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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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seine Nase verlieh ihm das etwas Lausbübisches.
    Der Chefinspektor sah Flora nachdenklich an, runzelte die Stirn und wandte sich schließlich an Paul. »Sie haben soeben Herrn Wenz angerufen. Warum?« Demonstrativ wedelte er mit dem Mobiltelefon in seiner Hand.
    »Ich hatte eine Verabredung mit ihm und wollte wissen, was los ist, wieso wir nicht zu ihm durchkommen.«
    »Diese Verabredung wird er nicht mehr einhalten können«, sagte Kiesling ohne eine Gefühlsregung in der Stimme.
    »Heißt das, er ist wirklich tot?« Paul wurde bleich.
    »Ja. Und wenn Sie schon da sind …« Kiesling holte ein Diktiergerät aus der Tasche seines zerknitterten Leinensakkos und fingerte daran herum.
    Bevor der Chefinspektor weiterreden konnte, hakte Paul nach: »Ist er ermordet worden?«
    Kiesling ignorierte ihn und drehte sich zu Flora, die sich fortwährend zerlaufene Schneeflocken von der Brille wischte.
    »Haben Sie ein Problem mit den Augen?«
    »Nein, nein, nichts … nur, ähm, rauchiges Lokal gestern …
    Bindehautentzündung …«, stotterte sie und hoffte inständig, er würde sie nicht erkennen.
    Der Ermittler kratze sich am Ohr, stellte das Diktiergerät an und schnauzte in Richtung Paul: »Die Fragen stelle übrigens ich. Wenn Sie mir also bitte sagen würden, was Sie hier wollen und wieso Sie Rembert Wenz angerufen haben!«
    Paul stellte sich mit zusammengebissenen Zähnen vor, erzählte, dass der tote Restaurator ein ehemaliger Verwandter gewesen sei und sie gemeinsam eine Bilduntersuchung hatten durchführen wollen. Flora merkte ihm die Anstrengung an, die es ihn kostete, auf Kieslings unfreundlichen Ton gelassen zu reagieren. Paul hatte sich kerzengerade aufgerichtet, und dennoch überragte ihn der Chefinspektor um einige Zentimeter. Typisch Männer, dachte sie, es ging immer um die Größe.
    »Was heißt ehemaliger Verwandter?«
    Paul erklärte kühl, dass Wenz seine Tante geheiratet hatte und seit der Scheidung vor einigen Jahren als Exonkel tituliert wurde.
    »Heute waren wir hier verabredet, um ein Gemälde einer Röntgenfluoreszenzanalyse zu unterziehen. Das transportable Mikro-RFA steht da drüben in meinem Auto, falls Sie das überprüfen wollen … Falls Sie sich damit auskennen.«
    »Nein, ich glaube Ihnen schon.«
    »Ist er nun ermordet worden?«, fragte Paul nochmals und sah den Chefinspektor unfreundlich an.
    »Die Spurensicherung arbeitet noch.« Kiesling machte eine kurze Pause, als der Leichenwagen heranfuhr und vor der Eingangstüre des Geschäfts parkte. »Tatsache ist, dass Rembert Wenz nicht mehr lebt. Aber es könnte auch ein Unfall gewesen sein.«
    Abrupt drehte er sich zu Theresa. »Und Sie sind?«
    »Theresa Valier. Mein Bild sollte von Paul, ich meine von Herrn Hohenau untersucht werden. Das hier«, sie deutete auf Flora, »ist …«
    »Eine Freundin, die zufällig vorbeikam und nichts mit der Sache zu tun hat«, fiel ihr Flora ins Wort.
    Kiesling sah sie nochmals fragend an. Plötzlich huschte ein Lächeln über sein Gesicht. »Flora Lombardi! Hätte ich es mir doch denken können. Immer am Ort des Verbrechens, was?«
    »Hallo Robert, schön, dich zu sehen«, sagte Flora und nahm die Sonnenbrille ab.
    »Ihr kennt euch … Ähm, Sie sich?« Theresa blickte fragend von ihrer verstörten Freundin zum schmunzelnden Chefinspektor.
    »Flüchtig«, flüsterte Flora.
    »Ja, ›flüchtig‹ ist das richtige Wort. Was ich bis heute bedaure«, ergänzte Kiesling lächelnd. Der amüsierte Gesichtsausdruck wich augenblicklich einer professionellen Strenge, als er sich wieder an Theresa wandte. »Gut, machen wir weiter, Frau Valier, Ihr Bild.
    Können Sie mir das kurz beschreiben? Vielleicht ist es noch da.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass wir es wahrscheinlich mit einem Raub zu tun haben. Ich will der Spurensicherung aber nicht vorgreifen«, erklärte Kiesling.
    »Wenn es ein möglicher Unfall war, wie Sie vorher sagten, wer soll dann etwas gestohlen haben?«, fragte Paul, wurde jedoch keines Blickes gewürdigt.
    »Mein Gemälde zeigt eine Krönung«, antwortete Theresa.
    Kiesling überlegte kurz. »Nein, habe ich nicht gesehen. Muss wohl ein Teil der Beute sein.«
    Theresa bemerkte, dass der Chefinspektor ihr während des Gesprächs nicht in die Augen sah, sondern auf ihre Lederjacke starrte. Sie schaute irritiert auf ihre Schulter und entdeckte ein Büschel Katzenhaare. Würde Kiesling jetzt etwa wie Leon anfangen, Fussel von ihrer Kleidung zu pflücken? Sammelte er bereits

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