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Die Lagune der Zombies

Die Lagune der Zombies

Titel: Die Lagune der Zombies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xander Morus
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tun? Die letzten zwei Wochen hatte ich den ganzen Tag in den windigsten Spelunken verbracht, hatte Säufern und Wichtigtuern zugehört und die absurdesten Fantasien brav mitgeschrieben. Es würde für einen ganzen Roman reichen. Aber nichts brachte mich weiter.
    Bis ich auf den Jungen traf. Dreihundert Euro hatte er gesagt.
    „Was?“, hatte ich gefragt. Dreihundert Euro waren hier so viel wie bei uns dreitausend Euro. Aber er war hartnäckig geblieben. Ein kleiner zehnjähriger Junge mit flinken Augen und schmutzigen Hosen.
    „Dreihundert Euro und ich weiß, wie Sie Zombie sein können!“, hatte er gesagt. Und das war der Moment, der mich stutzig machte. Hatte er wirklich gesagt: „Wie Sie Zombie sein können?“
    Ja, hatte er. Da wusste ich, dass er anders als die Schwätzer in den Kneipen war. Was immer er zu verkaufen hatte – es musste sich massiv von den bisherigen Geschichten unterscheiden.
    Wieso sagte er: „Wie Sie Zombie sein können?“
    Ich hatte geantwortet, dass ich interessiert sei und er mir Näheres erzählen solle.
    „Kommen morgen zu Palata. Dort sein mein Bruder. Er alles erklären. Du bringen Geld.“
    „Ich bringen Geld!“ Was sollte ich auch sonst sagen?
     
    Und so war ich mit Wingman auf dem Weg nach Palata, nachdem ich dem Markplatz von Port Vila verlassen hatte. Palata war ein kleines Fischerdorf ganz am Rande von Efate, der größten Insel der Republik.
    Was immer mich dort auch erwarten würde, bevor ich dreihundert Euro zückte, wollte ich wissen, was mir die Vanuatuer verkaufen wollten. Allerdings, was hatte ich auch zu verlieren? Ich war inzwischen soweit, dass ich jeder Spur nachging. Schwitzend verließ ich die Hauptstadt von Vanuatu und sah Palata nach einer Fahrt um die halbe Insel versteckt am Ufer schimmern. Tatsächlich nur eine kleine Ansammlung von Fischerhütten. Eine schöne Bucht und dahinter direkt der Dschungel. Das Dorf kauerte sich buchstäblich an das dunkle Grün. Nur ein schmaler weißer Sandweg führte hinunter. Touristen waren hier sicher selten gesehen, denn Palata war ein schlichtes Fischerdorf, das keine Cafés oder eine Strandpromenade beherbergte.
    Wie es aussah, gab es nicht einmal ein Restaurant. Kleine Hütten und umgestülpte Fischerboote säumten meinen Weg. Ich sah vereinzelte Vanuatuer an ihren Booten arbeiten und Fischernetze flechten. Alles wirkte ruhig und friedlich. „Am Abend“, hatte der Junge gesagt. Die Sonne geht früh unter in Vanuatu.
    Als ich den Dorfkern erreichte, war die Sonne schon ein roter Feuerball, der flimmernd über dem Horizont schwebte. Ich sah mich um. Es war völlig ruhig. Vom Trubel Port Vilas war hier nichts zu spüren. Ich zog meine Wasserflasche hervor und nahm einen Schluck. Unruhig blickte ich mich um. Niemand schien meine Anwesenheit zu bemerken. Das Dorf war wirklich klein. Es lag direkt an der Küste. Vor mir glitzerte der Pazifik, und man hörte das Rauschen der Wellen. Alles wirkte friedlich. Nur ein paar Möwen kreischten in der Ferne. Wingman sprang ins Wasser und versuchte, Fische zu fangen. Wenigstens er hatte seinen Spaß. Ich fragte mich schon, ob man mich vergessen hatte, da hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir.
    „Du gehen weg!“
    Ich drehte mich um und sah hinter mir eine alte Frau, deren Gesicht von Warzen und Runzeln völlig entstellt war. Eindringlich starrte sie mich an. Sie schien mich zu mustern, wiederholte sich dann aber.
    „Du gehen weg!“
    Ich stolperte etwas zurück und versuchte zu lächeln. Wingman sprang um die Frau herum und bellte aufgeregt. Sie schlug nach ihm, doch er wich geschickt aus.
    „Ich suche Jungen!“, sagte ich, doch sie reagierte nicht auf meine Frage, sondern hob ihren Gehstock und stieß ihn mir in die Seite.
    „Weg! Geh weg!“ Verdattert stolperte ich zurück.
    Meine Füße sanken tiefer in den Sand ein und verfingen sich in irgendwas. Ich glaube, es war ein Fischernetz. Ich fiel zurück und landete ungeschickt im Sand. Die Frau trottete auf mich zu und thronte plötzlich über mir auf.
    „Weg. Du!“ Sie stieß ihren Stock direkt neben meinem Kopf in den Sand. Ich rutschte zurück und rollte dann zur Seite. Mein Rücken schmerzte und ich bekam Sand in den Mund. Mühsam rappelte ich mich auf und hob beschwichtigend die Hände.
    „Ja, ja!“ Ich nickte und wedelte mit den Armen. Schnell drehte ihr den Rücken zu. Wingman bellte weiter, hielt aber Abstand zu der alten Frau.
    Ich beruhigte ihn und klopfte den Sand aus meinen Sachen. Ich wollte gehen,

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