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Die Kunst, nicht abzustumpfen

Die Kunst, nicht abzustumpfen

Titel: Die Kunst, nicht abzustumpfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Marks
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die Krisen der nächsten Jahrzehnte überwinden zu können.« (Jungk 1990, 274f.)
    Bereit sein
    Schließlich sollten wir auch für die Möglichkeit bereit sein, dass sich innerhalb kürzester Zeit sehr vieles verändern könnte. Für diesen Fall sollten wir schon im Voraus Ideen entwickeln und bereithalten für die neuen Chancen.

    Beim Fall der Mauer wurde dies versäumt: Entgegen aller Sonntagsreden über Jahrzehnte hatte offenbar keiner der verantwortlichen Politiker die Überwindung der Teilung Deutschlands wirklich für möglich gehalten. Als die Mauer plötzlich fiel, hatte folglich keiner eine Idee, diese historisch einmalige Chance sinnvoll zu nutzen – so wurde sie gründlich vermasselt.
    Im Unterschied zum überraschenden Fall der Berliner Mauer verfügt die Menschheit schon heute über einen reichhaltigen Fundus an Ideen, Konzepten und Technologien für eine friedliche, gerechte und ökologisch überlebensfähige Weltordnung. Diese wurden in den vergangenen Jahrzehnten überall auf der Welt erdacht, entwickelt, erprobt und (zumindest ansatzweise) in die Welt eingebracht. Täglich werden es mehr. So gibt es – neben den vielen Negativ-Meldungen – Tag für Tag auch viele Neuigkeiten, die Hoffnung geben.

3. Schwanger mit Zukunft
    Hoffnung ist die Vision der Gegenwart im Zustand der Schwangerschaft.
    Erich Fromm
     
    Der ganze Reichtum an zukunftsträchtigen Ideen kann sich nur eröffnen, wenn wir uns in den entsprechenden Medien informieren. Hoffnungsvolle Nachrichten finden sich m. E. nach seltener in zynisch-ausgerichteten Nachrichten-Magazinen wie z. B. Der Spiegel , sondern eher in Zeitschriften wie etwa Publik-Forum. Die Bandbreite an Konzepten für eine gelingende Zukunft, die von verschiedensten Fachleuten entwickelt wurden, ist so groß, dass an dieser Stelle nur wenige Stichworte beispielhaft genannt werden können:
    Etwa die Trainings und Fortbildungen für Menschen, die mit Menschen arbeiten (z. B. in gewaltfreier Kommunikation, Mediation und für menschenwürdige Arbeit [Marks 2010]). Oder das Verfahren, Energie und Wärme aus schnell wachsenden Weiden zu erzeugen (Peters 2012). Oder die Technologie, Strom, der momentan nicht gebraucht wird, in so genanntes Windgas umzuwandeln und auf diese Weise zu speichern. Oder die wiederentdeckte Kompostierungsmethode Terra Perta, mit der die Indios vor Ankunft der Spanier üppige Gärten in der dünnen Humusschicht des Amazonasdschungels angelegt hatten (Scheub 2011).
    Damit zukunftsweisende Ideen, Verfahren und Technologien entwickelt werden und in breitem Maße zur Anwendung kommen können, bedarf es jedoch geeigneter Rahmenbedingungen: politischer Weichenstellungen. Etwa die Folgenden: Der Preis für Erdöl und -gas wird erhöht entsprechend den Folgeschäden, die sein Verbrauch verursacht. Die Erzeugung von Energie wird dezentralisiert, Energieproduktions-Genossenschaften werden gefördert. Neue Technologien zur Erzeugung
regenerativer Energien werden erforscht und deren Anwendung gefördert. Energiesparen wird belohnt, u.a. dadurch, dass die Verbrauchswerte besonders Energie-effizienter Unternehmen nach kurzer Zeit zum Standard für alle werden (Beste u.a. 2009). Bei allen Produkten werden die Käufer über deren ökologische Kosten (CO2-Ausstoß, Verbrauch an Energie, Wasser, wertvollen Metallen etc.) informiert.
    Als Ausweg aus der Finanz- und Wirtschaftskrise werden Geschäfts- und Invest-Banken getrennt und spekulative Aktiengeschäfte (insbes. auf Lebensmittel) verboten. Um das Karussell der Spekulationen (z. B. Leerverkäufe) zu verlangsamen, werden Finanzgeschäfte besteuert. Regionale Währungen (wie z. B. der »Chiemgauer«) werden im Sinn der lokalen Wirtschaft gefördert. Werbung wird verboten, und die Reichen werden höher besteuert.
    Die Steigerung des »Bruttosozialglücks« wird zum obersten Ziel. Arbeitslose werden durch Beratungen wie z. B. »Life/ Work Planning« darin unterstützt, ihre Berufung zu finden. Unternehmen mit einer positiven Gemeinwohl-Bilanz werden gefördert, u.a. durch günstigere Steuersätze, Zölle und Kredite bei öffentlichen Banken sowie bevorzugte Aufträge von öffentlichen Stellen. Bei diesem Wirtschaftsmodell wird der Erfolg eines Unternehmens daran gemessen, inwieweit Vorprodukte aus der Region bezogen werden; Frauen und Männer gleichberechtigt sind; gleicher Arbeitseinsatz mit gleichem Lohn bezahlt und Mitbestimmung praktiziert wird; Menschen mit besonderen Bedürfnissen eingestellt und Kunden in

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