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Die Kunst des Träumens

Die Kunst des Träumens

Titel: Die Kunst des Träumens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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des Hörsaals und lässt ihn nicht los, bevor du dies willst.« 32 »Ist so etwas aber möglich?«
    »Natürlich ist es möglich. Solch eine Kontrolle unterscheidet sich nicht von der Kontrolle über jede beliebige Situation des täglichen Lebens. Aufgrund ihrer Übung können die Zauberer diese Kontrolle ausüben, wann immer sie wollen. Um dich selbst zu üben, sollst du am Anfang etwas ganz Einfaches tun. Heute Abend sollst du zum Beispiel im Traum deine Hände anschauen.« Viel mehr wurde darüber, im Zustand des Alltagsbewußtseins, nicht gesprochen. Als ich mich aber an meine Erfahrungen in der zweiten Aufmerksamkeit erinnerte, wurde mir klar, daß wir ein viel ausführlicheres Gespräch hatten. Ich kritisierte zum Beispiel die Absurdität eines solchen Vorhabens, und Don Juan empfahl mir, die Sache doch als einen unterhaltsamen Versuch aufzufassen, nicht so ernst und schwer.
    »Solange wir über das Träumen sprechen, kannst du tiefgründig sein, wie du willst«, sagte er. »Erklärungen verlangen stets schwierige Gedanken. Wenn du aber träumst, sollst du dich ganz leicht machen. Das Träumen soll ernsthaft betrieben werden, aber fröhlich und mit der Zuversicht eines sorglosen Menschen. Nur unter dieser Bedingung können sich deine Träume tatsächlich zum Träumen weiterentwickeln.«
    Don Juan versicherte, daß er mir ganz willkürlich den Rat gegeben habe, im Traum meine Hände anzusehen. Etwas anderes wäre genauso gut geeignet. Ziel der Übung sei nicht, etwas Bestimmtes zu suchen, sondern meine Traum-Aufmerksamkeit zu aktivieren. Die Traum-Aufmerksamkeit sei eine Art von Kontrolle über die eigenen Träume, sagte Don Juan, die wir ausüben, um unseren Montagepunkt in einer neuen Position, in die er sich beim Träumen verschoben hat, zu fixieren. Er nannte die Traum-Aufmerksamkeit eine unbegreifliche Fähigkeit unseres Bewußtseins, die immer vorhanden ist und nur darauf wartet, daß wir sie aktivieren: das heißt ihr ein Ziel geben. Diese geheime Fähigkeit hätten wir alle in Reserve, ohne daß wir je die Chance hätten, sie im Alltagsleben zu nutzen.
    Meine ersten Versuche, im Traum nach meinen Händen zu suchen, waren ein Fiasko. Nach Monaten erfolgloser Mühen gab ich auf und klagte wieder bei Don Juan über die Absurdität eines solchen Vorhabens.
    »Es gibt sieben Pforten des Träumens«. antwortete er, »und die Träumer müssen alle sieben aufstoßen, eine nach der anderen. Du stehst vor der ersten Pforte, die sich auftun muß. damit du träumen kannst.«
    »Warum hast du das nicht früher gesagt?«
    »Es hätte keinen Sinn gehabt, dir von den Pforten des Träumens zu erzählen, bevor du nicht selbst mit dem Kopf gegen die erste ranntest. Jetzt weißt du. sie ist ein Hindernis, das du überwinden mußt.«
    Don Juan erklärte, daß es im Energiefluß des Universums so etwas wie Ein- und Ausgänge gibt, und im Fall des Träumens eben sieben Eingänge, die wir als Hindernisse erleben und die der Zauberer als die sieben Pforten des Träumens bezeichnet. »Die erste Pforte ist eine Schwelle, die wir überschreiten, indem wir uns vor dem Einschlafen eine bestimmte Empfindung bewußt machen«, sagte er. »Eine Empfindung, die wie ein angenehmes Schweregefühl ist und uns nicht erlaubt, die Augen zu öffnen. Die erste Pforte haben wir erreicht, wenn wir bewußt einschlafen und uns auflösen in Dunkelheit und Schwere.«
    »Wie kann ich mir bewußt machen, daß ich einschlafe? Gibt es da Regeln zu befolgen?«
    »Nein, es gibt keine Regeln. Man beabsichtigt einfach, bewußt einzuschlafen. Doch über die Absicht und das Beabsichtigen können wir noch nicht sprechen: es wäre zu schwierig. Jeder Versuch, es zu erklären, wäre lächerlich. Darum wundere dich nicht, wenn ich dir sage: Die Zauberer beabsichtigen alles, was sie beabsichtigen wollen, einfach indem sie es beabsichtigen.«
    »Das besagt doch nichts. Don Juan.«
    »Paß auf. Eines Tages wirst du an der Reihe sein, es anderen zu erklären. Dieser Satz kommt dir sinnlos vor. weil du ihn nicht in den richtigen Kontext stellst. Du glaubst. Verstehen sei nur eine Sache der Vernunft, des rationalen Denkens. Für die Zauberer ist Verstehen - und hier spreche ich von Absicht und Beabsichtigen - eine Sache der Energie. Die Zauberer glauben, daß dieser Satz, wenn du ihn für den Energiekörper beabsichtigst, vom Energiekörper ganz anders aufgefaßt wird als vom Verstand. Du mußt den Energiekörper erreichen, und dazu brauchst du Energie.«
    »Wie faßt der

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