Die Kunstjaegerin
ist, aber ich bin gerade an einem Tatort, der Sie interessieren wird.«
»Haben Sie mein Bild gefunden?« Aufgeregt sprang sie auf.
»Mehr oder weniger«, erwiderte Kiesling. »Die DNA-Analyse ergab, dass es sich bei dem Mörder von Wenz um Kilian Schlager handelt, einen alten Stammkunden von uns. Als wir heute mit der Cobra bei ihm angerückt sind, haben wir die Kollegen vom Einbruch angetroffen. Ein Nachbar hatte verdächtige Geräusche gehört. Den Schlager fanden wir leider nur mehr tot. Neben einem Haufen gestohlener Silberleuchter, die aus dem Atelier vom Wenz stammen.«
»Und die ›Krönung‹?«, murmelte Theresa. Den Toten hatte sie sofort in ihrem Unterbewusstsein vergraben. Ermordeter Mörder.
Das hatte nichts mehr mit ihr zu tun.
»Bedaure, es war wieder ein Raubmord. Ihr Bild ist nicht da.
Scheint aber das Einzige zu sein, was gestohlen wurde. Der Täter hätte sich reichlich bedienen können. Uhren, Schmuck, Münzen – das ist alles noch hier.«
»Wenn nur mein Gemälde fehlt, heißt das … diesmal war die ›Krönung‹ das Motiv?«
»Genau das vermute ich. Daher möchte ich zu Ihnen kommen.
Wir sollten uns nochmals unterhalten. Außerdem wollte ich mir den Zettel und den Stein holen, um beides auf Fingerabdrücke untersuchen zu lassen.«
»Ähm … ja gerne«, stotterte sie. »Sie können jederzeit bei uns vorbeischauen, jetzt sind wir schon wach und ein Frühstück werden Sie nicht ausschlagen, oder?«
»Da sage ich nicht Nein. Auf Wiederhören.«
Theresa saß mit dem Handy in der Hand starr auf dem Bett.
»Hast du das gehört? Langsam bin ich froh, dass wir das Bild nicht mehr haben. Es scheint jedem, der es besitzt, Unglück zu bringen.«
»Ach Unsinn, es hing über 40 Jahre in eurem Haus. Ist euch je etwas passiert?«
»Nein, aber Ambrosius und seiner Familie! Ich will nicht weiter in diesen Sumpf hinuntergezogen werden: Morde, Wanzen, Einbrüche. Die Angst, die ich um Dino ausgestanden habe – das kann ich nicht noch mal durchmachen.
Immer, wenn ich denke, es ist endlich vorbei, passiert noch etwas Schrecklicheres.«
»Ich verstehe dich, mein Schatz.« Leon strich eine Strähne ihrer widerspenstigen Haare aus Theresas Gesicht.
»Was sollen wir jetzt tun?« Sie stand auf und ging im Zimmer auf und ab.
»Zuerst duschen, damit wir Kiesling nicht im Pyjama empfangen, dann Frühstück herrichten und unsere Liste der Verdächtigen an Kiesling übergeben«, antwortete Leon und überlegte kurz. »Außerdem hat dein Verfolger jetzt das Gemälde und diese ominöse Information, die er unbedingt von dir wollte.«
Leons Worte beruhigten Theresa nicht hundertprozentig, andererseits konnte sie jetzt noch keinen klaren Gedanken fassen.
Vielleicht half ihr der erste Kaffee.
»Ich brauche Koffein. Komm mit.« Theresa schlurfte in die Küche. Bedeuteten die Vorfälle, dass zwei Gruppen hinter dem Bild her waren? Steckte doch ein Geheimbund dahinter? Sie schüttelte den Kopf. Nein, das waren ja die Pöllauer Sänger gewesen. War wirklich alles vorbei? Waren sie nun in Sicherheit?
Die Maschine mahlte scheppernd die Bohnen, dann lief der Kaffee in ihre Tasse. Wäre es nicht schön, wenn es mit den Gedanken genauso wäre – zuerst eine Zeit lang rattern, um ein fertiges, verständliches und noch dazu anregendes Produkt ausspucken? Sie starrte auf das zugenagelte Fenster.
»Da wirst du nichts sehen. Geh duschen, ich bereite alles vor, bevor Dino und Kiesling aufkreuzen.«
Als der Tisch gedeckt war, kam der erste Frühstücksgast. Dino rieb sich die Augen und war ungehalten, weil sein Sonntagmorgenritual ausgefallen war. »Mami, Papi, wo seid ihr? Kommt sofort kuscheln!«
»Schätzchen, heute geht es leider nicht, die Polizei wird gleich da sein, weil unser …«
»Bringen sie endlich Pistolen mit?«, unterbrach Dino freudestrahlend. Nach dem Einbruch war er von den Ermittlern etwas enttäuscht gewesen.
Theresa und Leon sahen sich schulterzuckend an. »Keine Ahnung, aber du kannst den Inspektor fragen.«
Wie aufs Stichwort klingelte es. Theresa eilte zur Haustür, um Kiesling hereinzulassen.
»Treten Sie ein, den Weg kennen Sie ja. Passen Sie auf, ich bin nicht dazu gekommen, das Chaos zu beseitigen«, sagte Theresa.
Leon flüsterte, dass es Kiesling noch hören konnte: »Seit circa zehn Jahren nicht.« Er grinste seine Frau breit an.
Theresa stieß ihn in die Seite. »Ruhe, oder willst du noch eines?«
»Oh, Sie waren das?«, fragte Kiesling und deutete auf Leons blaues
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