Die Lanze Gottes (German Edition)
sah keinen Grund, Heinrich nicht die Wahrheit zu erzählen, also kam er dem Bischof zuvor. »Das stimmt, mein König, der Vater des Grafen von Werl warf seinerzeit dem meinen vor, er sei ein Häretiker. Er musste sich einem Gottesurteil stellen und kam dabei zu Tode. Ich verlor so all meine Besitztümer.«
Der König kratzte sich am Kinn und kniff die Augen zusammen. Janus wurde klar, dass er eine Dummheit begangen hatte, nicht auf Hermann zu hören, und blickte Hilfe suchend Richtung Adalbert von Bremen, der mit unbewegter Miene zuschaute.
Der König erhob sich. »Tretet vor, Graf Konrad!«
Graf Konrad löste sich aus der Menge und verbeugte sich vor dem König.
»Stimmt es, was dieser junge Ritter, der mir gerade sein Schwert angeboten hat, berichtet? Seid Ihr im Besitz der Burg, die einst seinem Vater gehört hat?«
Konrad blickte kurz zu Janus und gleich wieder zu Heinrich. »Ja, mein König. Aber es ist weniger eine Burg, sondern mehr ein bäuerliches Anwesen mit einer kleinen Motte darauf. Burg ist dafür kein treffliches Wort.« Großes Gelächter entstand unter den versammelten Fürsten.
Zorn begann in Janus hochzukriechen. Heinrich hob den Arm und das Gelächter verstummte. »Wer kann mir etwas darüber berichten? Sagt mir, Bischof Adalbert, wisst Ihr etwas über den Fall Siegmar von Esken?«
»Nur das, was alle wissen, mein König. Siegmar von Esken war ein Häretiker und kam durch Gottes Hand zu Tode«, antwortete der Bischof.
Rudolf von Rheinfelden trat plötzlich vor. »Mein König, vielleicht kann ich Euch die Wahrheit über Siegmar von Esken erzählen.«
»Ich höre, Herzog von Schwaben.«
»Graf Konrad war damals noch zu jung. Sein Vater und Graf von Breyde führten die Untersuchungen. Die Beweise waren erdrückend und so musste sich Siegmar von Esken einem Gottesurteil stellen. Daraufhin ging der Besitz der Eskeburg über an den Grafen Bernhard von Werl, den Vater Konrads. Durch Gottes Weisheit und Gnade ist Graf von Esken verbrannt, wie es ein Häretiker
verdient!«
Janus spürte noch, wie Hermann ihn am Arm hielt und auch das leichte Kopfschütteln von Bischof Adalbert blieb ihm nicht verborgen, dennoch stürzte er vor. »Das ist eine Lüge! Mein Vater war kein Häretiker, Ihr habt ihn ermorden lassen!« Dabei machte er einen Satz auf Rudolf zu, der sich umdrehte und ihm in die Augen sah.
»Das nehmt Ihr sofort zurück, Bürschchen!«, zischte er und ein Raunen ging durch die Ansammlung der Fürsten im Königssaal.
Janus wich dem Blick des mächtigen Schwabenherzogs nicht aus. »Die Wahrheit zurückzunehmen käme einer Lüge gleich!«
»Vielleicht seid Ihr ebenso ein Teufelsanbeter wie Euer Vater und versucht Euch durch Verleumdung bei Hofe einzuschleichen, doch das wird Euch nicht gelingen! Wenn es sein muss, werde ich den König mit meinem Schwert gegen Euch beschützen!«
»Euer Schwert ist mir jederzeit willkommen, Rudolf von Rheinfelden!«, rief Janus.
Der König hob seinen rechten Arm. »Schweigt! Ich weiß noch nicht, was ich von Euren Reden halten soll, Graf von Esken. Ihr besitzt in Hermann von Gleiberg einen guten Leumund, doch das gibt Euch nicht das Recht, einen der tapfersten Ritter des Königs des Mordes zu bezichtigen. Graf von Breyde tretet vor! Ihr wart seinerzeit mit dem Fall des Siegmar von Esken betraut. Erzählt Ihr uns, was damals geschehen ist.«
Wilfried verbeugte sich und seine Habichtsaugen streiften Janus. »Es gab mehrere Zeugen, darunter ein Medicus und ein Geistlicher. Sie berichteten von heidnischen Zeichen, die Graf von Esken öffentlich zur Schau stellte, und von einer Hagazussa, die seine Geliebte war. Durch ihre Schuld und mit der Unterstützung des Grafen von Esken kam seine Frau Gertrud ums Leben. Der Herzog von Sachsen verfügte damals, dass Siegmar von Esken sich dem Gottesurteil stellen solle. Das tat er und kam dabei zu Tode. Gott hat ihn gerichtet! Das ist alles, was ich weiß.«
Janus trat einen Schritt auf Wilfried zu. »Ihr lügt!«
Von Breyde griff an Janus´ Hals und zischte: »Seid vorsichtig was Ihr sagt, Bürschchen, wenn der Herzog von Schwaben Euch nicht tötet, so werde ich es tun! Seid dessen gewiss!«
»Hier wird niemand getötet!«, fuhr der König aufgebracht dazwischen. »Muss ich Euch an die Regeln des Königsfriedens erinnern, Wilfried von Breyde? Dieser Mann hat mir soeben sein
Schwert angeboten. Ihr stimmt mir sicherlich zu, dass wir beim Kampf gegen die Sachsen jedes Schwert werden gebrauchen
können. Ich will
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