Die Kunstjaegerin
Auge.
»Kleiner Unfall«, murmelte Theresa und schob Dino in Richtung Inspektor. »Meinen Sohn haben Sie ja schon vorgestern gesehen. Dino, das ist der nette Polizist, der uns das Bild wiederbeschafft.«
Kiesling nickte Dino freundlich zu.
»Haben Sie eine Pistole? Haben Sie den Einbrecher gefunden?«
»Nein, mein kleiner Freund, zu Frage eins, ich habe keine Schusswaffe dabei, und zu Frage zwei: Wir stecken mitten in den Ermittlungen.«
Sie setzten sich gemeinsam zu Tisch und Kiesling holte einen Stapel Fotografien aus seiner Tasche. »Das hier hat die Spurensicherung auf der Kamera von Wenz entdeckt.«
Dino streckte als erster seine Finger danach aus. Da alle gleichzeitig »Nein!« schrien, stopfte er sich den Rest seines Croissants in den Mund und verzog sich schmollend ins Kinderzimmer.
»Also, was sagen Sie zu den Aufnahmen? Ich kann nichts damit anfangen.« Kiesling gab einen Teil der Fotos an Leon weiter, der die Augen zusammenkniff. »Hm, hier scheinen ein paar Untermalungen zu sein. Da, bei der Figur mit dem blauen Mantel, die Buchstaben K, E, P, L …«
»Kepler«, schrie Theresa, sprang auf und riss Leon das Foto aus der Hand. »Lass sehen. Dann stimmt die Theorie von Boris, dass alle wichtigen historischen Astronomen versammelt sind. Ich sehe es auch nicht deutlich. Kannst du weiterlesen?«
Leon holte seine Lupe und entzifferte ›Koperni‹, ›Brahe‹ und ›Galilei‹.
»Und was bedeutet das?«, fragte Kiesling.
»Genau wissen wir es nicht. Ein Freund glaubt, dass es eine Allegorie der Astronomie ist. Dass das Bild eine Krönung der Wissenschaft darstellt – was hiermit bewiesen wäre. Was das allerdings mit den Morden zu tun haben soll? Ich habe keine Ahnung«, antwortete Theresa. Nun hatte sich ihre Vermutung als richtig herausgestellt, doch diese Erkenntnis brachte sie keinen Schritt weiter.
»Könnten Sie uns jetzt, da Dino weg ist, mehr über den Mörder von Wenz erzählen?«, fragte Leon.
»Er hieß Kilian Schlager und hatte etliche Vorstrafen: Körperverletzung, Einbruch, Diebstahl, unerlaubtes Glückspiel.
Letzteres wird auch die Verbindung zu Wenz gewesen sein.
Wahrscheinlich wollte er Schulden eintreiben und Wenz hatte nicht genug Geld im Haus. Es kam vermutlich zum Streit und Schlager schlug mit dem Erstbesten zu, was er in die Finger bekam.«
Ob Schlager wegen seines Namens ein Verbrecher geworden war?, überlegte Theresa, konzentrierte sich aber gleich wieder auf Kieslings Bericht. Die DNA hatten sie auf den Krallen des Katers gefunden. Theresa nickte, deshalb hatte Kiesling ihre Unterarme sehen wollen, er war auf der Suche nach Kratzspuren gewesen.
Wahrscheinlich hatte Renoir Schlager angegriffen. Also doch ein Wachhund! Er hatte sein Herrchen zwar nicht retten können, jedoch die entscheidende Spur zu seinem Mörder gelegt.
»Wissen Sie schon etwas über die Wanze, könnte die zu Thesis Verfolger führen?«, fragte Leon.
»Das Gerät ist ein Massenprodukt aus China. Kann man überall im Internet bestellen, bringt uns demnach nicht weiter. Jedenfalls nicht zum zweiten Mörder.«
»Vielleicht wurde Schlager von einem Komplizen ermordet.«
Theresa dachte wieder an die Hundeflöhe. Wer sich in solchen Kreisen schlafen legt, steht nicht mehr auf.
»Nein, ein gewöhnlicher Ganove hätte mehr gestohlen. Ich bin mir sicher, dass Schlagers Mörder und Ihr Verfolger ein und dieselbe Person sind.« Kiesling biss in eines der Croissants, die Leon gerade auf den Tisch gestellt hatte und fuhr mit vollem Mund fort: »Der Fall wird immer komplizierter.«
»Wahrscheinlich ist das Bild der Schlüssel. Über die ›Krönung‹
finden wir den Mörder«, überlegte Theresa. Aber das hatte sie schon einmal gedacht und es war ein Irrtum gewesen. Den Mörder von Rembert Wenz hätten sie eher anhand von Pokerkarten gefunden.
Sie stand auf und suchte unter einem Stapel von Zeitungen nach der zerknitterten Liste der Verdächtigen. »Am Freitag nach dem Einbruch habe ich Ihnen bereits Einiges erzählt. Ich vergaß, Ihnen diese Notizen zu geben. Wir haben aufgeschrieben, wer als Täter infrage kommt und wieso.«
Kiesling griff nach dem Zettel, strich ihn glatt und überflog die Namen. »Oh, der Peck, den kenn ich, netter Kerl. Kein Problem den zu befragen … Die Wiener Auktionshausleute, auch kein Problem … Hm, viele Italiener, ich werde wohl Commissario Cattani anrufen.«
Theresa sah ihn groß an. »Corrado Cattani, ›Allein gegen die Mafia‹?«
»Ein Spitzname. Eigentlich
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