Die Landkarte der Zeit
verlassenen Wohnung abdeckt, über die Anwesenden gelegt hatte, räusperte er sich vernehmlich und
wandte sich mit wohlklingendem Bariton an seine Gäste.
«Ladys und Gentlemen, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass Sie im Begriff stehen, am bedeutendsten Ereignis des Jahrhunderts
teilzunehmen, an der zweiten Zeitreise der Menschheitsgeschichte. Heute werden Sie die Eisen sprengen, die Sie an die Gegenwart
ketten, Sie werden dem Lauf der Stunden ein Schnippchen schlagen und die Gesetze der Zeit übertreten. Jawohl, Ladys und Gentlemen,
heute werden Sie etwas unternehmen, wovon |297| der Mensch bis gestern nur träumen konnte: eine Reise in die Zukunft. Es ist mir eine große Freude, Sie in unserem Unternehmen
willkommen zu heißen und Ihnen dafür zu danken, dass Sie sich bereit erklärt haben, an unserer zweiten Expedition ins Jahr
2000 teilzunehmen, zu der wir uns nach dem außergewöhnlichen Erfolg der ersten Reise nun entschlossen haben. Ich versichere
Ihnen, Sie werden nicht enttäuscht sein. Sie werden durch die Jahrhunderte reisen und Ihren Lebenshorizont überschreiten.
Allein dafür würde sich diese Reise lohnen, doch ZEITREISEN MURRAY begnügt sich nicht damit, Sie nur durch die Zeit zu schicken;
Sie werden außerdem Zeuge eines der vielleicht entscheidendsten Momente in der Geschichte der Menschheit, eines Ereignisses,
das niemandem vorenthalten bleiben sollte: des Kampfes von Hauptmann Derek Shackleton gegen den grausamen Maschinenmenschen
Salomon, dessen Herrschaftsträume Sie unter dem Schwert des tapferen Hauptmanns zerbrechen sehen werden.»
Aus den ersten Reihen erklang verhaltener Applaus, doch Claire hatte den Eindruck, dass er vor allem von dem Nachdruck, den
der Redner in seine letzten Worte gelegt hatte, hervorgerufen wurde und weniger von deren wirklicher Bedeutung für die Anwesenden,
denen der Ausgang jenes fernen Krieges relativ egal sein durfte.
«Wenn Sie mir erlauben, werde ich Ihnen jetzt in kurzen Worten erklären, wie die Reise ins Jahr 2000 vonstattengehen wird.
Unser Reisegefährt wird die
Cronotilus
sein, eine von unseren Ingenieuren zu diesem Zweck konstruierte Dampfstraßenbahn. Sie wird von unserer Gegenwart aus zum Mittag
des 20. Mai des Jahres 2000 fahren, doch werden Sie selbstverständlich nicht die hundertundvier |298| Jahre unterwegs sein, die dieses Datum vom heutigen trennen, da die Reise außerhalb der Zeit stattfindet, das heißt durch
die berühmte vierte Dimension geht. Ich fürchte allerdings, Ladys und Gentlemen, dass Sie diese nicht zu sehen bekommen werden.
Wenn Sie die Zeitstraßenbahn besteigen, werden Sie feststellen, dass die Fenster geschwärzt worden sind. Nicht, dass wir Ihnen
den Blick auf die vierte Dimension vorenthalten wollen, die indes nur aus einer weiten rosafarbenen Gesteinswüste besteht,
in der die Zeit stillsteht und die von heftigen Stürmen durchweht wird. Wir haben die Fenster nur zu Ihrer Sicherheit verblendet,
da die vierte Dimension von drachenähnlichen Ungeheuern bewohnt wird, die nicht gerade zutraulich sind. Im Allgemeinen halten
sie sich fern von uns; dennoch könnte eines der Bahn näher kommen, als wir es für wünschenswert halten, und wir wollen nicht,
dass eine der Damen durch den furchterregenden Anblick dieser Monster erschreckt wird. Aber seien Sie unbesorgt, denn das
ist wenig wahrscheinlich, da diese Geschöpfe sich ausschließlich von Zeit ernähren. Ja, die Zeit ist für sie eine ganz köstliche
Speise, und daher möchte ich Sie bitten, Ihre Uhren abzulegen, bevor Sie die Zeitstraßenbahn besteigen. Auf diese Weise schließen
wir die Möglichkeit aus, dass die Kreaturen vom Aroma Ihrer Zeitmesser angelockt werden und sich der Straßenbahn nähern. Wie
Sie gleich sehen werden, haben wir auf dem Dach der
Cronotilus
eine Kanzel angebracht, in der zwei erfahrene Scharfschützen postiert sein werden, die jede Bestie auf Abstand halten, die
uns zu nahe kommen will. Vergessen Sie sie also einfach und genießen Sie die Reise. Vergessen Sie nicht, dass die vierte Dimension
zwar Gefahren, aber auch große Vorteile |299| für Sie birgt, denn während Sie hindurchfahren, bleibt die Zeit stehen, und keiner von Ihnen altert. Gut möglich, meine Lieben
– wandte er sich mit schwülstigem Lächeln an eine Gruppe älterer Damen in der ersten Reihe –, dass Sie Ihren Freundinnen nach der Rückkehr jünger vorkommen.»
Die Damen kicherten nervös, was sich wie das
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