Die Krone von Lytar
Hauptmann, während Tarik fluchte und das Insekt schließlich mit der Spitze eines Armbrustbolzens aufspießte. »Und lasst das Seil liegen!«
Sie alle wichen etwas zurück, genau zur rechten Zeit, wie sich herausstellte, denn plötzlich schoss aus dem hohen Gras ein schmaler Strom der Kreaturen hervor und schwärmte über den Stein mit den Resten des Dörrfleischs.
»Flinke Biester«, sagte Tarik dann leise, und der Hauptmann legte Garret die Hand auf die Schulter, während er zusah, wie die schwarze glänzende Welle über den Köder hinwegflutete. Als sie wenige Augenblicke später wieder in das hohe Gras zurückwich, nickte er bedächtig. Sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, und seine Hand wog schwer auf Garrets Schulter. Von dem Köder war nichts mehr zu sehen, auch das Stück Leder, mit dem man ihn am Stein festgebunden hatte, war spurlos verschwunden.
»Also ist es wahr.«
Garret nickte nur.
»Sie hatten keine Chance«, sagte der Heiler und machte ein vertrautes Zeichen vor seiner Brust. Dann seufzte er. »Gegen so etwas schützt keine Rüstung.«
Der Hauptmann nickte langsam. »Ich habe ihrer Mutter versprochen, gut auf sie aufzupassen«, sagte er dann. Seine Stimme klang auf einmal rau. »Und jetzt kann ich sie nicht einmal mehr begraben.« Ein Muskel spielte an seiner Wange, dann richtete er seine durchdringenden fahlblauen Augen wieder auf Garret, während er den Heiler ansprach.
»Was meinst du, Helge? Denkst du, dass Belior von diesen Gefahren wusste?«
Der Heiler legte nachdenklich den Kopf auf die Seite. »Vielleicht nicht von diesen Gefahren. Aber ich weiß noch, wie sehr ich mich gewundert habe, dass er uns dazu bestimmte, den Wald nach diesem Turm abzusuchen, und nicht eine Kompanie seiner Leute geschickt hat. Und dass er überhaupt eine ganze Kompanie dafür abstellte.« Er sah zu dem wogenden Gras hinüber. »Aber ich denke, wir kennen nun den Grund. Er betrachtet uns als entbehrlich.«
Tarik nickte zustimmend. »Das wissen wir, seitdem er Maron und seine Jungs durch das magische Tor schickte. Wir haben nie wieder etwas von ihnen gehört.« Er sah den Hauptmann eindringlich an, und Garret verstand, dass Hendriks vielleicht der Anführer sein mochte, aber die Entscheidungen nicht immer von ihm allein getroffen wurden.
»Also, Garret. Das war doch dein Name, nicht wahr?«, meinte der Anführer, und Garret nickte. »Dann unterbreite uns dein Angebot.«
Garret zog die Goldkrone aus seiner Tasche und hielt sie dem Anführer hin. Er holte tief Luft und legte dann all seine Überzeugungskraft in seine Stimme.
»Das Doppelte von dem, was Belior Euch an Sold zahlen wollte, und zwar in diesen Münzen und für die Dauer des Krieges sowie weitere zwei Jahre danach. Zudem ein Haus, genügend Land und rechtschaffene Arbeit für den, der will. Sozusagen eine Heimat, für die es sich zu sterben lohnt.«
»Du denkst wirklich, wir würden uns von Belior abwenden und den Vertrag mit ihm brechen? Wir sind Söldner, aber nicht ehrlos!«, erwiderte der Hauptmann, und seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
»Euch den Sold nicht zu zahlen, halte ich auch nicht gerade für ehrenvoll«, konterte Garret.
Die Augen des Hauptmanns verengten sich. »Ist das so, ja?«, fragte dieser drohend, und Garret musste seinen ganzen Mut zusammennehmen, um nicht einen Schritt zurückzuweichen.
»Ich hörte Euch im Lager darüber reden«, erklärte er hastig, »und da dachte ich mir, dass wir einander helfen könnten, anstatt uns zu bekämpfen. Glaubt mir, es ist ein gutes Angebot.« Er sah die Söldner reihum an. »Ihr kämpft für die falsche Seite!«, fügte er dann ernsthaft hinzu. »Beliors Gier nach Macht ist unrecht.«
»Und du denkst, das interessiert uns?«, fragte Hendriks, während er die Münze ansah, die Garret ihm noch immer hinhielt. »Sogar mehr noch als das Gold?«
»Ja«, antwortete Garret. »Mein Angebot, den doppelten Sold zu zahlen, ist ernst gemeint. Doch das Gold wiegt weniger als das andere.« Er schluckte. »Ich weiß nicht, wie es ist, ein Leben lang kämpfen zu müssen, aber …«
Hauptmann Hendriks unterbrach Garret mit einer unwirschen Geste. »Du hast genug geredet.« Er sah Garret an und schüttelte den Kopf. »Du bist noch so jung und riskierst Kopf und Kragen, um uns dieses Angebot zu machen. Dir muss es sehr ernst damit sein, nicht wahr?«
Diesmal nickte Garret nur und schluckte zweimal, denn er hatte plötzlich einen äußerst trockenen Hals.
»Eine Heimat, für die es sich zu
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