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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Großinquisitor warf Michelangelo einen wütenden Blick zu, bevor auch er den Raum verließ.
    Michelangelo aber sank in die Knie und hob die Hände zum Himmel. »Warum, Gott, tust du mir das an?«
    Vasari eilte zu dem alten Künstler und half ihm auf. »Weil Ihr der Einzige seid, der das kann.«
    Auf Vasari gestützt, gelangte Michelangelo nach Hause. Er fühlte sich am Boden zerstört. Nachdem er die Capella Paolina ausgemalt hatte – mit einem alten, zweifelnden Paulus –, wollte er sich von der Welt zurückziehen und Gott suchen, indem er zeichnete und skulptierte. Nichts war ihm willkommener als die Einsamkeit, nichts verhasster als das laute Getriebe der Welt. Um seinen Standort in der Kunst musste er sich nicht mehr sorgen, er hatte genug geschaffen, und Leute wie dieser junge Vasari würden seinen Ruhm verbreiten. Nun brach die Zeit an, in der er sich um seine Stellung in der Ewigkeit zu kümmern, in der er seine Verhältnisse mit Gott zu ordnen hatte. Und dabei konnte ihm Vasari nicht helfen, niemand, außer Vittoria vielleicht.
    Oft sprachen sie miteinander, tauschten Briefe und Sonette aus; er schenkte ihr die kleinen Zeichnungen, die ihm immer mehr zum Wichtigsten auf der Welt wurden. Ohne dass er es bemerkte, hatte er sie zu lieben begonnen, tief und innig. Doch der Frühling wollte und wollte nicht kommen. Wie sehnte er ihn herbei, träumte davon, wieder mit ihr im Klostergarten zu sitzen und zu reden. Dann traf ein Bote bei ihm ein, am 25. Februar. Er hatte nur eine kurze Nachricht für ihn. Vittoria Colonna hatte eine Stunde zuvor das Zeitliche gesegnet. Mit einem stummen Aufschrei blickte Michelangelo nach oben, zu Gott, unfähig, etwas zu sagen oder zu denken. Stunden später schrieb er und schrieb, Tinte statt Tränen vergießend, und sein Gesicht war so hart wie Stein und so weich, als hätte er es selbst behauen.
    »Als sie, der Grund von meinen Seufzern allen,
    der Welt, sich selbst und meinem Blick entschwand,
    stand die Natur voll Scham, die sie gesandt,
    und wer sie sah, fühlt heiße Tränen fallen.
    Doch soll der Tod sich nicht darin gefallen,
    dass er der Sonnen Sonne uns entwand;
    die Liebe siegte, die sie lebend fand
    hier und im Himmel bei den Heil’gen allen.
    Der Tod erhoffte ruchlos, dass zunichte
    der Ruhm sei, der sie weit und breit umgeben,
    dass ihre Seele wen’ger schön erschein’.
    Das Gegenteil bewirkten die Gedichte:
    Sie ist lebendiger als einst im Leben;
    durch Tod ging sie ins ew’ge Leben ein.«
    Es war nicht das einzige Gedicht, das er schrieb, um ihren Tod zu verstehen. Er konnte nicht verstummen. Ihm schien, solange er schrieb, blieb sie bei ihm. Mit den ersten warmen Strahlen des Frühlings, den Vittoria herbeigesehnt, aber nicht mehr erlebt hatte, traf aus dem Norden ein Bote mit einem kleinen Paket ein. Der Absender überraschte ihn: Lucrezia da Sangallo. Er gab dem Boten ein so bescheidenes Trinkgeld, dass dieser ihn beim Verlassen des Hauses laut verwünschte. Dann öffnete er das Paket, das zwei Bücher und einen Brief enthielt. Sein Blick fiel auf die schöne, ebenmäßige, weibliche Handschrift. Bei den Nonnen wird sie es gelernt haben, dachte er. Aus einem unbestimmten Grund zweifelte er nicht daran, dass sie ihn eigenhändig geschrieben hatte. Er vertiefte sich in die wenigen Zeilen.
    Messèr Michelangelo,
    ich musste erfahren, dass Ihr die Nachfolge meines geliebten Mannes in Fabbrica di San Pietro antretet. Ich will die Wahrheit sagen. Mir wäre es lieber gewesen, der Papst hätte meinen Sohn, den hervorragenden Baumeister Bartolomeo da Sangallo, mit der Aufgabe betraut. Allein, es ist anders gekommen.
    So bitte ich Euch, handelt nicht wie schlechte Bauleiter und nehmt meiner Familie die Aufträge nicht, sondern findet die Größe, zu achten und zu respektieren, was in den letzten dreißig Jahren unter großen Kämpfen und Aufopferung entstanden ist. Ich hatte das Glück, Donato, den alle Bramante nannten, meinen Vater nennen zu dürfen und den vortrefflichen Antonio da Sangallo meinen Mann. Wisset daher, dass mein ganzes Leben mit diesem Bau verbunden war. Leid und Freude spendete er, Gefahr und Glück.
    Nun, ich bin eine alte Frau und genieße jeden Tag, den Gott mir vergönnt, um mich an meinen Enkeln zu erfreuen, und sehne mich doch danach, bald schon meinen Mann im Himmel wiederzusehen. Wie töricht unser Wollen doch ist, wie es doch mit sich selbst im Streit liegt. In der Hoffnung, in Euch einen gerechten Mann und einen würdigen Fortsetzer des

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