Die Landkarte der Zeit
aber
geboren wurde er schon vor vieren. Ich nehme an, dass das sein tatsächliches Alter ist, da die Zeit, die er in der Ebene verbracht
hat, ja nicht zählt. Eterno hat mich in Afrika begleitet, und seit wir wieder in London sind, schläft er an meiner Seite im
Zeitloch. Ich habe ihm nicht aus Spaß den Namen Eterno gegeben, Gentlemen, und solange er bei mir ist, werde ich mein Möglichstes
tun, damit er dem Namen Ehre macht.»
Andrew spürte einen kalten Schauer über seinen Rücken rinnen, als er dem Blick des Hundes begegnete.
«Was stellt diese Konstruktion dar?», fragte Charles, auf das Symbol eines Schlosses deutend, das in der Nähe des Gebirges
eingezeichnet war.
«Ach, das», sagte Gilliam unbehaglich. «Das ist der Palast Ihrer Majestät.»
«Der Königin?», rief Charles überrascht. «Sie besitzt einen Palast in der vierten Dimension?»
«So ist es, Mr. Winslow. Gewissermaßen ein Geschenk von uns für die großzügige Förderung unserer Expeditionen.» Gilliam zögerte einen Moment,
als überlege er, ob er mit weiteren Informationen herausrücken konnte. Schließlich fuhr er fort: «Seit wir für sie und ihr
Gefolge eine Privatreise ins Jahr 2000 organisiert haben, interessiert sich Ihre Majestät für die besonderen Gesetze, die
in der vierten Dimension gelten, und, äh … ließ uns wissen, dass sie es begrüßen würde, über eine Residenz in der Ebene zu verfügen, wohin sie sich zurückziehen könne,
wenn ihre |166| vielen Verpflichtungen es zuließen. So, als würde sie in einen Badeort fahren. Sie ist jetzt schon seit mehreren Monaten dort;
weswegen ich fürchte, dass ihre Regierungszeit ziemlich lang sein wird …», sagte Gilliam und versuchte gar nicht, seinen Ärger darüber zu verbergen, dieses Zugeständnis gemacht haben zu müssen,
derweil er selbst sich wahrscheinlich damit begnügen musste, seine Aufenthalte mit Eterno in einem elenden Zelt zu verbringen.
«Aber das ist mir egal. Ich will nur, dass man mich in Ruhe lässt. Das Empire will den Mond erobern. Nur zu, sollen sie ruhig … Aber die Zukunft gehört mir!»
Er zog den Vorhang zu und führte sie wieder zu seinem Schreibtisch. Er bat sie, in den Besuchersesseln Platz zu nehmen, während
Eterno, der Hund, der die Menschen überleben würde, wenn wir Gilliam selbst, die Königin und die glücklichen Bediensteten
ihres zeitlosen Hofstaats ausnehmen, sich zu seinen Füßen niederlegte.
«Wohlan, Gentlemen, ich hoffe, Ihre Frage beantwortet zu haben, warum wir Sie einzig und allein in die Zukunft des 20. Mai des Jahres 2000 führen können, um dort die entscheidende Schlacht der menschlichen Rasse zu sehen», sagte er mit einem
ironischen Unterton, während er seinen Platz einnahm.
Andrew atmete schwer. Das alles interessierte ihn überhaupt nicht, solange sein Schmerz allgegenwärtig war. Er war genauso
weit wie am Anfang. Er würde seinen Selbstmord in Angriff nehmen, sobald Charles abgelenkt war. Irgendwann würde er ja schlafen
müssen.
«Dann gibt es also keine Möglichkeit, ins Jahr 1888 zu reisen?», hörte er seinen Cousin sagen, der sich offenbar nicht geschlagen
geben wollte.
|167| «Ich nehme an, das wäre kein Problem, wenn Sie über eine Zeitmaschine verfügten», antwortete Gilliam schulterzuckend.
«Dann müssen wir darauf vertrauen, dass sie bald erfunden wird, Andrew», sagte Charles und klopfte ihm aufs Knie, während
er sich erhob.
«Vielleicht ist sie ja schon erfunden, meine Herren», ließ Gilliam sich vernehmen.
Charles wandte sich abrupt um.
«Was wollen Sie damit sagen?»
«Hmm, es ist nur eine Vermutung …», antwortete der Unternehmer, «aber als wir unsere Firma eröffneten, gab es jemanden, der dem Geschäft einen besonderen
Widerwillen entgegenbrachte. Er beharrte darauf, dass Zeitreisen ungeahnte Gefahren beherbergten und dass man behutsam vorgehen
müsse. Ich habe immer geargwöhnt, dass er das nur sagte, weil er eine Zeitmaschine besaß und damit experimentieren wollte,
bevor die Öffentlichkeit davon erfuhr. Vielleicht wollte er sie auch nur für sich allein nutzen und der Einzige sein, der
die Zeit beherrschte.»
«Wen meinen Sie?», fragte Andrew.
Gilliam lehnte sich mit einem selbstzufriedenen Lächeln in seinem Sessel zurück.
«Ich meine natürlich Mr. Wells», antwortete er.
«Wie kommen Sie denn darauf?», fragte Charles. «Wells beschreibt in seinem Buch nur eine Reise in die Zukunft. Er zieht nicht
einmal
Weitere Kostenlose Bücher