Die Lady in Weiß
daran denken, Liebes“, sagte er mit Nachdruck. Dabei war er sowohl von ihrem Angebot gerührt als auch von der Unschuld, mit der sie es vorgetragen hatte. „In Tripolis wird es nicht funktionieren. Du bist dort eine Heidin, eine Ungläubige. Dort interessiert es niemanden, dass du eine Countess bist. Außer vielleicht, wenn sie darüber nachdenken, wie viel Lösegeld sie wohl für dich verlangen könnten. “
„Ich bin nicht sicher, dass genug Geld in Fredericks Schatullen ist, um uns beide auszulösen“, sagte sie, in dem Versuch, einen Scherz zu machen. Aber es gelang ihr nicht. Sie seufzte tief und suchte Jeremiahs Blick. „Sag mir die Wahrheit“, verlangte sie mit unerwartet ernster Miene, „hast du immer noch die Absicht, Hamil zu finden?“
„Ich muss, Liebste“, antwortete er leise und streichelte ihr Gesicht. So viel konnte er ihr sagen. Doch mehr noch als die Aussicht, vielleicht durch Hamils Hand zu sterben, ängstigte ihn die Vorstellung, Hamil zu finden und dann wie ein Feigling davonzulaufen. „Wenn ich es nicht tue, bin ich nicht der Mann, den du verdienst.“
Caro wusste, es wäre sinnlos, mit ihm zu streiten, und nickte. Sie redete sich ein, dass der Rauch von der kleinen Laterne ihr die Tränen in die Augen trieb.
„Und was wirst du tun, wenn wir Frederick finden?“
Im Stillen dankte sie ihm dafür, dass er wenn gesagt hatte und nicht falls. „Ich weiß es nicht“, sagte sie so leise, dass es kaum zu hören war. „Ich muss ihn erst sehen, dann werde ich mich entscheiden.“
„Ich werde dich nicht gehen lassen, Caro“, sagte er entschlossen. „Was auch immer geschehen mag, ich werde dich nicht gehen lassen. “
Doch ehe sie etwas erwidern konnte, wandte er sich plötzlich ab. Jeder Muskel in seinem Körper war gespannt. „Irgendetwas stimmt nicht.“
Sie schüttelte verwirrt den Kopf. „Was soll nicht stimmen?“ „Wir haben an Fahrt verloren. Wir halten. Merkst du das nicht?“ Er steckte sein Hemd in die Hose und senkte den Kopf, um an der Tür zu horchen. „Ich kann mir keinen einzigen guten Grund denken, warum Tomaso das getan haben sollte, aber eine ganze Menge schlechte.“
Caro wurde von seiner Hast angesteckt. Sie hakte ihr Mieder zu und rückte ihre Röcke zurecht. „Warum sollte er hier anhalten? Wir sind irgendwo im Mittelmeer, und um uns herum ist nichts als Wasser. “
Jeremiah überprüfte seine Pistolen. Dann dachte er einen Moment lang nach, schließlich reichte er Caro eine davon. „Weißt du, wie man damit umgeht?“
Sie sah die Waffe an und schüttelte den Kopf. „Frederick duldet keine Waffen in Blackstone House. Er wollte nicht einmal zulassen, dass man Jagd auf das Wild machte, das meine Rosen abfraß.“
„Wir reden hier nicht über Wild, Liebes.“ Er drückte ihr die Pistole in die Hand und legte ihre Finger um Hahn und Abzug. „Erst ziehst du hier, dann hier. Und lass dich nicht von dem Rauch verwirren. Ziele über den Lauf, so gut du kannst. Richte ihn dahin, wo ein Mann am breitesten ist, am besten auf seinen Bauch, dann wirst du ihn schon treffen.“ Caro nickte. Sie war fest entschlossen, zu beweisen, dass sie ihm keine Last sein würde, und konzentrierte sich auf jedes Wort, das er sagte.
Doch er seufzte, als er sah, wie die Waffe in ihrer Hand zitterte. „Morgen, wenn wir mehr Zeit haben, werde ich es dir genau erklären. Denk daran, wenn die Zeit dafür nicht reicht oder du nicht schießen willst, dann fass die Pistole am Lauf an und schlag dem Mann den Knauf über den Kopf. Das reicht schon. “ Sein Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken an das, was sie vielleicht würde mit ansehen müssen. „Ich werde mein Bestes tun, Jeremiah.“
„Das weiß ich, Liebste, aber ich hoffe, dass es dir erspart bleibt. Nun versteck die Pistole unter deinen Röcken. Vielleicht brauchen wir das alles gar nicht.“
Von oben hörte er Rufe und Schreie, aber keinen Alarm. Möglicherweise reagierte er zu heftig, aber das war besser als die ruhige Selbstzufriedenheit, die ihn seine Chanticleer gekostet hatte.
Caro strich die Röcke wieder glatt und lächelte. „Ich bin froh, nicht mehr in Neapel zu sein“, sagte sie, und er bemerkte, dass sie vor Aufregung atemlos war, nicht vor Angst. „Und ich liebe dich sehr, Jeremiah.“
Schnell nahm er sie in den Arm, um sie noch einmal zu küssen. Nein, nicht zum letzten Mal. Daran wollte er lieber nicht denken. Doch als sie sich umarmten, drückte die Pistole gegen sein Bein, und sein Gewissen
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