Die langen Schatten der Erleuchtung
Sachen vorbei!“
Als Jojo ein paar Tage später Vera besuchen wollte, fand er ihr Bett leer. Ihre Zimmernachbarin hatte gerade eine Wachphase und meinte, er könne Vera wohl im Café finden. „Das liegt gleich gegenüber, wenn Sie am Ausgang sind! Sie geht fast jeden Tag dorthin!“
Jojo bedauerte, dass er Vera nicht früher besucht hatte. „ Wahrscheinlich ist sie ins Café gegangen, um sich von ihrem Kummer abzulenken! “ Er fand das Café ohne Mühe. Die Tische waren fast alle besetzt. Zwischen all den älteren, weißhaarigen Damen und den Patienten der Klinik versuchte Jojo, Vera ausfindig zu machen. Aber er konnte sie nirgendwo entdecken.
Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter. Er drehte sich um. Eine blonde Frau in einem roten Hosenanzug stand vor ihm. Sie trug eine tief ausgeschnittene, lila Bluse. Eine goldene Kette seilte einen funkelnden Stein in die Schluchten ihres Busens ab. Die Frau war dezent geschminkt. Sie verströmte den Duft eines teuren Parfüms. „Jojo, komm' doch zu uns an unseren Tisch!“
Jetzt erst erkannte Jojo Vera, die seine Verwirrung genoss. Sie steuerte Jojo an einen Tisch, von dem sich jetzt ein weltmännisch wirkender Mann Mitte Vierzig erhob und ihm die ausgestreckte Hand hinhielt. „Nehmen Sie doch bitte Platz, Herr Jojo! Vera hat mir schon viel von Ihnen erzählt!“
„Es freut mich Vera, dich in solch guter Stimmung zu finden! Und wie vorteilhaft du aussiehst - einfach nicht mehr wieder zu erkennen!“
Hartmut Harras bat die Kellnerin, noch ein weiteres Gedeck zu bringen.
„Das habe ich Hanif zu verdanken! Er hat eine ganz besondere Art, mir den Lebensmut wieder zu geben! Jetzt kommt mir mein Selbstmordversuch schon wie eine Kinderei vor! Und gleich nach Hanifs Therapie bin ich Hartmut in die Arme gelaufen, nicht wahr, mein Schatz?!“
Hartmut nickte stolz und bestellte noch eine Runde Cognac. „Sie trinken doch mit uns auf unser Glück, Herr Jojo?!“
„Ich bleibe nur noch bis Montag zur Beobachtung hier, Jojo! Dann fliege ich mit Hartmut nach Gran Knack!“
„Wo ist das denn?“
„Gran Canaria, die Inseln des ewigen Frühlings!“
„Das hört sich interessant an: Ewiger Frühling... so wie ewiger Sommer, ewiger Herbst und ewiger Winter…“, lächelte Jojo. „Ich werde den anderen Bescheid sagen! Sie werden sich alle freuen!“
„Ich lasse Ihnen vorsichtshalber schon mal die Adresse von unserer Finca da!“, sagte Hartmut, schob die Cognacschwenker über den Tisch und legte Jojo seine Visitenkarte hin.
Es ist nichts falsch an der Erleuchtung,
und es ist nichts falsch an ihren Schatten –
und bis du dies nicht verstanden hast,
gibt es kein Erwachen.
Meepak
Schwangerschaft oder wie Harald einen Heiligenschein bekommt und Abstinenzler wird.
„Natürlich bin ich kein Frauenarzt“, meinte Dr. Kicoka lächelnd, „aber nach meinem Kenntnisstand sieht es so aus, liebe Frau Mahnke, als seien Sie erfolgreich schwanger!“
„Ich kann es gar nicht glauben!“, hauchte Marlies vor Freude, als sie für Harald die koreanischen Hausmittel abholte. Sie hatte die Gelegenheit genutzt, Dr. Kicoka zu gestehen, dass ihre Periode seit 2 Wochen überfällig war.
„Aber wie sagt man bei Euch so schön: Schuster bleibe bei deinen Leisten. Ich gebe Ihnen hier die Überweisung zu einem ausgezeichneten Frauenarzt. Er hat seine Praxis hier gleich gegenüber. Er ist Türke - Dr. Mehmet Yirimaz - da sind Sie in den richtigen Händen. Sie wissen ja, die türkischen Frauen sind äußerst fruchtbar oder ihre Männer, ich bin mir da nicht ganz sicher. Er ist ein Fachmann auf seinem Gebiet, schon alleine von der beeindruckenden Anzahl schwangerer Frauen, die bei ihm ein- und ausgehen!“
Dr. Kicoka geleitete Marlies bis zum Empfang, wo Frau Kluge mit Oma Petersen letzte Hand an ein Kreuzworträtsel legte, da ihr noch ein Buchstabe vom Lösungswort fehlte. Als Marlies die Praxis überglücklich verlassen hatte, meinte Dr. Kicoka: „Verehrte Frau Kluge“, und schlug dabei mit der flachen Hand triumphierend auf den Tresen, „meine koreanischen Hausmittel haben sich wieder einmal bestens bewährt!“
„ Erntefest“ , antwortete Frau Kluge, „eindeutig Erntefest , Oma Petersen!“
Mit geschwollener Brust schritt Dr. Kicoka zum Sprechzimmer. „Wer ist der
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