Die Lanze Gottes (German Edition)
Janus.
»Ihr seid Sachse, genauso wie ich. Das ist ein Bruderkrieg, in den wir hier ziehen.«
Janus erkannte, dass der Graf von Werl sich nicht besonders wohl in seiner Haut fühlte. Das konnte Janus in gewisser Weise sogar verstehen. Da Konrad sich keiner großen Beliebtheit erfreute, war es ihm wohl ein Bedürfnis, vor der Schlacht mit jemandem zu sprechen, doch Janus verspürte keine Lust, sich sein Gejammer anzuhören. »Ihr habt Euch entschieden. Warum hadert Ihr?«
»Wie Ihr wisst, ist meine Gemahlin Mathilde die Tochter Otto von Northeims. Ihr habt damals sehr großen Eindruck auf sie gemacht, an jenem Abend, als Ihr bei mir auf der Rüdenburg zu Gast wart.«
Janus dachte an Mathilde, wie könnte er diesen Abend vergessen.
Konrad setzte sich gerade hin. »Meine Gemahlin bat mich, Euch die Eskeburg zurückzugeben.«
Das verwunderte Janus. Er hatte seit jenem Abend sehr viel über Mathilde gegrübelt, wahrscheinlich wollte sie ihn in der Nähe wissen. Scheinbar war er als Liebhaber nicht so schlecht gewesen. »Aber Ihr habt es nicht getan«, erwiderte er vorsichtig.
»Nein, denn ich glaube, dass die Ländereien um die Eskeburg mir von Rechtswegen zustehen. Ich halte mich an die Gesetze des Königs.«
Janus blickte ihn an und versuchte, den wahren Grund für Konrads Kommen zu ergründen. Er war geldgierig und seit jeher so damit beschäftigt, seinen Reichtum zu mehren, dass er für so etwas wie Ehre gar keine Zeit fand. Konrad fürchtete den morgigen Tag, vor allem aber seinen Schwiegervater Otto von Northeim. Was, wenn er diesem plötzlich im Kampf gegenüberstand? Er würde von dem mächtigen Sachsen getötet werden, oder er musste ihn selbst töten. »Was wollt Ihr wirklich von mir?«
»Mein Weib Mathilde bat mich, wenn ich Euch die Eskeburg schon nicht zurückgeben wolle, so solle ich Euch in meine Dienste nehmen. Ich weiß sehr wohl, dass Ihr mit Hermann von Gleibergs Tochter vermählt seid, doch ich biete Euch an, Verwalter auf der Eskeburg zu werden. Es würde sich für Euch lohnen und meine Gemahlin würde es erfreuen. Ihr könntet auf der Eskeburg mit Eurer Familie leben und es würde Euch an nichts mangeln.«
Janus glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Was bildete sich der Graf von Werl ein? War er noch bei Sinnen? Janus sprang auf. »Richtet Eurer Gemahlin aus, ich habe es nicht nötig Almosen anzunehmen! Niemals werde ich Verwalter meiner eigenen Burg! Ihr solltet besser auf Eure Gemahlin achtgeben. Es ist nicht gut
für ein Weib, sich in Dinge einzumischen, von denen sie nichts versteht!«
Konrad stand ebenfalls auf und schaute ihn zornig an. »Wollt Ihr meine Gemahlin beleidigen?«
»Nichts läge mir ferner. Doch ich bin der rechtmäßige Eigentümer der Eskeburg und aller Ländereien um sie herum. Ich bekomme sie zurück!«
Konrad verschränkte demonstrativ seine Hände vor der Brust. »Das heißt also, Ihr schlagt die Hand aus, die ich Euch gereicht habe?«
»Nicht Eure Hand für den morgigen Kampf. Doch so verlockend Euer Angebot auch für Eure Gemahlin zu sein scheint, so muss ich es doch ablehnen«, sagte Janus und verabschiedete sich mit einer Verbeugung.
Konrad rief ihm nach: »Das wird Euch noch leidtun, Janus von Esken! Ihr werdet die Eskeburg niemals zurückerlangen!«
Janus ließ ihn einfach stehen und stapfte zu seinem Nachtlager. Er fand nur schwer in den Schlaf.
Das Kloster Unstrut lag friedlich im Nebel und nur das Krächzen der Raben kündigte den baldigen Tod tausender Männer an.
Schweigend ritten sie durch die Ebene. Nach einer Weile verzog sich der Dunst und gab die Sicht auf die sanften Hügelketten am Horizont frei.
Janus konnte den Gegner hören. »Für Sachsen! Für Otto von Northeim!« Tausende Männerkehlen vereinigten sich zu einem furchteinflößenden Ruf. Und schließlich stimmten auch die Männer um den König ein in dieses Klangspiel des Todes: »Für König Heinrich! Für das Reich!«
Dann tauchten sie am Horizont auf. Die Heere standen sich gegenüber. Janus legte eine Hand über die Augen und versuchte, etwas zu erkennen. Er sah einen großen Ritter vor seinen Männern hin und her reiten. War das Otto von Northeim? Der Ritter versuchte, sie mit erhobenem Schwert auf den Kampf einzuschwören.
Janus´ Blick fiel auf König Heinrich, der vor ihren Linien dasselbe tat und dabei rief: »Tötet die Verräter am Reich!«
Er sah zu Hermanns schwerer Reiterei auf dem Hügel. Lieber wäre er bei ihm gewesen, doch der Kampf mit Schlachtross und Lanze
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