Die Lanze Gottes (German Edition)
gefahren. Mit hervorstehenden Augen sah er ihn an.
»Ja! Ich bin ihm nachgeritten und anschließend gleich wieder umgekehrt. Der Graf kommt mit seinem Gefolge nur langsam voran, doch seid gewiss, er kommt zurück! Er kommt zurück!« Der Mann stockte und flüsterte immer wieder: »Er kommt zurück!«
In Janus´ Kopf überschlugen sich die Gedanken. Was würde Konrad tun? Was würde Adela sagen, wenn sein Ehebruch mit Mathilde herauskam? Was wäre mit seiner Stellung am Hofe. Plötzlich überkam ihn der blanke Hass auf diesen Falkner. Er packte ihn bei den Schultern und rüttelte ihn durch. »Du bist ein Narr! Gib acht, dass Graf Konrad dich nicht gleich mit umbringt!« Dann schwang er sich auf sein Pferd und galoppierte durch das Burgtor davon. Er wollte einfach nur fort von diesem Ort und auf keinen Fall Konrad begegnen.
Einige Tage später erreichte er die weite Ebene vor der Burg Gleiberg und fühlte sich noch immer erbärmlich. Innerhalb kürzester Zeit würde die Geschichte von dem Ehebruch der Gräfin von Arnesberge mit ihm am Königshof die Runde machen. Der König musste den Ehebruch bestrafen, es blieb ihm gar nichts anderes übrig. Konrad könnte sich ohne Reue seiner Frau entledigen, obwohl Janus nicht wusste, ob er das überhaupt wollte. In seinem Fall war der Ehebruch eine Sünde, für Mathilde aber stand mehr auf dem Spiel. Ihr würde man schlimmstenfalls ein Verbrechen zur Last legen. Hermann könnte davon erfahren und Adela ebenso.
Janus musste seiner Gemahlin die Wahrheit sagen, bevor jemand anderes diese Aufgabe übernahm.
Als Janus die Halle der Burg Gleiberg betrat, saß Adela an einem Webrahmen und arbeitete. »Janus!« Sie sprang auf und warf sich in seine Arme. »Du hast mir so gefehlt!«
Ihm stockte der Atem. Er schob sie sanft von sich fort und blickte sie traurig an. Adela begriff sofort, dass etwas nicht stimmte. Ihre braungrünen Augen musterten ihn forschend.
So beichtete er schließlich alles. Nachdem er geendet hatte, stand Adela auf und ging zum Fenster. Sie drehte ihm den Rücken zu, nichts verriet ihre Gefühle. Janus flüsterte: »Verzeih mir, Adela!«
»Geh, Janus von Esken!«, erwiderte sie kühl, ohne sich umzudrehen.
Er stand auf und verließ die Halle. Janus wusste, dass die Verletzung, die er seiner Gemahlin zugefügt hatte, tiefer reichte. Zwar ging keine vernünftige Frau von ewiger Treue ihres Gemahls aus, wenn er sich im Feld befand. Schließlich waren die Menschen manchmal jahrelang voneinander getrennt. Adela jedoch kannte seine Geschichte. Janus hatte sich auf das Schlaflager des Feindes gelegt und seine Gemahlin einfach zur Seite geschoben. Das würde sie ihm niemals verzeihen.
Er betrat den Burghof, es dämmerte schon und das Abendrot im Westen kündete von einem Wetterumschwung. Die Schönheit des Himmels war überwältigend, doch Janus konnte den Anblick nicht genießen.
Johannes kam ihm entgegen. »Du bist noch wach? Ich habe gedacht, du verzehrst dich nach Adela«, grinste er.
»Ich reite wieder.«
Der Stallmeister schüttelte verständnislos den Kopf. »Was ist geschehen?«
Janus blickte ihn traurig an. Johannes würde ihn nicht einfach so ziehen lassen, das wusste er. Er konnte den Stallmeister schon als Kind schwer belügen, also erzählte er ihm von dem Ehebruch mit Mathilde. Johannes zog seine Stirn in Falten und schwieg einen kurzen Moment. Dann sagte er leise, fast flüsternd: »Gib ihr etwas Zeit, Janus. Adela wird es irgendwann verstehen.«
Janus umfasste seine Hand. »Das glaube ich nicht, mein Freund.« Er ging zu den Stallungen, holte sein Pferd und führte es an den Zügeln zum Burgtor.
Johannes rief ihm nach: »Wo willst du denn jetzt hin? Bleib hier!«
Janus drehte sich zu ihm um. »Leb wohl, Johannes!«, dann bestieg er sein Pferd und ritt den Berg hinab in die weite Ebene.
Er wusste nicht, wohin mit seiner Wut auf sich selbst und sorgte sich um seine Gemahlin. Adela und ihn verband seit jeher etwas Großes, Heiliges. Es schien ihm, als hätte er all dies nun verloren. Tausend Gedanken jagten ihm durch den Kopf. Wenn Konrad seine Gattin verstieß und alles öffentlich würde, würde er am Hofe des Königs in Ungnade fallen. Vielleicht würde Konrad ihn sogar fordern. Er fürchtete den Werler Grafen zwar nicht, dennoch widerstrebte ihm der Gedanke, gegen ihn das Schwert zu
erheben.
Tagelang ritt Janus ziellos durch die Wälder. Am liebsten wäre er jetzt wieder bei seiner Vagantengruppe gewesen. Uhlmann hätte eine Lösung
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