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Die Kunst des Träumens

Die Kunst des Träumens

Titel: Die Kunst des Träumens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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gerichtet.«
    »Ist es das Ziel des Träumens. den Energiekörper zu beabsichtigen?« fragte ich, einem sonderbaren Gedanken folgend.
    »Ja, so könnte man es ausdrücken«, sagte er. »In diesem Fall, da wir über die erste Pforte des Träumens sprechen, ist es das Ziel des Träumens. zu beabsichtigen, daß dein Energiekörper sich des Einschlafens bewußt wird. Gib dir aber keine Mühe, dir bewußt zu machen, daß du einschläfst. Laß deinen Energiekörper dies tun. Beabsichtigen heißt Wünschen, ohne zu wünschen, und Tun, ohne zutun. Akzeptiere einfach das Beabsichtigen«, fuhr er fort. »Sei im Stillen, und ohne jeden Gedanken, davon überzeugt, daß du deinen Energiekörper erreicht hast und daß du ein Träumer bist. Dies wird dich automatisch in die Lage versetzen, dir bewußt zu machen, daß du einschläfst.«
    »Wie kann ich mich überzeugen, daß ich ein Träumer bin. wenn ich es doch nicht bin?«
    »Sobald du hörst, daß du dich von etwas überzeugen sollst, flüchtest du dich zu deiner Vernunft. Ja. wie kannst du dich überzeugen, daß di' ein Träumer bist, wenn du weißt, daß du es nicht bist? Beabsichtigen ist beides: das Dich - Überzeugen, daß du ein Träumer bist, auch wenn du noch nie geträumt hast, und das Überzeugtsein davon.«
    »Du meinst also, ich soll mir sagen, ich sei ein Träumer, und mir alle Mühe geben, es zu glauben? Ist es so?«
    »Nein, so ist es nicht. Beabsichtigen ist viel einfacher und zugleich unendlich viel komplizierter. Es verlangt Vorstellungskraft. Disziplin und Zielstrebigkeit. In deinem Fall verlangt das Beabsichtigen unbedingtes Wissen deines Körpers, daß du ein Träumer bist. Mit allen Zellen deines Körpers mußt du fühlen und wissen, daß du ein Träumer bist.«
    Scherzend meinte Don Juan, er habe nicht genügend Energie, um mir noch einmal welche zu borgen. Ich solle selbst lernen, zu beabsichtigen und aus eigener Kraft meinen Energiekörper zu erreichen. Das Beabsichtigen der ersten Pforte des Träumens, sagte er, hätten die alten Zauberer als ein Mittel entdeckt, um die zweite Aufmerksamkeit und den Energiekörper zu erreichen. Mit diesen Worten warf er mich praktisch aus dem Haus und befahl mir. nicht wiederzukehren, bevor ich die erste Pforte des Träumens beabsichtigt hätte.
    Ich fuhr also wieder nach Hause, und monatelang legte ich mich jeden Abend mit der Absicht zu Bett, mir mühsam bewußt zu machen, daß ich einschlief, um im Traum meine Hände zu sehen. Der andere Teil der Aufgabe - mich zu überzeugen, daß ich ein Träumer sei und meinen Energiekörper erreicht hätte - war mir ganz unmöglich.
    Eines Tages dann, bei einem kurzen Mittagsschlaf, träumte mir, ich sähe meine Hände. Es schockierte mich so sehr, daß ich aufwachte. Doch wie sich zeigte, blieb dies ein einmaliger Traum, der sich nicht wiederholte. Wochen vergingen, und es gelang mir nicht, bewußt einzuschlafen oder im Traum meine Hände zu suchen. Irgendwann merkte ich aber, daß ich beim Träumen ein vages Gefühl hatte, als sollte ich etwas tun. woran ich mich nicht erinnern konnte. Das Gefühl wurde so stark, daß es mich fast jede Nacht weckte.
    Als ich Don Juan von meinen vergeblichen Anstrengungen berichtete, die erste Pforte des Träumens zu durchschreiten, gab er mir wenigstens ein paar Hinweise. »Wenn wir die Träumer außerdem, im Traum bestimmte Gegenstände zu suchen, so ist dies ein Vorwand«, sagte er. »Tatsächlich geht es nur darum, sich bewußt zu machen, daß man einschläft. Dies geschieht aber seltsamerweise nicht, indem man sich zwingt, sich das Einschlafen bewußt zu machen, sondern indem man das Bild festhält, das man im Traum sieht.«
    Und er erzählte mir, daß die Träumer mit raschen Blicken alles registrieren, was in einem Traum vorkommt. Wenn sie ihre Traum-Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Gegenstand richten, so dient ihnen dieser nur als Ausgangspunkt. Nun richten die Träumer ihren Blick auch auf andere Gegenstände, kehren aber möglichst oft zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Mit einiger Mühe fand ich tatsächlich Hände im Traum, aber nie waren es meine. Es waren Hände, die nur scheinbar zu mir gehörten. Sie veränderten dauernd ihre Form und wurden manchmal alptraumhaft bedrohlich. Sonst war der Inhalt meiner Träume meist angenehm gleichmäßig. Fast immer konnte ich das Bild dessen festhalten, worauf ich meine Aufmerksamkeit richtete. Wieder vergingen Monate, bis mein Träumen sich eines Tages scheinbar von selbst veränderte. Ich

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