also haben wir eine dezimierte Kompanie von Söldnern vor uns, von der wir nicht wissen, was sie hier sucht, und einen Gefangenen, den wir aus ihren Händen befreien wollen. Schön und gut. Aber verrätst du mir auch, wie das funktionieren soll? Obwohl sie Verluste hatten, scheinen sie mir immer noch ein paar Mann mehr zu sein als wir«, sagte der Zwerg etwas spitz.
Garret schmunzelte. »Ich wollte sie bitten, ihn freizulassen.«
»Wenn es weiter nichts ist«, lachte Astrak. »Fragen kann man ja!«
»Genau«, antwortete Garret mit einem Funkeln in den Augen. »Es gibt da aber noch etwas anderes«, fügte er dann hinzu und wandte sich wieder zu Argor. »Dein Vater hat sich doch mit einem Söldner bei uns im Dorf unterhalten. Sagte er dir etwas darüber, wie genau Söldner es mit der Loyalität nehmen?«
Argor sah ihn überrascht an und zuckte dann mit den Schultern. »Nicht dass ich mich erinnere. Ich kann nur so viel sagen: Von der Loyalität ihrem Auftraggeber gegenüber hängt der Ruf einer Söldnerkompanie ab. Es macht ein schlechtes Bild, mitten im Kampf die Seiten zu wechseln. Warum fragst du?«
»Weil der Anführer der Söldner bei einem Gespräch mit seinem Stellvertreter sagte, dass er es bereue, dem Vertrag über die Soldzahlung zugestimmt zu haben. Er wolle jetzt endlich Gold sehen.« Garret grinste breit. »Es sieht so aus, als wäre ihr Sold überfällig.«
Die anderen hatten der Unterhaltung zugehört, vor allem Tarlon sah skeptisch drein, aber es war Vanessa, die das Wort ergriff.
»Worauf willst du hinaus?«, fragte sie vorsichtig.
Garret schnitt den Apfel in zwei Teile und bot ihr eine Hälfte an. »Unsere Söldner sind mehr als unzufrieden. Sie haben einen Teil ihrer Leute verloren, als diese durch das magische Tor gehen mussten, und mittlerweile macht sich der Anführer auch Sorgen um den Trupp, den er zum alten Turm geschickt hat. Wenn sie sehen, was von ihren Leuten am Turm übrig ist, wird der Unmut noch größer werden.«
Sein Lächeln verschwand. »Ich weiß, dass sie unsere Feinde sind,
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