Die Kunst, gelassen zu erziehen
amerikanischer Meditationslehrer ]
Das Leben so annehmen,
wie es ist
Akzeptanz ist auch dann wichtig, wenn es darum geht, Situationen und Gegebenheiten so anzunehmen, wie sie sind. Es löst Stress aus, gegen die Realität anzukämpfen. Das ist so, als ob wir gegen die Wellen ankämpfen, statt auf ihnen zu surfen und dadurch mit voller Energie unseren Kurs zu nehmen. Akzeptanz hat nichts mit Schicksalsergebenheit zu tun, vielmehr damit, dass wir unsere Energie nicht dort einsetzen, wo sie sinnlos vergeudet wird, sondern sie dann verwenden, wenn wir etwas bewirken können.
Gelingt es uns, Sinnvolles zu tun und Sinnloses zu lassen, können wir erkennen, worauf wir Einfluss nehmen können und worauf nicht. So versuchen wir nicht, Dinge oder Menschen zu ändern, sondern wir ändern unsere HALTUNG zu ihnen. Auf die Art können wir vieles mit größerer Gelassenheit nehmen. Wir sehen ein: Ich habe alles getan, was ich in dieser Hinsicht tun konnte, es ist sinnlos, mich deshalb weiter aufzuregen. Diese wertvolle Haltung können wir nicht nur im Leben mit unseren Kindern gut gebrauchen.
Durch Achtsamkeit zu mehr Gelassenheit
Natürlich genügt es nicht, uns vorzunehmen, von nun an gelassen zu sein und eine annehmende Haltung zu zeigen. Aber wir können diese buddhistische Einstellung LERNEN und KULTIVIEREN . Denn auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel! Und schon jeder Versuch, Gelassenheit zu entwickeln, lässt uns ruhiger werden. Ein wesentliches Mittel für mehr Gelassenheit in der Erziehung ist wiederum die Praxis der Achtsamkeit. Wir können uns darin üben, erst durchzuatmen, geduldig zu sein, flüchtige Momente nicht festzuhalten und Dinge nicht um jeden Preis voranzutreiben. Festgefahrene Meinungen und Verhaltensweisen können wir aufgeben, wenn wir erkennen, dass sie nicht richtig sind und uns nicht weiterbringen.
Fehlende Gelassenheit bedeutet immer, dass wir aus dem Gleichgewicht geraten sind. Die Achtsamkeitsübungen, die wir Ihnen in den
vorangegangenen Kapiteln vorgestellt haben, können Ihnen dabei helfen herauszufinden, warum. Ergänzend möchten wir Ihnen noch eine neue Übung
zeigen, mit der Sie Ihre Achtsamkeit kultivieren können. Wenn wir lernen, vollkommen präsent zu sein, jede Wahrnehmung als das zu nehmen, was sie
ist, und uns auf sie einzulassen, wird unsere Erfahrung als Eltern von jenen wunderbaren kleinen Momenten erfüllt sein, die alle Pflichten und
Strapazen wettmachen. Und andererseits hilft uns die ACHTSAMKEITSPRAXIS dabei, nicht vorschnell, stimmungsabhängig oder zu
impulsiv auf schwierige Situationen zu reagieren. Das geht eben nur, wenn wir sehr aufmerksam sind, gerade auch im Alltag. Durch diese besondere
Achtsamkeit gelingt es uns besser, das Leben und seine Umstände mit einem hohen Maß an Akzeptanz und Gelassenheit anzunehmen. Wir können leichter
loslassen, was ohnehin nicht zu ändern ist, und zudem besser mit unseren Sorgen und Ängsten als Eltern umgehen.
ÜBUNG
Vorschläge für Atempausen
Nehmen Sie sich für die kommende Woche Folgendes vor:
Wenden Sie sich vor dem Zubettgehen zwei Minuten lang Ihrem Atem zu.
Wenden Sie sich jede Stunde eine Minute lang Ihrem Atem zu.
Legen Sie hin und wieder eine Hand auf Ihren Bauch und überlassen Sie sich dem Spüren der Atembewegung.
Wählen Sie eine Routinetätigkeit, der Sie besondere Aufmerksamkeit schenken wollen. Eine genügt! Möglichkeiten sind: kochen, putzen, Fahrrad fahren, Zähne putzen, eine Mahlzeit, eine bestimmte Treppe immer achtsam hinaufgehen …
Was fällt Ihnen auf? Wie gehen Sie mit sich um? Erinnern Sie sich daran, dass es nicht darum geht, etwas zu leisten, zu erreichen oder zu ändern. Versuchen Sie, Ihrer Erfahrung mit freundlichem Interesse zu begegnen und das Ganze als eine Entdeckungsreise zu sehen.
Keine Sorge: Alles geht vorbei
Buddha sagt: »Alles, was uns lieb ist, verursacht Schmerz.« Deshalb gehören Sorgen zum Elternsein dazu, denn wir lieben unsere Kinder und wollen sie um jeden Preis beschützen. Dieser Instinkt ist natürlich und für kleine Kinder sogar überlebensnotwendig. Wir sollten also gar nicht erst versuchen, unsere Sorgen loszuwerden, sondern sie als Teil unseres Elternseins AKZEPTIEREN : Sorgen stecken in uns, weil wir ein Leben mit Kindern gewählt haben.
Wenn wir die Sorge um unser Kind akzeptieren – weil wir darauf keinen Einfluss haben –, können wir uns daranmachen, das Beste aus besorgniserregenden, problematischen oder unangenehmen Situationen zu machen – denn
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