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Die Landkarte der Zeit

Titel: Die Landkarte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Félix J. Palma
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erwiderte er genauso leise. «Ich bin gekommen und werde nie wieder gehen.»
    Sie lächelte und sah das getrocknete Blut auf seinen Lippen und Wangen als Beweis dafür, wie sehr er sie liebte. Langsam richtete
     sie sich auf und drängte in seine Arme. Und während sie sich küssten, wusste Tom, dass dies, im Gegensatz zu dem, was Gilliam
     Murray gesagt hatte, ein sehr viel glücklicheres Ende war als jenes, das ein Wiedersehen für immer verhindert hätte.

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    |521| Dritter Teil
    Meine liebenswürdigen Herren und empfindsamen Damen, wir kommen nun zu den letzten Seiten unseres aufregenden Büchleins.
     
    Welche Wunder bleiben uns Ihnen noch zu zeigen?
     
    Wenn Sie es herausfinden wollen, lesen Sie bitte aufmerksam jede Seite, denn darin werden Sie nach Lust und Laune durch die
     Zeit reisen können, in die Vergangenheit und auch in die Zukunft.
    Wenn du kein Feigling bist, geliebter Leser, bringe frisch zu Ende, was du begonnen hast!
     
    DIESE LETZTE REISE WIRD SICH LOHNEN, DAS VERSICHERN WIR DIR.

|523| XXXIV
    Scotland-Yard-Inspektor Colin Garrett war es peinlich, kein Blut sehen zu können und sich jedes Mal erbrechen zu müssen, wenn
     er von Berufs wegen wieder einmal eine besonders unschön zugerichtete Leiche ansehen musste. Unglücklicherweise aber passierte
     ihm dies so häufig, dass er sogar schon daran gedacht hatte, gar nicht mehr zu frühstücken angesichts der kurzen Zeit, die
     das Frühstück in seinem Magen verblieb. Vielleicht als Ausgleich für seine Blutaversion war Colin Garrett mit einem glänzenden
     Gedächtnis gesegnet. Das hatte wenigstens sein Onkel immer gesagt, der mythische Inspektor Frederick Abberline, der vor Jahren
     den Mörder Jack the Ripper gejagt hatte. Er war von der Geistesschärfe seines Neffen so sehr überzeugt gewesen, dass er ihn
     praktisch an der eigenen Hand zu Scotland Yard geführt und mit einem glühenden Empfehlungsschreiben bei Superintendent Arnold
     abgeliefert hatte. Zu seinem Erstaunen hatte Garrett anerkennen müssen, dass des Onkels Ahnung nicht getrogen hatte. Denn
     seit er vor einem Jahr sein Büro über der Great George Street bezogen hatte, war es ihm tatsächlich gelungen, eine ganze Reihe
     von Fällen zu lösen, ohne dass er sich dafür besonders angestrengt hätte. Und ohne dafür sein Büro zu verlassen. In seinem
     gut geheizten Refugium hatte Garrett nächtelang |524| gegrübelt, verglichen und die Beweisstücke, die seine Untergebenen ihm brachten, zusammengesetzt wie ein Kind, das sich mit
     einem Puzzle vergnügt. Den Kontakt mit der rauen und oft blutigen Wirklichkeit, die hinter dem verarbeiteten Datenmaterial
     stand, hatte er dabei möglichst vermieden. Für einen sensiblen Geist wie ihn war die Arbeit vor Ort nicht das Richtige, selbst
     wenn ihm als Partner ein privilegiertes Gehirn zur Verfügung stand.
    Und von der Hölle, die jenseits seiner Bürotür brandete, waren die Leichenschauhäuser die Orte, an denen die Wirklichkeit
     eines Verbrechens am deutlichsten hervortrat; jener übelriechend konkrete, organische Teil, den Garrett von sich fernzuhalten
     suchte. Daher stieß der Inspektor jedes Mal einen resignierten Seufzer aus, wenn er zu einer Leichenschau gerufen wurde, setzte
     sich den Hut auf und machte sich auf den Weg zu dem jeweils in Frage kommenden Unheilsgebäude, wobei er unterwegs betete,
     sein rebellierender Magen möge ihm Zeit genug lassen, aus dem Autopsieraum zu fliehen, bevor das auf die Fliesen klatschende
     Frühstück die Schuhe des Gerichtsmediziners bespritzte.
    Den heutigen Leichnam hatte die Stadtpolizei in Marylebone gefunden, und nachdem sie vergebens herauszufinden versucht hatte,
     welche Art von Waffe die scheußliche Wunde verursacht haben mochte, die das Opfer, offensichtlich ein Bettler, aufwies, hatte
     sie den Fall an die Spürnasen von Scotland Yard übergeben. Garrett stellte sich vor, wie die Beamten der Stadtpolizei den
     Fall mit einem höhnischen Grinsen weitergegeben hatten; schien er doch kompliziert genug, die Genies in der Great George Street
     ausgiebig daran kauen zu lassen. Im Leichenschauhaus |525| in der York Street wurde Garrett von Dr.   Terrence Alcock erwartet, der eine blutbespritzte Schürze trug. Da er, der sich bei jeder Gelegenheit seiner forensischen
     Meriten rühmte, der Stadtpolizei gegenüber zugegeben hatte, es mit einem Rätsel zu tun haben, vor dem er sich geschlagen geben
     müsse, erwartete Garrett nun, es mit einem wirklich interessanten Fall

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