Die Kugel und das Opium
demonstriert, wodurch sie eine Gewehrsalve nach der anderen von den Soldaten und aus den Militärfahrzeugen auf sich zogen. Viele gingen zu Boden, auch er wurde von einer Kugel getroffen, die die Schlagader am Oberschenkelansatz zerriss und zu heftigen Blutungen führte. Er wurde sofort zur Notaufnahme des benachbarten Krankenhauses Nr. 301 getragen, die Soldaten mit gezückter Waffe immer hinterher, sie schrien: »Rettungsmaßnahmen sind nicht erlaubt! Keine Bluttransfusionen!« Den Ärzten und Schwestern, die die Notmaßnahmen vorbereiteten, blieb nichts anderes übrig, als mit starrem Blick zuzuschauen, wie er in den frühen Morgenstunden verstarb. Seine Mutter ertrug den Schmerz über den Verlust ihres Sohnes nicht und starb kurz darauf an Herz- und Nierenversagen. Seine Asche ist auf dem Taiziyu-Friedhof unter der Nummer 83 beigesetzt, Namen und Grabstein gibt es keinen.
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Liu Yansheng,
männlich, 37 Jahre, Arbeiter am Forschungsinstitut für elektrische Haushaltsgeräte
In der Nacht des 3 . Juni 1989 durchschlug eine verirrte Kugel an der Einmündung der Chang’an beim Kulturpalast des Volkes seinen Leib, die Notaufnahme im Postkrankenhaus konnte ihm nicht mehr helfen, und er starb an dem Blutverlust.
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Wen Jie,
männlich, 26 Jahre, Magister der Chinesisch-Abteilung der Universität Beijing, Lehrer an der Beijinger Akademie für Mode
Wegen aktiver Teilnahme an der Studentenbewegung wurde er nach dem Massaker vom 4 . Juni von den zuständigen Behörden verhaftet, während seiner Zeit im Knast hatte er Leibkrämpfe, die Diagnose lautete: »Darmkrebs im Endstadium«. Nicht lange nach seiner Behandlung außerhalb des Gefängnisses hat er das Zeitliche gesegnet.
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Li Huiquan,
männlich, 35 Jahre, Journalist bei der Beijinger
Zhongguo yejinbao
(Chinesischen Metallurgie-Zeitung)
In den frühen Morgenstunden des 4 . Juni 1989 kam er im Süden der Liubukou-Straße vorbei und wurde erschossen, Einzelheiten sind nicht bekannt. Am 11 . Juni ist seine Familie seinen Spuren gefolgt, als sie seine sterblichen Überreste im Postkrankenhaus entdeckte, fehlte der Leiche der Kopf.
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Zhang Runing,
männlich, 32 Jahre, stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung Russisch des Internationalen Radios Chinas
Am 3 . Juni überquerte er gegen elf Uhr auf dem Fußweg von zu Hause zu seiner Einheit die Straße und wurde in der Nähe der Brückenauffahrt am Muxidi von einer Kugel getroffen. Das Dumdumgeschoss riss ihm ein Loch in den Unterleib. Er wurde von der Menge zur Notaufnahme des Fuxing-Krankenhauses geschafft, aber es war zu spät. Seine sterblichen Überreste wurden auf dem Futian-Friedhof in der westlichen Vorstadt beigesetzt.
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Liu Fenggen,
männlich, 40 Jahre, Arbeiter in einer Fabrik für Bohrgeräte des Ministeriums für Geologie
Gegen zehn Uhr am Abend des 3 . Juni 1989 hat er aus Gründen der Moral und der Gerechtigkeit sein Haus verlassen und ist Richtung Xidan, um bei der Rettung der Verwundeten zu helfen, doch unter dem dichten Beschuss ist er nacheinander von drei Kugeln getroffen worden, in den Rücken, in den Arm und ins Herz. Er starb im Krankenhaus in der Erlong-Straße in Beijing-Stadt. Seine sterblichen Überreste waren zunächst in der Urnenhalle am Laoshan, wenig später fanden sie Ruhe bei seiner Familie.
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Li Meng,
weiblich, 32 Jahre, Wissenschaftliche Assistentin des Staatlichen Komitees für die Reform von Sprache und Schrift Beijing-Stadt
Am 4 . Juni 1989 bei Tagesanbruch hat sie ihren von einem Dumdumgeschoss schwer verletzten Mann am Straßenrand aus einem Berg von Leichen ausgegraben und ihn auf schnellstem Weg in die Notaufnahme eines Krankenhauses geschafft. Unglücklicherweise wurde ihr Geist von all dem Blut so erschüttert, dass sie am Ende den Verstand verlor. Ende 1990 ist sie in der Nähe ihres Zuhauses vermisst worden, ihre Angehörigen haben überall nach ihr gesucht, das ist nun schon Jahre her, aber man hat »kein Lebenszeichen von ihr und auch ihren Leichnam nicht gefunden«. Aus diesem Grund hat das Amt für Öffentliche Ordnung eine »Todesnachricht« ausgehängt und ihr den Wohnsitz entzogen.
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Ben Yunhai,
männlich, 22 Jahre, Angestellter beim Büro des Nachbarschaftskomitees Guang’anmennei, Beijing-Stadt
Am Abend des 3 . Juni 1989 hat er das Haus verlassen und ist die ganze Nacht nicht heimgekommen, seine Familie hat am nächsten Tag seinen Leichnam im Fuxing-Krankenhaus entdeckt, sein Leib war von einem Dumdumgeschoss
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