Die Kultur der Reparatur (German Edition)
(Forschreiten des Reparaturvorgangs) bis zur Rekursion (hat die Reparatur geklappt?) führt.
Im Falle meines Problems, keine Musik hören zu können, konnte ich als Abschluss der Analyse festhalten: Es klappt nicht, das Tonsignal auf einen anderswo als intakt getesteten Kopfhörer zu leiten. Der interne Lautsprecher im Computer funktioniert und spielt meine Musik ab. Daher kann das Problem eingekreist werden. Das Problem ist nicht der Kopfhörer und nicht der Computer, es muss in der Verbindungsstelle zwischen Kopfhörer und Computer, also im Kopfhörerstecker verborgen sein.
Das erforderte die nächste Aktion: Konzentration auf die Steckerbuchse. Diese wollte ich von innen untersuchen, doch um in sie hineinschauen zu können, brauchte ich zwei Dinge: eine helle Lampe und eine Lupe. Besseres Sehen hat schon manche Erkenntnis ermöglicht. Der Einsatz des Vergrößerungsglases brachte es dann auch tatsächlich ans Licht: Die Spitze des Steckers eines alten Audioverbindungskabels war in der Buchse hängen geblieben, abgebrochen, ohne dass ich es bemerkt hatte.
Was jetzt? Es gab zwei Alternativen zur Reparatur des Problems. Die eine hatte damit zu tun, das Computergehäuse zu öffnen und die Buchse von innen von dem abgebrochenen Teil zu befreien, die andere, es ungeöffnet, also von außen zu versuchen. Beiden Möglichkeiten näherte ich mich an, noch wollte ich keine Entscheidung für die eine oder andere Option treffen. Natürlich besaß ich eine Bedienungsanleitung für mein MacBook Air, aber keine dafür, wie ich es öffnen konnte, um zu sehen, was es genau mit der Buchse auf sich hatte. Schon aus früheren Reparaturen wusste ich, dass es auf Youtube hervorragende kleine Anleitungen gibt, um solche Defekte wieder in den Griff zu bekommen. Diese hatten Leute aus den unterschiedlichsten Ländern der Erde ins Netz gestellt, weil sie mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt und die Defekte erfolgreich repariert hatten. Noch dazu waren sie für Hightech-Laien nachvollziehbar und verständlich erklärt, sodass mit ihnen auch scheinbar komplexe Probleme gelöst werden können. Selbst wenn sie mal nicht konkret anleiten, helfen sie einem dabei, den richtigen Dreh zu finden, die genial einfache Idee.
Ein Blick ins Internet führte mich schnell zu einschlägigen Foren, in denen Reparaturanleitungen für mein Notebook kursierten. Aber noch hielt mich etwas davon ab, gleich das ganze Gerät zu öffnen. Gab es nicht vielleicht doch eine Chance, das in der Buchse steckende Vorderteil des abgebrochenen Klinkensteckers mit der Pinzette herauszuziehen? Doch bevor ich das Experiment mit der Pinzette wagte, nahm ich einen alten, ausgedienten Kopfhörerstecker und zerlegte ihn. So konnte ich herausfinden, wie das hängengebliebene Teil überhaupt genau aussah, welche Art von Pinzette ich für meine „Operation“ benötigen würde.
Das Teil, das meinen Kopf zum Rauchen brachte, war nicht größer als zwei Millimeter und röhrenartig konstruiert, hinten offen und vorne geschlossen abgerundet. Es war einfach der eine Pol der Stereoleitung. Bei Betrachtung der Sachlage entschied ich mich gegen eine Pinzette, weil mir schnell klarwurde, dass diese an einem runden, glatten Metallstück wohl nichts zu greifen finden würde. Stattdessen holte ich aus meiner Werkstatt einen Zwei-Millimeter-Gewindebohrer. Das erschien mir erfolgversprechender. Ich wollte von hinten ein Gewinde in die steckengebliebene röhrenförmige Buchse bohren, um danach eine Schraube einzudrehen und diese dann, nun besser mit der Pinzette greifbar, zusammen mit der Buchse herauszuziehen. Leider falsch gedacht. Es ließ sich kein Gewinde in die Kopfhörersteckerhülse bohren, denn diese drehte sich mit. Klar, ein Gewinde kann man nur bohren, wenn das Rohr, in dasman es hineinbohren will, auch fest sitzt. Tat es auch in Achsrichtung. Aber zugleich drehte es sich um die Achse, weil es ein rundes Teil ist. Das hatte ich nicht beachtet, also doch keine gute Strategie.
Vielleicht war die Pinzette doch die bessere Alternative? Mehrmals probierte ich es mit diesem sonst so hilfreichen Greifwerkzeug, genauso oft glitt ich ab. Das Spiel konnte ich endlos fortsetzen. Es war sinnlos.
Blieb also die Möglichkeit, das Computergehäuse aufzuschrauben und sich alles von der Innenperspektive anzuschauen. Eventuell konnte man das Steckerteil von innen ausbauen. Zu bemängeln war, dass der Hersteller es so eingerichtet hatte, dass es bei diesem Modell eines
Weitere Kostenlose Bücher