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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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besser und vor allem konkreter.
    »Ja, das bin ich.«
    »Bist du bereit, Hiram zu ehren?«
    »Ja, das bin ich!«
    »Und auch Pythagoras?«
    »Ja.«
    »Und auch Platon?«
    »Ja.«
    »Und auch Vitruv?«
    »Ja.«
    »Bist du bereit, der gotischen Manier und der scholastischen Philosophie abzuschwören?«
    »Der ersten mit Freuden, der zweiten, wenn ich wüsste, was das ist«, sagte Bramante und brachte ein entschuldigendes Lächeln zustande.
    »So höre denn! Nicht Päpste, Kardinäle und Fürsten bessern die Welt und läutern die Seelen, nur wir Philosophen, Künstler und Baumeister, die wir einer alten Bruderschaft angehören. Dem Seher Johannes sind wir verpflichtet, denn es heißt bei ihm: ›Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte. Und ihr Mauerwerk war aus Jaspis und die Stadt aus reinem Gold, gleich reinem Glas.‹
    Gottvater, der höchste Baumeister, hat die Stadt, die die Welt ist, nach den Gesetzen der Liebe und der verborgenen Weisheit geschaffen. Den Menschen hat er in die Mitte der Welt gesetzt, damit er sich von dort aus bequemer umsehen kann, was es auf Erden gibt. Gott sprach zum Menschen: ›Weder haben wir dich himmlisch noch irdisch, weder sterblich noch unsterblich geschaffen, damit du wie dein eigener, in Ehre frei entscheidender, schöpferischer Bildhauer, dich selbst zu der Gestalt ausformst, die du bevorzugst. Du kannst zum Niedrigen, zum Tierischen entarten; du kannst aber auch zum Höheren, zum Göttlichen wiedergeboren werden, wenn deine Seele es beschließt.‹
    Deshalb frage ich dich, Donato, willst du das Maß der Engel erlernen, um die Stadt aus Gold zu bauen, um den Tempel des Allerhöchsten zu errichten, nach seinem Maß, dem Maß Gottes? Willst du Mitglied unserer Bruderschaft werden, der Fedeli d’Amore , ein Getreuer der Liebe, ein Bruder Johannes des Sehers, ein treuer Gefährte und unermüdlich Schaffender?«
    Bramante staunte zwar, aber sein Misstrauen war noch nicht vollständig überwunden. Besonders die letzten Worte klangen so lästerlich, dass man ihretwegen auch auf dem Scheiterhaufen enden konnte. Er dachte nach, erinnerte sich an Leonardo, der ihn gefragt hatte, ob er dem Bund der Baumeister beizutreten und in die Mysterien des Bauens eingewiesen zu werden wünschte. Wenn er jetzt aus Feigheit verneinen würde, wäre diese Tür für immer zugeschlagen. Gab es etwas Verlockenderes, als in Gottes gute Baukunst initiiert zu werden? Er beschloss, es zu wagen.
    »Ja, ich will«, sagte er mit fester Stimme und spürte gleich darauf zu seinem Entsetzen die Spitze eines Rapiers oder eines Messers, das langsam in seine Brust drang. Hatte er sich geirrt? Verbarg sich hinter dem Ritual doch eine Falle? Sein Herz, das die Spitze gleich treffen würde, schlug zum Zerbersten. Doch plötzlich ließ der Druck nach, und es tat noch einmal empfindlich weh, als die Spitze aus der kleinen Wunde gezogen wurde. Man hatte ihn mehr oder weniger nur mit der Klinge geritzt. Bramante überkam das seltsame Gefühl, als lächelten die Menschen um ihn herum, als wiche die Spannung einer freundlichen Gelöstheit.
    Seine Hände waren durch die Lederfessel taub geworden, sodass er zunächst gar nicht merkte, dass jemand den Riemen gelöst hatte. Man streifte ihm Hemd und Wams wieder über, und mehrere Arme halfen ihm auf die Beine. Deutlich spürte Bramante, dass jemand ganz nah vor ihm stand. Der Atem des Mannes strich über sein Gesicht. Ungewöhnlich, dachte Bramante, er riecht nicht aus dem Mund. Die Augenbinde wurde gelöst, und er erblickte einen jungen Mann mit schulterlangem, rotblondem Haar, das über der Stirn gescheitelt war und in Locken bis auf die Schultern fiel. Die Schönheit seines Gesichts mit den blauen mandelförmigen Augen und dem außergewöhnlich sinnlichen Mund mit strahlend weißen und ebenmäßig geformten Zähnen wurde durch eine schmale, spitze Nase nur wenig gemindert. Der Fremde überragte Bramante um eine halbe Haupteslänge. Bekleidet war er mit einem weiten weißen Hemd, das sich über einer schwarzen Hose bauschte.
    »Dann, Bruder, bist du aufgenommen, und das Blut deines Herzens wird unseren Liebesbund besiegeln«, sagte der Mann und umarmte Bramante.
    Starr vor Erstaunen blickte dieser um sich: Vor ihm standen vier Männer, die ihm bekannt waren, und lachten ihn an. Es waren Leonardo da Vinci, Francesco di Giorgio, ein Baumeister aus Siena, sein Konkurrent Amadeo, Giuliano da Sangallo aus Florenz. Der fremde junge

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