Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt

Vom Netzwerk:

tatsächlich etwas bleich um die Nase herum. »Ich gebe es nicht gerne zu, Argor, aber ich habe Angst. Angst, dass der Drache wiederkommt. Angst, dass noch viele andere von uns sterben müssen. Angst, dass einem von euch etwas passiert.« Er holte tief Luft. »Ich dachte, das wüsstest du.«
    Argor sah ihn überrascht an. Dann lächelte er leicht. »Nein, das habe ich nicht gewusst. Ich dachte, du hast nur deine übliche große Klappe.«
    »Ich verrate dir etwas. Immer dann, wenn ich die größte Klappe habe, habe ich auch die größte Angst.«
    »Dann hast du also auch Angst vor Miriana«, grinste Elyra.
    Miriana war die Tochter des Bäckers und galt im ganzen Dorf als die Schönste der jungen Frauen. Allein ihr Anblick reichte aus, um die jungen Männer im Dorf in sabbernde Idioten zu verwandeln. Bis auf Tarlon und Garret. Tarlon schien sie gar nicht wahrzunehmen, und Garret ärgerte sie, wann immer sich die Möglichkeit dazu bot.
    »Darauf kannst du wetten«, lachte Garret und schlug Argor auf die Schulter. »Alter Freund, mach dir keine Sorgen, denn sie sind unbegründet. Aber sollte ich die Magie dennoch irgendwann einmal falsch einsetzen, hast du hiermit meine Erlaubnis, mir dafür in den Hintern zu treten.« Er sprang wieder auf die Beine. »Und jetzt lasst uns das Depot öffnen!«
    »Gerne«, antwortete Elyra. »Nur wie?«
    »Es muss einen Weg geben«, erwiderte Garret und trat gegen die Steinwand. »Geh auf, verdammt noch mal!«
    Mit einem lauten Rumpeln schwang die Wand so schnell zur Seite, dass Garret nicht mehr rechtzeitig wegspringen konnte und durch die Bewegung wie von einer riesigen Hand von dem kleinen Absatz über der Quelle herunter gekehrt wurde. Er fiel die Böschung herab und landete mit einem lauten Platschen der Länge nach im Wasser des kleinen Bachlaufs.
    Als er sich patschnass und noch immer völlig fassungslos wieder aufrappelte, fing Argor schallend an zu lachen, und auch Elyra und Tarlon fielen nach einer Weile in sein Gelächter ein.

    »Was war denn daran so lustig?«, fragte Lamar. Der alte Mann schwieg und zog an seiner Pfeife. Lamar blickte sich im Gasthof um, sah aber überall nur in grinsende Gesichter. »Ich verstehe nicht! Schließlich hätte er sich dabei den Hals brechen können!«
    »Vielleicht genau deshalb«, schmunzelte der Geschichtenerzähler und nahm einen weiteren Schluck Wein.
    Lamar schüttelte den Kopf. »Gut. Von mir aus. Wie ging es weiter? Sie haben das Depot also geöffnet. Was geschah dann?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte nur, dass sich die Steinplatte bewegt hat.«

    »Mist«, sagte Garret.
    Die anderen nickten nur. Zwar war die Steinplatte zur Seite geschwungen, gab aber nun den Blick auf eine zweite Wand frei, die aus bläulich schimmerndem Stahl war. Die Wand war etwa drei Mannslängen hoch und fünf Mannslängen breit. Es war eine massive Platte, und nur eine außen umlaufende, fast nicht sichtbare Linie ließ vermuten, dass sie zu öffnen war. In ihrer Mitte, in einem Kreis von etwa einem Schritt Weite, befanden sich sieben goldene Siegel.
    Aber es waren nirgendwo eine Klinke, ein Schloss, ein Hebel oder gar Türangeln zu sehen. Argor trat vor und schlug mit seinem Hammer gegen den Stahl. Ein heller, singender Klang ertönte, dann prallte der Hammer auch schon vom Stahl zurück. Argor fluchte leise, wedelte mit seiner Hand und musterte dann die Aufprallstelle. Doch da war nichts. Der Hammer hatte keinerlei Spuren an der Wand hinterlassen.
    »Götter«, hauchte er ehrfürchtig. »Was für ein Stahl.« Er drehte sich zu den anderen um. »Der Stahl ist dem eurer Schwerter ganz ähnlich, nur dass er nicht schwarz ist.«
    »Also wenn wir nicht herausfinden, wie wir sie aufbekommen, müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen«, stellte Garret fest. Er ging einmal um den gesamten Hügel herum. »Sieht das für dich auch so aus, als ob der ganze Hügel aus Stahl ist?«
    Der Zwerg nickte. »Ich verstehe nur nicht, wie sie Platten von dieser Größe überhaupt fertigen konnten«, meinte er dann. »Was für eine Esse …« Er sah die anderen an. »Ich habe wie ihr die Geschichten von Alt Lytar gehört und sie auch geglaubt. Aber diese Stahlwand hier ist aus einem Stück. Und sie ist poliert!«
    »Ja?«, fragte Garret höflich, ohne seine Augen von der Platte mit den sieben Siegeln abzuwenden.
    »Niemand kann ein Stück in dieser Größe fertigen!«, behauptete Argor.
    »Wie du siehst, konnten sie es. Jetzt müssen wir nur noch hinein.« Garret