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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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um einen Handel, wobei er mit seiner linken Hand an seinem Ziegenbart zupfte.
    »Den Ring? Niemals!«, schnaubte Bramante wütend.
    Die beiden Straßenräuber schauten sich verdutzt an.
    »Aber du musst uns schon was geben!«, beharrte der Kleinere und richtete drohend die Spitze seines Rapiers gegen Bramantes Hals.
    »Den Tod kann ich euch geben!«, brüllte dieser im Zurücktreten, zog seine Waffe und hieb damit voller Zorn auf die beiden Spitzbuben ein. Nur mühsam konnten sie sich mit ihren Degen vor dem Hagel der Hiebe, die auf sie niedergingen, schützen. Schließlich kamen sie wohl zu der Überzeugung, dass sie es mit einem Verrückten zu tun hatten, und gaben eifrig Fersengeld.
    Wieder einmal hatte Bramante recht behalten. Es lohnte sich, nicht feige zu sein, man musste sich dem Tod mutig in den Weg stellen. Offensichtlich ist meine Zeit noch nicht gekommen, dachte er. Er hatte noch eine Aufgabe zu erfüllen. Statt nach Hause lenkte er seine Schritte zum Bordell der Petronilla, um seine außer Rand und Band geratenen Lebensgeister zu besänftigen.
    Donato Bramante erwachte im Wohlgefühl. Zuerst sah er auf seinen weißen Bauch, der sich inmitten seines Bettenmeeres behäbig wölbte wie eine Insel. Er besaß eine sehr breite Schlafstätte, denn zuweilen vergnügten sie sich auch zu dritt oder zu viert. Und niemandem sollte es an Platz mangeln, um seine Lust auszuleben. In seinen Bartstoppeln spielten die Sonnenstrahlen Verstecken. Er fühlte sich wie neugeboren und reckte und streckte sich unter lautem Brummen.
    Ein Blick nach links verriet ihm, dass es kein Traum war. Neben ihm lag Imperia, nackt und schön, wie Gott sie erschaffen hatte. Mit wachsendem Vergnügen ließ er seinen Blick den schwungvollen Bogen ihrer Waden hinaufgleiten, verweilte bei ihrem wohlgeformten Po, folgte der kühnen Rückenlinie, um schließlich in ihrem Blick zu versinken. Imperia war schon vor ihm aufgewacht und lächelte ihn zärtlich an, während ihre Hand mit der Selbstverständlichkeit eines Pilgers zu ihm hinüberwanderte.
    »Wollen wir ausreiten?«, fragte sie mit einem ansteckenden Schalk in den Augen. »Ich sehe, dass sich deine Decke wölbt. Es muss die Kuppel des Himmels sein und darunter der Quell so vieler himmlischer Vergnügen!«
    Bramante spürte umgehend, dass sich etwas bei ihm regte. Er schnurrte wie ein großer Kater, weil er glaubte, jeden Tropfen zu spüren, der seine Schwellkörper mit warmem, gutem Blut versorgte.
    »Was sollte uns am Ausritt hindern?«, flüsterte er, und sie schloss ihre Hand so fest um seine Schwanzwurzel, dass er von einem Schmerz aufstöhnte, der ihn zugleich entzückte. »Gibt es etwas Schöneres, womit man den Tag beginnen könnte?«
    Imperia lächelte wie eine Zauberin, die ihm die letzte Seligkeit zu bieten vermochte, nachdem er Gott sei Dank das richtige Lösungswort genannt hatte. Er wollte sich ihr gerade nähern, als sein Diener in den Raum trat.
    »Herr, Ihr habt Besuch! Er ließ sich nicht abwimmeln.«
    Die Worte trafen Bramante wie ein eiskalter Regenguss. »Welcher Halunke wagt es, so früh am Morgen ehrbare Menschen zu belästigen?« brüllte er ärgerlich.
    »Wer schon? Ein Jude!«, antwortete der Diener abfällig.
    »Was sagst du, Tölpel? Ein Jude?« Ungeachtet der Tatsache, dass ihn der Regenguss noch nicht völlig abgekühlt hatte, sprang Bramante nackt, wie er war, aus dem Bett. Er griff nach seinem Mantel, warf ihn sich um den Leib und stürmte mit vor Aufregung hochrotem Kopf aus dem Zimmer.
    Bonet stand im Vestibül, eine graue Satteltasche aus Wolfsleder über der Schulter.
    »Messèr Bonet!«, rief Bramante, stürzte auf den Besucher zu und wollte ihn schon aus lauter Begeisterung umarmen. Im letzten Moment hielt er inne, weil das dann doch etwas unschicklich gewesen wäre. Schließlich kannten sie einander kaum. Also bat er den Gast in sein Arbeitskabinett.
    Dort entnahm Bonet der Tasche mit einer für Bramantes Empfinden unerträglich langsamen Bewegung zwei Bücher und legte sie behutsam vor ihm auf den Tisch.
    »Voilà, Ihr Buch zurück und meine gebundene Übersetzung dazu.«
    Bramante war außer sich vor Freude, rascher als gedacht an den ersehnten Text zu kommen.
    »Ihr habt Wort gehalten!«, rief er aus.
    Bonet sah keine Notwendigkeit, auf diese Feststellung zu antworten. Es verstand sich von selbst.
    »Ist Euch beim Übersetzen etwas Besonderes aufgefallen?«, fragte Bramante gespannt.
    Der Jude machte nur eine vage Handbewegung. »Nein. Wie bereits

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