Die Landkarte der Zeit
Zeit nicht zu Ende führen wirst; dass die Maschine, in der du reist,
verboten werden wird; dass die Menschen den Krieg gegen die Roboter gewinnen werden, und zwar durch dich. Jawohl , mein Geliebter, du wirst den grausamen Salomon in einem aufregenden Schwertkampf besiegen. Glaube mir, denn ich habe es mit
eigenen Augen gesehen.
Ich liebe dich,
C.
Wells legte den Brief auf den Tisch und versuchte sich die Atemlosigkeit, die Claires Worte bei ihm ausgelöst hatten, nicht
anmerken zu lassen. Kaum merklich den Kopf bewegend, nickte er Tom wortlos zu und gab ihm damit zu verstehen, dass er gehen
könne. Als er allein war, nahm er wieder den Brief zur Hand, den er beantworten sollte, und las noch einmal die detaillierte
Schilderung der Ereignisse in der Pension Pickard. Er spürte, wie ihm heiß wurde. Dank dieses ihm unbekannten Mädchens hatte
er nun endlich verstanden, wie die Lust der Frauen funktionierte; jenes Gefühl, das mit langsam wachsender Spannung heraufzog,
um sie vollständig auszufüllen oder nur eben sacht zu streifen. Wie erhaben, wie leuchtend und unendlich war ihre Wonne im
Vergleich zu der des Mannes, grob und gewöhnlich, nicht mehr als eine ekstatische Explosion zwischen seinen Schenkeln. Aber
empfanden das alle Frauen so oder nur dieses außergewöhnliche Mädchen, dessen Empfindsamkeit vom Schöpfer bis zur Unvorstellbarkeit
vervollkommnet worden war? Nein; wahrscheinlich handelte es sich bei ihr um eine ganz normale junge Dame, die nur ihre |473| Sexualität in einem Maße auslebte, die andere als kühn bezeichnen würden. Allein ihre Entscheidung, sich vor Tom gänzlich
zu entblößen, kündete von einem wagemutigen Geist, der entschlossen war, jede einzelne Empfindung eines Beischlafs bis zur
Neige auszukosten.
Nachdem er zu dieser Überzeugung gekommen war, fühlte sich Wells enttäuscht, sogar beleidigt von der verschämten Art und Weise,
mit der die Frauen in seinem Leben sich ihm hingegeben hatten. Seine Cousine Isabel war so eine gewesen, die zum Löchlein
in der Unterwäsche Zuflucht genommen hatte und deren so gesehene Vulva ihm wie ein saugendes Wesen außerirdischen Ursprungs
vorgekommen war. Und auch die in diesen Dingen viel ungehemmtere Jane hatte sich ihm nie vollkommen nackt dargeboten, sodass
er auch ihren Körper nur tastend hatte erkunden können. Er hatte definitiv nie das Glück gehabt, einer Frau von der hemmungslosen
Bereitschaft Claires zu begegnen. Was hätte er mit einem leicht zu bekehrenden Mädchen wie ihr nicht alles anstellen können!
Er hätte nur die medizinische Wirkung, die der Sex auf Frauen hatte, hervorheben müssen, und schon hätte er eine überzeugte
Jüngerin der fleischlichen Lüste aus ihr gemacht, eine moderne Priesterin, jederzeit bereit, Lust zu geben und zu nehmen;
eine Vorkämpferin des lustvollen Beischlafs, der die Frauen strahlender und sanfter, runder und wohlgefälliger machte. Mit
einer Frau wie ihr wäre er ohne Zweifel ein erfüllter, gestillter, wunschlos glücklicher Mann, der sich ganz auf andere Dinge
konzentrieren und weitere Interessen verfolgen konnte, ohne dieses andauernde Drängen des Fleisches, das den Mann in seiner
Jugend befiel und nicht mehr losließ, bis sein Körper im Alter verfiel. |474| Kein Wunder also, dass Wells sich dieses Mädchen namens Claire Haggerty als Nächstes in seinem Bett vorstellte, nackt, sich
genussvoll wie eine Katze seinen Zärtlichkeiten hingebend, die bei Jane kaum mehr als ein höfliches Seufzen hervorriefen.
Es wollte ihm wie blanke Ironie erscheinen, dass er das Lustempfinden dieses Mädchens kannte, aber nicht das seiner eigenen
Frau, die, erinnerte er sich mit einem Mal, ja irgendwo im Haus darauf wartete, dass er ihr den neuen Brief zu lesen gab.
Er stand auf und verließ die Küche, um nach ihr zu suchen, und führte unterwegs alle möglichen Atemübungen durch, um seine
Erregung niederzukämpfen. Er fand sie mit einem Buch im Wohnzimmer sitzend und legte den Brief wortlos auf das Tischchen neben
ihr, wie einer, der ein Glas vergifteten Weins abstellt und sich zurückzieht, um die Wirkung auf sein Opfer abzuwarten. Denn
zweifellos würde der Brief nicht ohne Wirkung auf Jane bleiben, sondern sie zwingen, ihre Vorstellung von körperlicher Liebe
zu überdenken, so wie der vorige Brief sie dazu gebracht hatte, über deren geistige Dimension nachzudenken. Er ging in den
Garten, atmete die Nachtluft ein und betrachtete
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