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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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bröselt mein Leben auseinander.« Sie setzte sich auf den Boden und vergrub den Kopf in den Händen.
    »Ich bin da, um dich zu beschützen. Jetzt wenigstens.«
    Leon massierte ihren Nacken. »Dein Ritter in der weißen Kutsche – mit den roten Bremsscheiben.« Trotz ihrer momentanen Verzweiflung musste Theresa lächeln.
    Als er das Telefongespräch beendet hatte, dachte er zufrieden, dass seine alten Kontakte doch die besten seien. Nun wusste er, wo sich das Bild befand, und konnte die kleine Schwarzhaarige endlich vergessen. Jetzt hatte sie keinen Vorsprung mehr.
    Er zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch genüsslich durch die Nase. Herrlich, das würde er sich niemals verbieten lassen. Doch keine weitere Sekunde war zu vergeuden. Er warf die halb gerauchte Zigarette zu Boden und trat sie aus. Er hatte Wichtigeres zu erledigen.
    Arcetri, August 1636
    Carissimo et illustrissimo mio amico!
    Teuerster Freund!
    Ihr schreibt, Ihr hättet so lange nichts von mir gehört? Dann hat Euch mein letzter Brief nicht erreicht. Der Verlust des Briefes, den ich Euch sandte, verdrießt mich sehr. Wahrscheinlich ist er den Schergen Muzzarellis in die Hände gekommen. Gott sei es gedankt, dass ich nichts Wichtiges in unserer Sache zu Papier gebracht hatte, wissend, dass mit dem Verschwinden meiner Post jederzeit zu rechnen sei.
    Ich hatte Euch nur geschrieben, dass mir vor Kurzem eine Sache widerfuhr, die mich sehr an das Geschehen in Rom vor fast vierzig Jahren, als wir beide gemeinsam dort waren, erinnert hat. Ihr wisst noch, die Sache mit dem Sack voller Edelsteine?
    Nun, Edelsteine waren bei meiner letzten Beobachtung nicht im Spiel. Es war wieder eine Vollmondnacht und es ging wahrscheinlich um ein paar gestohlene Münzen. Ich sah mit meinem Fernrohr sehnsuchtsvoll nach Florenz, betrachtete Brunelleschis Kuppel, den Campanile und die Kirchtürme im Vollmond, als ich einen Schwenk zum Arnoufer machte, wo mir zwei Männer auffielen. Die zwei, die ich durchaus als Diebsgesindel bezeichnen möchte, saßen zechend dort, die Weinschläuche lagen neben ihnen. Dann plötzlich gab es einen Streit um den Inhalt eines kleinen Beutels, den ich beim besten Willen nicht zu erkennen vermochte. Da zog der größere der beiden ein Messer und erstach den anderen. Mein Freund, ihr könnt Euch sicherlich mein Entsetzen vorstellen, als ich dieses gottlose Tun sah. Das Fernrohr fiel mir fast aus der Hand, so sehr begann ich zu zittern, aber die Neugier siegte und ich beobachtete, was der Mörder als nächstes tun würde. Denn vielleicht hätten meine Beobachtungen bei der Aufklärung des Verbrechens von Nutzen sein können. Was ich dann sah, war Folgendes: Beim Versuch, die Leiche in den Arno zu werfen, stolperte der Mörder und stürzte selbst kopfüber hintennach. Er versank wie ein Stein und tauchte nie mehr auf. So wurde das Verbrechen noch in derselben Nacht gesühnt und ich musste niemandem von dem Geschehen berichten, was mir im Großen und Ganzen auch lieber war.
    Das war es, was ich Euch im letzten Brief berichten wollte. An Neuem gibt es zu schreiben, dass Monsù Giusto wieder kommt und wir an Eurem Bilde arbeiten. Den Schergen der Inquisition gefällt es, zeigt es doch in ihren Augen die Krönung Davids. Und sie selbst dürfen als Modell für die beiden Priester dienen. Bald werdet Ihr das Meisterwerk selbst in Händen halten können.
    Gott erhalte Eure Gesundheit und möge uns erlauben, uns ein letztes Mal zu sehen.
    Euer G.

Kapitel 10
    Wien, Sonntag, 10. November
    Ein Klingeln riss sie aus dem Schlaf. Erschrocken blickte Theresa auf ihren Wecker. Es war erst 7 Uhr. Wer war gestorben? Keine andere Information konnte so dringend sein, dass sie am Sonntag derart früh überbracht werden musste.
    »Floras Vater!« Bestürzt fuhr sie hoch und versuchte das Läuten zu lokalisieren. Draußen tobte ein Gewitter und ein Donner übertönte das nächste Läuten. Als sie das Handy endlich unter dem Bett fand, krachte es erneut ohrenbetäubend, sodass sie nicht sofort verstand, wer dran war.
    »Hallo?«, schrie sie ins Telefon und rüttelte Leon, der noch friedlich neben ihr lag.
    »Frau Valier? Kiesling hier. Ich dachte, ich versuche es mal.«
    Beamte! Sie drehte sich zu Leon und rollte mit den Augen. Er schaute sie verwundert an und malte ein Fragezeichen in die Luft.
    Theresa schaltete die Freisprechfunktion an.
    »Herr Chefinspektor, schön, dass Sie anrufen. Noch dazu so zeitig. Gibt es etwas Neues?«
    »Ich weiß, wie spät es

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