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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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mit Hermann unterwegs warst, haben wir oft miteinander geredet. Adela ist klug, gütig, edel und sanft. Wir sind uns sehr nahe gekommen in den Jahren. Deine Gemahlin vergeht fast vor Einsamkeit. Sie kann es nicht ertragen, auch nur für die Zeit eines Wimpernschlages von dir getrennt zu sein. Was hast du erwartet? Du kommst nach langer Zeit zurück nach Gleiberg und das erste, was du tust, ist deiner Gemahlin einen Ehebruch zu beichten. Du lässt ihr keine Zeit, sondern besteigst dein Pferd, läufst davon, bemitleidest dich selbst und lässt deine Familie im Stich!«
    Schweigend starrte Janus ins Feuer. Konstanzes Worte trafen ihn tief. Wer die Wahrheit aussprach, machte sich nicht immer beliebt, doch er gelangte in die Seele des anderen, das wusste er und blickte seine Schwester an. Er stellte fest, wie ähnlich sie seinem Vater war, obwohl sie diesen niemals kennengelernt hatte.
    Konstanze sprach weiter: »Adela hat dir längst verziehen, nun verzeihe dir auch selbst!«
    Janus fasste sich verzweifelt an die Stirn, denn er war beschämt durch seine Taten, beschämt von dem großen Vertrauen und der Liebe, die ihm seine Gemahlin immer noch entgegenzubringen schien. Aber nun wusste er, was zu tun war.
    Am nächsten Morgen bereiteten sie ihren Aufbruch nach Gleiberg vor und Janus packte seine Habseligkeiten zusammen. Plötzlich durchbrach Hufschlag die morgendliche Stille. Von einem auf den anderen Augenblick umstellten Waffenknechte ihr Lager.
    Verwirrt blickte Janus sich um. Furcht überkam ihn und er zog sein Schwert. »Wer seid ihr?«
    Die Männer ritten im Kreis um ihn und Konstanze herum, die regungslos neben ihm stand. Es gab keine Möglichkeit zu entkommen.
    Der Anführer zügelte sein Pferd und rief: »Graf von Esken, legt Eure Waffen nieder, wir töten Euch sonst auf der Stelle und Eure Begleiterin ebenso!«
    Janus sah ein, dass er gegen die Männer hoch zu Ross nichts ausrichten konnte und ließ sein Schwert sinken. Der Anführer saß vom Pferd ab und seine Männer taten es ihm gleich. »Bindet ihn!«, befahl er und sogleich ergriffen ihn zwei Männer.
    Janus brüllte empört: »Was wollt Ihr von uns?«
    »Wir kommen von der Rüdenburg und bringen Euch zu Graf Konrad!«
    Woher wussten diese Männer von seinem Aufenthaltsort? Janus dachte fieberhaft über einen Ausweg nach.
    Zwei Waffenknechte packten seine Schwester, während sie ihn fesselten und zu Boden stießen. Einer riss Konstanze das Tuch vom Kopf. »Was machen wir mit ihr?« Er strich über ihre langen, schwarzen Haare. Ein zweiter Mann rief: »Lasst uns ein bisschen Spaß mit der Hure haben!«
    Janus zerrte an seinen Fesseln. »Lasst sie in Ruhe!«, doch ohne Erfolg.
    Der Anführer der Waffenknechte brüllte: »Wir bringen diesen Mann zur Rüdenburg, so wie es uns befohlen wurde. Lass die Hure laufen!«
    Der Mann ließ Konstanze los. »Schade! Lauf, mein Täubchen, solange du noch kannst.« Dann stieß er sie weg. Konstanze stolperte und fiel neben Janus zu Boden. Schnell wandte er sich ihr zu und flüsterte: »Geh nach Bremen. Suche Adam, den Domscholaster.«
    Dann zogen die Männer ihn unsanft hoch.
    »Geh, Konstanze!«, rief er noch einmal verzweifelt.
    Dann saßen die Männer auf. »Ja, lauf, Konstanze, oder wie immer du auch heißt«, rief der Anführer ihr nach. »Sonst darfst du mit mir und meinen Männern das Lager teilen, wie du es schon mit diesem Halunken getan hast.«
    Sie banden Janus hinter das Pferd des Anführers. Der ließ sein
    Reittier antraben und Janus hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    Man brachte ihn auf die Rüdenburg und sperrte ihn in ein Verlies. Tagelang waren Ratten und ein sehr unfreundlicher Kerkermeister, der ihm ab und zu ein Stück Brot und etwas Wasser brachte, seine einzige Gesellschaft. Trost fand Janus lediglich darin, dass er jetzt wieder klaren Gedankens war. Der Trübsinn war wie weggeblasen. Fast musste er darüber lachen. Das Lachen eines Verzweifelten, Lachen darüber, dass er das Verlies seiner Seele eintauschte gegen das auf der Rüdenburg. Und er fragte sich, welches von beiden wohl das dunklere war.

XXXIX
    Konstanze rannte den Hügel in Chlusingen hinab. Sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Männer hatten gesagt, sie würden Janus zur Rüdenburg bringen. Aber warum? Was sollte sie tun? Geh nach Bremen und suche Adam , hatte Janus ihr zugeflüstert. Was meinte er damit? Wie konnte ein Mönch aus Bremen ihm in dieser Situation von Nutzen sein? Konstanze kannte Adam aus

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