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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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passieren. Offensichtlich waren auch die Schützen nicht gewillt, im Regen zu verharren, wenn sich der Feind nicht einmal blicken ließ.
    So gelangten die drei ungeschoren auf die andere Seite der breiten Straße, die nach Osten zur Königsbrücke führte.
    Es war letzten Endes das Gewitter, das es ihnen ermöglichte, sich durch die Reihen des Gegners hindurchzuschleichen, auch wenn immer wieder Blitze zu Boden zuckten, als würde die alte Stadt den Zorn der Götter noch immer anziehen. Noch nie zuvor hatten Elyra oder Argor ein solches Gewitter erlebt.
    Einmal schlug ein Blitz so nahe bei ihnen ein, dass feuchtheiße Luft sie zur Seite warf, als wären sie nichts weiter als welke Blätter in einem Sturm. Argor dankte dem Himmel für seine Rüstung, als er sich nach seinem kurzen Flug kopfüber in den scharfkantigen Trümmern eines Hauses liegend wieder fand.
    Die Vernunft, so dachte er, gebot es eigentlich, den Schutz irgendeines Kellers aufzusuchen, doch stattdessen eilten sie weiter, bis sie schließlich eine endlos lange, steile Treppe erklommen, deren Stufen für Menschenbeine gemacht waren und Argor somit größte Entschlossenheit abverlangten, zumal das Geländer rechts der Stufen zum größten Teil weggebrochen oder, wo es noch stand, brüchig war, sodass bereits ein unbedachter Fehltritt in die Tiefe führen konnte. Dies war für ihn der härteste und schwierigste Teil der Reise. Immer wieder war es Knorre, der den jungen Zwerg über geborstene Treppenstufen zog und ihn stützte, wenn er strauchelte. Doch dann hatten sie ihr Ziel erreicht, und Argor wagte kaum, sich umzusehen, denn durch den Schleier dichten Regens war noch genügend zu erkennen, um seine neu gefundene Entschlossenheit wieder zu gefährden.
    Als Knorre von einem Damm gesprochen hatte, hatte Argor eher an den Bau eines Bibers gedacht. Doch was er nun vor sich sah, stellte alles in den Schatten, was er je gesehen oder für möglich gehalten hätte. Über die Treppe waren sie auf den östlichen der beiden Begrenzungstürme eines Bauwerks gelangt, das einst in einem sanften Bogen das Tal verschlossen hatte, durch das der Lyanta floss. Dadurch war der Fluss aufgestaut worden, und Argor wagte sich nicht vorzustellen, wie es damals ausgesehen haben muss. Nun jedoch hatte ein breiter Riss den Damm gespalten, sodass er das Wasser nur noch bis zur halben Höhe zurückhielt. Dennoch erstreckte sich zwischen Damm und Hügeln der größte See, den Argor je gesehen hatte. Gute vierhundert Schritt war dieses Bauwerk lang gewesen und gute dreißig Schritt dick – ein ungeheuer mächtiger Festungswall, dessen gesamte Stärke jedoch gegen die Kraft des Wassers gerichtet war.
    Der östliche Turm, auf dem sie standen, war dem Wüten des Windes schutzlos ausgeliefert. Der Sturm peitschte ihre Haare und ließ Elyras und Knorres Roben knattern. Selbst der stämmige Argor befürchtete, die Kraft des Windes könnte ihn über die niedrige Mauer drücken, die den Turm umgab. Dieser war gut hundert Schritt hoch, und tief unter ihnen strömte das Wasser donnernd durch den gewaltigen Riss, um dann tosend und brodelnd an gigantischen Steinbrocken vorbei durch die Überreste eines Kanals in das Bett des Lyanta zu fließen.
    Hier, bemerkte Argor, war das Wasser noch klar. Was immer also den Fluss verdorben hatte, musste sich weiter südlich in der Stadt befinden.
    Immer wenn ein Windstoß den Vorhang des Regens lichtete, erhaschte Argor einen Blick auf das Lager des Feindes. An einem sonnigen Tag hätte man von hier aus tatsächlich den Feind beobachten können, zumindest Elyra mit ihren scharfen Augen. So aber sah man nur undeutlich regennasse Zelte und dunkle Gestalten, die versuchten, ihre Unterkünfte daran zu hindern, zusammenzubrechen oder fortgerissen zu werden.
    Ihnen schräg gegenüber standen in rund sechshundert Schritt Entfernung die massiven Gebäude des alten Markts, der direkt an den Hafen angrenzte. Von den Gebäuden war die alte Börse das erhabenste, und auf deren Dach konnte Argor, immer wenn der Wind den Regen vertrieb, die bedrohliche geflügelte Gestalt des Drachen ausmachen. Das wenige, das er hatte erkennen können, reichte aus, um ihm den Mut zu nehmen. Gegen diese Streitmacht würde der Trupp aus dem Dorf, so schlecht gerüstet und ausgebildet, wie die Männer waren, kaum bestehen können.
    Langsam ließ er sich an der Mauer herabsinken und schloss die Augen.
    »Kommt«, hörte er in diesem Moment Knorre über den Sturm rufen und fühlte die Hand

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