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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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wahrscheinlichste. Deshalb glaube ich weder an einen Dieb noch an einen Raubmörder. Der Sekretär muss ein Sepharde oder ein Marran sein!«
    »Wenn Euch der Ring nicht weiterhilft, dann sucht nach dem Motiv«, riet Bonet.
    »Aus welchen Gründen töten Juden?«
    »Juden töten nicht. Und wenn doch, dann aus den gleichen Motiven wie andere Menschen auch: Liebe, Hass, Angst, Verzweiflung, Jähzorn, Eitelkeit oder Habgier. Aber was Monsieur Pico della Mirandola betrifft, sehe ich für einen Juden kein Motiv. Im Gegenteil, er war ein Freund unseres Glaubens. Es gibt Gerüchte, die besagen, sein Sekretär habe ihn aus Enttäuschung darüber vergiftet, dass der Graf sich Savonarola annäherte.«
    Bramante seufzte und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich fürchte, ich habe Pico für alle Ewigkeit einen Bärendienst erwiesen! Versteht Ihr, ich habe diesen Unsinn damals nur erfunden, um meinem Freund in den schlimmen Tagen einen würdigen Begräbnisplatz in Florenz zu verschaffen. Die Dominikaner von San Marco zählten alle zu den Anhängern Savonarolas. Also habe ich ihnen weisgemacht, der Graf sei einer der Ihren, was aber nicht stimmte. Seitdem plappert alle Welt diese Lüge nach. Aber was hätte ich denn damals tun sollen?« Er strich sich über die Stirn. Der Verlust des Freundes schmerzte ihn noch immer tief. »Wisst ihr, wie fanatisch diese Mönche waren? Nicht einmal dem jungen Kardinal Giovanni Medici haben sie Asyl gewährt, obwohl er um sein Leben rannte. Weil er ein Sohn von Lorenzo war. Stellt Euch vor, direkt vor seiner Nase haben sie das Tor des Klosters zugeschlagen und verriegelt. Und hinter ihm tobte der Plebs und wollte sein Blut fließen sehen!«
    Bonet de Lates lächelte bitter und schaute Bramante unverwandt an. »Denkt daran, dass der Messias in diesem Jahr erscheinen wird oder schon unter uns wandelt und wir ihn nur noch nicht erkennen.« Er nickte zum Abschied und wandte sich zum Gehen. Bramantes Blick folgte dem seltsamen Juden noch bis zur Tür.
    Als er dann endlich allein war, hielt ihn nichts mehr. Er ließ sich auf einen der Stühle am Tisch nieder und studierte zuerst die lange und beeindruckende Liste. Viele der Namen waren ihm bekannt, Vitruv zum Beispiel und Cavalcanti und Alberti. Sie alle hatten einmal als Prior der Bruderschaft vorgestanden. Dann schlug er mit klopfendem Herzen die Seite 132 auf.
    Und spürte im selben Moment kleine Fäuste, die auf seinen Rücken trommelten.
    »Für ein läppisches Buch vergisst du mich schon, du Schuft! Was für eine Schmach, welch eine Beleidigung!«
    Bramante schaute über die Schulter. Imperias Augen blitzten zornig, als sie auf seinen Schoß sprang. Der Stuhl geriet ins Wanken und kippte um. Bramante landete auf dem Rücken, Imperia saß rittlings auf ihm und bearbeitete seinen Leib weiter mit ihren Fäusten.
    »Verschone mich, Imperia.«, stöhnte Bramante. »Das halte ich nicht aus!«
    »Und wenn schon!«, schimpfte sie unbeeindruckt. »Es müsste dir doch Vergnügen bereiten, wenn sie deine Haut abziehen, gerben und zu Pergament verarbeiteten! Allerdings würde daraus bei deiner Körperfülle kein handliches Oktavbändchen, sondern ein dicker Foliant!«
    Bevor eine weitere Kaskade von Schlägen auf ihn niederprasseln konnte, richtete er sich ein Stück weit auf und umklammerte ihre Arme mit den seinen wie eine Holzzwinge.
    »Es ist gut, Imperia, es ist ja gut! Es tut mir leid. Aber dieses Buch dort ist kein frommes Brevier, es ist die Schatzkammer des größten Geheimnisses der Welt.«
    »Was könnte das schon sein?«, fragte sie und rümpfte die Nase. »Ist es etwa größer als ich?«
    »Nein, das natürlich nicht«, gab Bramante lachend zurück. »Selbstredend ist es das zweitgrößte Geheimnis der Welt – nach dir!«
    Imperia wurde ruhiger, aus ihrer Miene sprach Neugier, und Bramante lockerte seinen Griff. Plötzlich sprang sie auf, griff nach seinem Rapier, das auf einer Truhe lag, und setzte die Spitze an seinen Kehlkopf.
    »Verrate es mir, oder fahr zur Hölle!«
    Bramante breitete die Arme aus, als wollte er sich ergeben. »Alles, Geliebte, alles verrate ich dir.«
    »Fang an.«
    »Um es dir zu erklären, muss ich etwas aufzeichnen.«
    Imperia zog das Rapier zwar zurück, hielt es aber weiterhin auf ihn gerichtet. Bramante erhob sich ächzend und setzte sich wieder an den Tisch. Er zog ein Blatt Papier heran und nahm einen Bleigriffel.
    »Schau her, meine Liebste. Du kennst die Kuppel des Pantheons?«
    Imperia nickte, legte das

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