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Die Kultur der Reparatur (German Edition)

Die Kultur der Reparatur (German Edition)

Titel: Die Kultur der Reparatur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang M. Heckl
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30 Euro kaputtgeht, kann man es niemandem verübeln, dass er keinen neuen einnähen lässt, gerade wenn der Fachmann oder die Fachfrau dafür einen Preis verlangt, der den der Jacke überschreitet. Nicht so bei einer teureren Jacke. Hier rentiert sich die Reparatur eher.Und sie kommt im Schnitt, denn auch manch teures Produkt ist schlecht verarbeitet, deutlich seltener vor, denn es werden haltbarere Reißverschlüsse verarbeitet. Die Umweltbilanz ist eine bessere.
    Genauso verhält es sich mit einem Anzug im Zwanziger-Jahre-Stil, den ich von meinem Großvater geerbt habe. Man sieht, dass er mehrmals umgenäht worden ist, je nachdem, ob der Träger mal schlanker oder beleibter war, aber das war schon bei der Herstellung mit berücksichtigt, weil Langlebigkeit, Veränder- und Reparierbarkeit zur damaligen Zeit ein vernünftige Verkaufsargumente für Produkte waren. Man gab daher nicht nur Ersatzknöpfe hinzu, auch mit Extrastoff und Extrafutter zum etwaigen Herauslassen wurde nicht gegeizt. Heute wird bei Kleidung stattdessen viel zu häufig mit heißer Nadel gestrickt – manchmal muss man eine Strickjacke nur aus dem Schrank nehmen und anziehen wollen, schon fallen die Knöpfe ab.
    Natürlich wäre es wichtig, schon beim Kauf auf Qualitätsprodukte zu achten, und dazu gehört ganz gewiss auch die Frage der Reparaturfähigkeit: ob Ersatzteile lieferbar sind, ob zum Beispiel bei Geräten weniger geklebt und verschweißt, sondern vielmehr verschraubt ist, ein Hinweis auf spätere Reparaturfähigkeit. Da sich nicht jeder teure Produkte leisten kann, ist es essenziell, auch bei günstigeren zu fordern, dass die Garantielaufzeiten mindestens fünf Jahre oder sogar noch mehr betragen. Hersteller könnten die Produkte langlebiger gestalten, ohne die Preise in exorbitante Höhen steigen zu lassen – und Verbraucher würden mit dem Fokus auf ein langes Leben einen Blick dafür bekommen, wie kostbar der erstandene Gegenstand ist: ein erster Schritt gegen die Ex-und-hopp-Mentalität.
    Firmen versuchen manchmal, Kunden mit falschen Behauptungen hinters Licht zu führen. Zum Beispiel wird behauptet, dass Waschmaschinen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt leistungsfähiger geworden seien und dass sich ihre Qualität auch daran ablesen lasse, dass sie mehr Funktionen und Programme besäßen. Es hat sich gezeigt, dass dies nicht immer stimmt. Auch in der gehobeneren Preisklasse haben viele Geräte, speziell Elektrogeräte, ihre Schwachstellen. Gerade Waschmaschinenheizungen halten nicht mehr wie früher durchschnittlich fünfzehn Jahre. Heute, wie viele Elektroexperten wissen, müssen sie nach sieben, acht Jahren ausgebaut werden. Was dann wieder kaum noch lohnt, weil die Reparaturkosten sich fast mit den Kosten einer Neuanschaffung decken. So hat die Industrie wieder ein neues Wegwerfprodukt auf den Markt gebracht.
    Vielleicht müsste man eine Form der Steuerung erfinden: So wie man als Kraftwerk für in die Umwelt abgegebenes CO 2 Emissionszertifikate kaufen muss, müssten Firmen, die auf Kurzlebigkeit ihrer Produkte setzen – ich spreche hier nicht von der Haltbarkeit einer Mettwurst, wobei die Kurzlebigkeit von Lebensmitteln ebenfalls ein interessantes Thema ist, sondern von technisch odermanuell hergestellten Waren –, mit einer Abgabe belegt werden: weil sie dadurch die Umwelt mehr schädigen als solche, die auf langlebige Produkte setzen. Außer sie sind zu hundert Prozent recycelbar.
    Es war bereits sehr sinnvoll, technische Geräte wie Kühlschränke, Herde oder Waschmaschinen mit Plaketten auszuzeichnen, die auf ihre Energieeffizienz hinweisen. Warum sollte man keine Langlebigkeitsklassen fordern und vergeben, es müssen ja nicht immer gleich Steuern und Sanktionen sein? Das könnte auch in der Werbung eine Rolle spielen: „Unser Produkt ist langlebiger als das von der Konkurrenz.“ Hip ist dann nicht mehr das neueste Handy, das ich auf dem Schulhof in der Hand halte, sondern dasjenige, das den Sturz auf den Boden überlebt und überhaupt am längsten hält.

Die Schwimmbadpumpe
    Schlechtes Produktdesign kann aber auch so aussehen: Eines Tages war bei uns zu Hause die sicher zwanzig Jahre alte Schwimmbadpumpe defekt. Nicht jeder hat eine Schwimmbadpumpe im Blickfeld, wenn er an Reparaturen denkt, aber in unserem Haushalt gibt es nichts, was meinen Reparaturanstrengungen entkommen kann. Eines Tages traf es eben die Schwimmbadpumpe. Irgendetwas schien da Rost angesetzt zu haben, und als ich sie aufgrund der Verrostung mit etwas

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