Die Lanze Gottes (German Edition)
gestiegen. Es sieht so aus, als habe der König dem Bischof endgültig verziehen.«
»Ist er zurückgekehrt?«, fragte Janus, denn er wusste, dass der Bischof seit der Befreiungsaktion von Hermann einiges an Macht eingebüßt hatte. Die Fürsten hatten auf dem Hoftag in Tribur erwirkt, dass Adalbert verbannt wurde. Der König musste dem Drängen der Fürsten nachgeben und ihn entlassen. Doch er hatte es nicht gerne getan, wie jedermann wusste.
Hermann lächelte. »Ja, Bischof Adalbert ist zurück. Der König wollte es so und mittlerweile weiß er sich gegenüber den Fürsten wieder durchzusetzen.«
»Das sind gute Nachrichten«, bemerkte Janus und dachte an den mächtigen Bremer Kirchenfürsten. Seine Ehrfurcht vor Bischof Adalbert stieg aufs Neue. Er hatte viel für Hermann riskiert und trotzdem schaffte er es, immer wieder zurück in die Nähe des Königs zu kommen.
Hermanns Blick verfinsterte sich plötzlich. »Leider gibt es auch weniger gute Nachrichten.«
»Was meinst du?«
»Du weißt, dass mich die sächsischen Fürsten geächtet haben. Nur der besonderen Lage der Gleiburg ist zu verdanken, dass wir alle noch leben. Gleiberg liegt in Franken, doch Sachsen ist nicht weit. Ich habe Nachricht vom König erhalten. Er bittet mich, nach Goslar zu kommen. Er braucht meinen Rat im Konflikt mit den Sachsen. Auch Rudolf von Rheinfelden und die anderen Fürsten werden sich dem König anschließen. Das Schicksal geht manchmal merkwürdige Wege, Janus. Rudolf ist mein größter Feind, dennoch werden wir in diesem Fall wohl auf derselben Seite kämpfen. Ein jeder muss sich entscheiden und das gilt auch für dich.«
»Du sprichst in Rätseln, ich verstehe nicht!«
»Komm mit mir zum Hofe des Königs. Ich mache dich mit ihm bekannt. Biete ihm dein Schwert an. Ich kenne ihn, er wird es nicht ablehnen.«
Janus glaubte, für einen Augenblick am Ziel seiner Träume zu sein. Des Königs Ritter zu werden, wie lange hatte er als Novize im Kloster diesen Tag herbeigesehnt. Doch sofort hatte er seine Gedanken wieder unter Kontrolle. Wilfried von Breyde fiel ihm ein und er schüttelte den Kopf. »Um dann mit meinen größten Feinden gemeinsam in den Krieg zu ziehen? Niemals!«
Hermann blickte ihn ernst an. »Janus, du hast jetzt Verantwortung deiner Gemahlin gegenüber. Wir müssen sie, ihre Schwester und ihre Mutter erneut im Kloster in Sicherheit bringen. Es wird zum Krieg zwischen dem König und den Sachsen kommen. Niemand weiß, wie sich die sächsischen Fürsten verhalten werden. Ich werde langsam alt und der Dienst für den König ist nicht immer leicht. Du bist von Adel und darüber hinaus mit meiner Tochter verheiratet. Je größer dein Einfluss am Hofe ist, umso sicherer seid ihr alle.«
Janus überlegte. Der Gedanke, sich von Adela zu trennen, ließ sein Herz zerspringen, doch er wusste auch, dass es nicht anders ging. Es konnte nicht auf ewig so weitergehen. Otto von Northeim würde früher oder später die Burg Gleiberg angreifen. Sie lag an den großen Handelswegen, die für den mächtigen Sachsenfürsten äußerst wichtig waren. Gleiberg wäre ein echtes Bollwerk gegen den König und die südlichen Herzogtümer. Er musste einsehen, dass Hermann recht hatte.
Eine Woche später brachten sie die Frauen im Kloster Corvey in Sicherheit. Johannes, Notgar und ein paar Männer, Knechte und Mägde ließ Hermann auf der Burg zurück und machte sich anschließend mit Janus auf den Weg nach Goslar. Boten berichteten ihnen unterwegs über die Lage in Sachsen, die sich zu verschlimmern schien. Die sächsischen Fürsten verlangten vom König, die Burgen innerhalb der Krondomäne zu schleifen und seine schwäbischen Ministerialen zurückzuziehen. Doch König Heinrich würde sich weigern, erklärte Hermann. Es sah so aus, als wäre ein Krieg zwischen dem König und den Sachsen unumgänglich.
Im Herbst des Jahres 1071 traf Janus mit Hermann von Gleiberg in Goslar ein. Er war gespannt auf den König. In den letzten Tagen hatten sie viele Geschichten gehört und Janus fragte sich, was davon wohl der Wahrheit entsprach und was nicht. Otto von Northeim war kurz zuvor beschuldigt worden, ein Attentat auf den König geplant zu haben. Er sollte seine Unschuld durch einen Zweikampf in Goslar beweisen. Doch der mächtige Sachsenherzog erschien nicht und es kam zu einigen erbitterten Kämpfen. Es schien, als spitze sich die Lage mehr und mehr zu.
Beeindruckt von dem großartigen Bau des königlichen Palas durchschritt Janus mit
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