Die Lanze Gottes (German Edition)
wurde ihm bewusst, wie abgrundtief ihr Hass aufeinander war. Er konnte sich schwer vorstellen, dass sie einst Freunde waren.
Rheinfelden wandte sich ab und ritt davon. »Glaubst du ihm etwa?«, fragte Janus und musterte seinen Freund.
»Ja, das tue ich. Sein Wort wird er niemals brechen, ich kenne ihn, er liebt den König ebenso wie ich es tue, aber das Reich liebt er noch mehr.«
Grimmig gab Hermann seinem Pferd die Sporen und zog das Tempo an. Janus schaute ihm nachdenklich hinterher. Er verstand die beiden Widersacher nicht. Hermanns Königstreue ging ihm zu weit. Allem Anschein nach konnte er für den König sogar seinen Hass im Zaum halten. Janus dachte an die Äbtissin Adelheid und ihm wurde bewusst, dass sein Freund über die Fähigkeit verfügte, ebenso wie seinen Hass auch seine Liebe zu kontrollieren, wenn der König es befahl. Eine Eigenschaft, die eine seltsame Mischung aus Abscheu und Bewunderung in ihm auslöste.
Nach einigen Tagen gelangten sie schließlich an das Kloster Homburg und am Abend wurde Hermann zum König gerufen. Der bat Janus ihn zu begleiten. Mit verschränkten Armen stand Heinrich hinter einem großen Tisch, vor sich eine Karte. Als der letzte der Fürsten eingetroffen war, ergriff der König das Wort. »Das Heer Otto von Northeims lagert auf der anderen Seite der Unstrut. Meine Kundschafter berichteten mir, dass sich drei- bis viertausend Sachsen südlich des Flussufers befinden. Wir sind fast fünfzehntausend Männer. Bis auf einige wenige Ritter ist kaum jemand bei Otto, der für uns wirklich eine Gefahr darstellt. Sein Heer besteht vor allem aus sächsischen Bauern. Otto von Northeim hat jeden zu den Waffen gerufen, den er bekommen konnte. Viele sächsische Bauernmütter werden am Ende des morgigen Tages weinen. Ich will nicht, dass ihr Gnade übt! Hermann von Gleiberg, ich möchte, dass Ihr die schwere Reiterei befehligt. Die besten Ritter und Lanzenträger will ich schonen. Sie sind zu wertvoll, um sie in einer Schlacht gegen sächsiche Bauern aufs Spiel zu setzen. Begebt Euch mit den Euren auf den Hügel nördlich der Unstrut und greift nur dann in die Schlacht ein, falls wir in Bedrängnis kommen sollten. Rudolf von Rheinfelden reitet an meiner Seite in die Schlacht. Der morgige Tag wird die Entscheidung bringen. Wir werden die Aufständischen niederschlagen!«
Die Nacht brach herein und Janus saß allein am Feuer. Im Lager war es ruhig. Vereinzelt konnte er Gemurmel hören. Viele Männer beteten, denn der Zeitpunkt der Schlacht näherte sich, und sie wollten ihren Frieden mit Gott machen. Janus dachte an Adela. Was, wenn er sterben würde?
Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und erblickte Konrad von Werl, der plötzlich hinter ihm stand. »Auf ein Wort, Graf von Esken!«
»Was wünscht Ihr?«
Konrad setzte sich. »Wir kämpfen Morgen Seite an Seite. Vielleicht werden wir den Tag nicht überleben. Daher möchte ich, dass Ihr Folgendes wisst: Seid versichert, ich kann nichts für die Taten meines Vaters, obgleich ich denke, dass er gerecht gehandelt hat.«
Janus starrte müde in das Feuer. »Es ist nicht so, dass ich Euch gram bin.«
»Dennoch meint Ihr, im Recht zu sein. Ihr glaubt, die Ländereien um die Eskeburg stünden Euch zu.«
Janus richtete sich auf und atmete tief durch. »Mein Vater ist seinerzeit das Opfer einer Verschwörung geworden.«
Er blickte Konrad an und konnte nicht einmal sagen, ob er ihn mochte oder nicht. Er interessierte ihn nicht, von der kleinen Tatsache einmal abgesehen, dass Konrad seine Ländereien hielt. Doch er hatte sie nur geerbt. Wenn er überhaupt einen Grund gehabt hätte, jemanden aus der Werler Dynastie zu hassen, so wäre es Konrads Vater gewesen, doch der lebte nicht mehr.
»Ihr redet immerzu von Verschwörungen«, sprach Konrad weiter, »aber Ihr habt keine Beweise für Eure Behauptungen. Es mag sein, dass Ihr Recht habt, doch das alles ist ewig her. Ich will, dass Ihr Folgendes wisst: Mir liegt nichts an der Eskeburg. Ich weiß nicht, warum mein Vater sie in seinen Besitz bringen wollte.«
»Nun, dann gebt sie mir einfach zurück«, antwortete Janus lächelnd.
Konrads Miene verfinsterte sich, schnell wechselte er das Thema. »Ihr könnt euch vorstellen, dass die Schlacht morgen eine ganz besondere für mich sein wird. Es ist schwer für mich, gegen Otto von Northeim zu Felde zu ziehen. Immerhin ist er mein Schwiegervater.«
»Das ist mir bewusst. Doch warum besprecht Ihr das mit mir?«, fragte
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