Die Landkarte der Zeit
kann, da es sich
um eine Episode handelt, die den Insassen der Kutsche unbekannt ist. Ich meine damit den schwindelerregenden gesellschaftlichen
Aufstieg ihrer beider Väter, William Harrington und Sidney Winslow; ein von Ersterem mit Glück und grober Meisterschaft ins
Werk gesetzter Aufstieg, über den beide Schweigen zu bewahren beschlossen, den sie jedoch vor mir, der ich alles sehe, nicht
verborgen halten können.
Ich könnte Ihnen aus dem Stand meine Eindrücke über William Harrington aufzählen, aber meine Meinung ist hier kaum von Interesse.
Halten wir uns lieber an das Bild, das Andrew sich von seinem Vater zusammengezimmert hatte und das der Wirklichkeit recht
nahe kam. Für ihn war sein Vater ein kämpferischer Unternehmer, der auf dem Kriegsschauplatz des Geschäftemachens keiner Schlacht
aus dem Weg ging, wie man sehen wird, jedoch in den Abnutzungskriegen des Alltags, in deren Scharmützel wir uns in Wahrheit
als Mensch beweisen können, indem wir uns gütig oder großherzig zeigen, war er, wie wir schon gesehen haben, zu nicht mehr
als schäbiger Mittelmäßigkeit imstande. William Harrington besaß jene Art von Selbstsicherheit, die Gnade und Strafe zugleich
ist, ein unverbrüchliches Selbstvertrauen, das jederzeit in gleißende |172| Arroganz umschlagen konnte. Er gehörte zu denen, die glauben, die Welt stehe kopf, wenn er an den Beinen an einem Ast aufgehängt
war, oder, um ein anderes Bild zu gebrauchen, Gott habe die Sonne zu dem einzigen Zweck erschaffen, nur die eigenen Trauben
reifen zu lassen. Mehr muss man dazu wohl nicht sagen.
William Harrington kam von der Krim zurück in eine Welt, die von Maschinen bestimmt war. Er erkannte jedoch bald, dass auch
die Maschinen auf herkömmliche Weise hergestellt wurden, denn sogar das Glas des Kristallpalasts, jenes im Hyde Park gestrandeten
durchsichtigen Wals, in dessen Bauch ein Planktonmeer maschineller Ausgeburten schwamm, war von Hand gemacht. Das war natürlich
nicht der Weg, den er einschlagen musste, wenn er reich werden wollte. Denn dass er reich werden wollte, war etwas, das er
sich mit der Windigkeit seiner etwas über zwanzig Jahre eines Nachts zum Ziel gesetzt hatte, als er an der Seite seiner frisch
angetrauten Gattin im Bett lag, der gottesfürchtigen Tochter eines Streichholzfabrikanten, für den er damals arbeitete. Die
Aussicht auf ein fades bravbürgerliches Dasein ließ ihn sich schlaflos im Bett wälzen und die Frage stellen, ob er nicht gegen
ein so gewöhnliches Schicksal aufbegehren sollte. Hatte seine Mutter ihn etwa auf die Welt gebracht, damit die stärkste Empfindung
seines Lebens die war, mit einem Bajonett fußlahm geschlagen zu werden? Bestand sein Schicksal darin, in die Geschichte einzugehen
oder ihr Bodensatz zu sein? Sein mitleiderregendes Agieren auf der Krim ließ Zweites vermuten; doch ein viel zu gefräßiger
Geist weste in William Harrington, als dass er sich mit dieser Aussicht zufriedengab. «Wir leben vermutlich nur einmal», sagte
er |173| sich, und was ich in diesem Leben nicht erreiche, erreiche ich nie.»
Am nächsten Morgen traf er sich mit seinem Schwager Sidney, einem aufgeweckten jungen Mann, der offensichtlich sein Leben
damit vergeudete, die Buchhaltung des elterlichen Unternehmens zu führen. Er versicherte ihm, sein Schicksal bestehe darin,
an seiner, Williams, Seite zu Geld und Ruhm zu gelangen. Für den gesellschaftlichen Aufstieg, den William ihnen beiden prophezeite,
mussten sie die Streichhölzer allerdings vergessen und ein eigenes Geschäft aufziehen, was nicht schwerfallen sollte, da Sidney
zufällig über Ersparnisse verfügte. Auf einer ausdauernden Besäufnistour überredete William seinen Schwager, ihm sein Geld
anzuvertrauen, da ihr langweiliges Dasein einen Schuss unternehmerischen Abenteuers brauchen könne. Sie hatten wenig zu verlieren
und viel zu gewinnen. Vor allem brauchten sie ein Geschäft, das schnellen und reichlichen Gewinn abwarf, schloss er seine
Ausführungen. Zu seiner Überraschung gab Sidney ihm recht und setzte sogleich sein einfallsreiches Gehirn in Tätigkeit. Bei
ihrem nächsten Treffen legte er den Plan einer revolutionären Erfindung vor, die er den
Helfer des ledigen Mannes
nannte. Er bestand aus einem Lesesessel für die Freunde unanständiger Literatur, der einen Mechanismus beherbergte, der die
Seiten umblättern konnte, ohne dass man dafür seine Hände zu Hilfe nehmen musste. Aber nicht
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