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Die Kunst des Pirschens

Titel: Die Kunst des Pirschens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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wie ich es bisher getan hatte, von der Annahme auszugehen, daß es der Nagual Juan Matus gewesen sei, der mir geholfen hatte. Sie betonte, ich sei nur deshalb auf den Nagual fixiert, weil dieser eine Vorliebe für die Sprache hatte. Silvio Manuel dagegen sei die schweigende Dunkelheit. Um ihm zu folgen, erklärte sie, müsse ich die parallelen Linien überqueren. Doch um dem Nagual Juan Matus zu folgen, brauchte ich nichts anderes zu tun, als über ihn zu reden.
    Alles, was sie sagten, erschien mir als barer Unsinn. Ich wollte gerade eine, wie mir schien, sehr treffende Bemerkung in diesem Sinn machen, als meine Argumentation buchstäblich in sich zusammenstürzte. Ich wußte einfach nicht mehr den Gedanken, den ich soeben noch gehabt hatte, während er mir noch eine Sekunde vorher als die Klarheit selbst erschienen war; statt dessen befiel mich eine ganz seltsame Erinnerung. Es war nicht das Gefühl von irgend etwas, sondern die tatsächliche faktische Erinnerung an ein Ereignis. Ich erinnerte mich, daß ich einmal mit Don Juan und einem anderen Mann zusammen gewesen war, an dessen Gesicht ich mich nicht erinnern konnte. Wir drei sprachen über irgend etwas, das ich als eine Gegebenheit dieser Welt auffaßte. Es befand sich drei bis vier Meter rechts von mir, und es war eine unvorstellbare gelbliche Nebelbank, die, wie es mir erschien, die Welt in zwei Hälften teilte. Sie erstreckte sich vom Boden bis zum Himmel hinauf, bis ins Unendliche. Während ich mit den beiden Männern sprach, war die Hälfte der Welt zu meiner Linken intakt, während die Hälfte zu meiner Rechten in Nebel gehüllt war. Ich erinnerte mich, daß ich mich damals mit Hilfe von geographischen Punkten orientiert und erkannt hatte, daß die Achse der Nebelbank von Osten nach Westen verlief. Alles, was sich nördlich dieser Linie befand, war die Welt, wie ich sie kannte. Ich erinnerte mich, wie ich Don Juan fragte, was mit der Welt südlich der Linie passiert sei. Don Juan forderte mich auf, mich um ein paar Grad nach rechts zu drehen, und da bemerkte ich, daß die Nebelwand sich im gleichen Maß drehte, wie ich meinen Kopf bewegte. Die Welt war zweigeteilt, und zwar auf einer für meinen Intellekt unbegreiflichen Ebene. Die Teilung schien real, doch die Grenze lag nicht im Bereich des Physischen, sie mußte irgendwie in mir selber liegen. Oder nicht?
    Und noch einen weiteren Aspekt hatte diese meine Erinnerung. Der andere Mann sagte nämlich, daß es eine große Errungenschaft sei, die Welt entzweizubrechen, daß es aber eine noch größere Errungenschaft sei, wenn ein Krieger die Leichtigkeit und Selbstbeherrschung aufbrächte, um die Rotation dieser Nebelwand anzuhalten. Er sagte, die Wand sei nicht in uns; sie sei ganz gewiß draußen in der Welt, sie breche diese entzwei und drehe sich, wenn wir den Kopf bewegten, als ob sie an unserer rechten Schläfe befestigt wäre. Die große Errungenschaft, die darin besteht, das Rotieren der Wand zu verhindern, versetze den Krieger in die Lage, sie anzusehen, und gebe ihm die Kraft, sie zu durchschreiten, wann immer es ihm gefalle.
    Als ich den Lehrlingen erzählte, woran ich mich gerade erinnert hatte, waren die Frauen davon überzeugt, daß jener Mann Silvio Manuel gewesen sei. Josefina als Kennerin dieser Nebelwand erklärte, der Vorzug, den Eligio vor allen anderen habe, liege in seiner Fähigkeit, das Rotieren der Wand anzuhalten, so daß er sie nach Belieben durchschreiten könne. Außerdem, so sagte sie, sei es leichter, beim Träumen in die Nebelwand einzudringen, weil sie sich dann nicht bewege.
    La Gorda schien unter dem Einfluß verschiedener, vielleicht unangenehmer Erinnerungen zu stehen. Ihr Körper zuckte unwillkürlich, bis sie sich schließlich mit Worten Luft machte. Sie sagte, sie könne unmöglich länger die Tatsache leugnen, daß ich Silvio Manuels Gehilfe sei. Der Nagual selber habe sie gewarnt, daß ich sie versklaven würde, wenn sie sich nicht in acht nähme. Sogar Soledad habe ihr geraten, auf mich aufzupassen, weil mein Geist darauf aus sei, Gefangene zu machen und sie zu knechten; und das sei etwas, das nur Silvio Manuel machte. Er habe mich versklavt, und ich wiederum würde jeden versklaven, der mir zu nahe käme. Sie beteuerte, sie habe bis zu jenem Augenblick unter meinem Bann gestanden, als sie in diesem Zimmer in Silvio Manuels Haus saß, als plötzlich irgend etwas von ihren Schultern genommen worden sei.
    Ich stand auf und wankte buchstäblich unter der Wucht von la

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