Die Krone von Lytar
bin deshalb gegen Magie, weil ich nicht will, dass euch etwas zustößt, wenn ihr euch mit der Magie des alten Reiches beschäftigt. Schließlich seid ihr meine Freunde.«
Garret war auf einmal todernst geworden. »Ich werde die Magie nicht missbrauchen. Das schwöre ich dir, Argor.«
Argor sah ihn daraufhin lange prüfend an, dann nickte er.
Tarlon, der bislang kein einziges Wort zu der ganzen Sache verloren hatte, griff nun entschlossen zu seinem Packen. »Wir haben jetzt jeden Winkel hier durchsucht. Die Ratten sind vernichtet, wie wir es uns vorgenommen haben, also lasst uns gehen. Es ist früh am Morgen, draußen ist es bereits hell, und wir haben noch eine Aufgabe zu erfüllen.«
Erst viel später sollte Elyra auffallen, dass Tarlon der Einzige von ihnen gewesen war, der sich überhaupt nicht über das geäußert hatte, was er gelernt oder in den Kugeln gesehen hatte.
»Hat Ariel etwas darüber gesagt, dass das Wasser in diesem Wald auch vergiftet ist?«, fragte Garret, als er sich zu der Quelle eines kleinen Baches herunterbeugte.
Das Wasser entsprang der Steinwand eines Hügels am Rand der Lichtung. Der Hügel war dicht bewachsen, und zu seinen Füßen hatte sich bereits ein kleiner Teich gebildet.
Tarlon sah sich auf der Lichtung um. Alles schien friedlich, und das ungute Gefühl, das ihn die ganze Zeit über bedrückt hatte, war hier auf einen Schlag von ihm gewichen. Von diesem Fleckchen Erde ging eine Ruhe aus, wie sie nur ganz wenigen Plätzen, die er kannte, zu Eigen war. Einer davon war der Schrein von Mistral.
Und so gab Tarlon seinem Freund zu verstehen, dass er das Wasser beruhigt trinken konnte. Er atmete tief durch. Die Luft roch nach Gras, Blüten und Sommer. Wer weiß, dachte er bei sich, vielleicht war dies ja auch ein heiliger Ort, selbst wenn hier kein Schrein oder Tempel errichtet worden war.
Elyra hatte es sich indes nahe dem Bachlauf bequem gemacht und wusch sich ihr Gesicht, während Argor, auf den Stiel seines Hammers gestützt, immer noch argwöhnisch die Umgebung begutachtete.
»Von dieser Magie kann nichts Gutes kommen«, nahm Argor seine Befürchtung von vorher wieder auf.
»So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, antwortete Elyra, während sie sich mit einem feuchten Lappen das Gesicht wusch. »Denke daran, dass es Magie war, die Garret und mir das Leben rettete.«
»Ohne Magie wärt ihr nicht in diesen Zustand versetzt worden«, knurrte Argor. »Wir sollten wirklich die Finger davon lassen.«
»Es waren die Hunde, die mich beinahe getötet haben, und nicht Magie«, gab sie zurück.
»Ach ja?«, ereiferte sich Argor. »Und was waren das für Hunde? Jedenfalls keine normalen.«
»Streitet euch nicht«, mischte sich Tarlon ein, der Garret seinen Wasserschlauch reichte, damit dieser ihre Vorräte neu auffüllen konnte. »Argor, die Magie, die Ariel verwendet hat, ist etwas anderes.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Argor und sah zu seinem großen Freund hoch.
»Es war heilende Magie. Göttliche Magie, gegeben durch ein Gebet. Ich habe davon gelesen, und auch davon, dass es eine Göttin des Waldes geben soll. ›Dame des Waldes‹ nennt man sie oder auch Mieala. Ich glaube, Ariel dient ihr.« Er lächelte. »Die Sera Bardin erzählte, dass die Erscheinungsform der Göttin des Waldes ein Einhorn wäre. Und dass sie sich nur denjenigen zeigen würde, die ihre Wälder wertschätzen und sich in ihren Dienst stellen.«
»So wie dieser Wald hier beschaffen ist, hat er einen Priester des Waldes auch bitter nötig«, sagte Elyra ernsthaft. »Es passt zu Ariel.«
»Wenn Ariel ein Priester ist, dann fresse ich einen Bogen. Mit Sehne«, konterte Garret. »Ich kann mir Ariel einfach nicht vorstellen, wie er eine Predigt hält!«
»Ich glaube, das Priestertum der ›Dame des Waldes‹ ist ein anderes«, lächelte Tarlon und nahm den gefüllten Trinkschlauch mit einem dankbaren Nicken entgegen. »Aber das fragst du ihn am besten selbst.«
»Ich frage mich, was er hier macht«, grummelte Argor. »Ich meine, er ist ein Elf. Ein Unsterblicher, der schon seit Jahrhunderten lebt. Mit was verbringt er hier nur seine Zeit?«
»Vielleicht kümmert er sich einfach nur um den Wald und versucht, ihn zu heilen, soweit es ihm möglich ist?«
»Und das soll alles sein? Die Bäume pflegen?«, fragte Argor.
»Nur weil sie langsam wachsen und lange leben, bedeutet das noch nicht, dass sie keine Pflege brauchen«, gab Tarlon zu bedenken. »Und Ariel lebt im Gegensatz zu uns Menschen
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