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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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tat? Trieb die Gier nach Macht und Reichtum ihn an? Oder war er in Wahrheit ein sehr einsamer Mensch, der nicht anders konnte, als die Einsamkeit mit Zorn und Gewalt zu bekämpfen. Sie bemerkte, dass Wilfried sie musterte und seine Augen für einen kurzen Moment auf ihren Brüsten ruhten. Der Blick blieb Konstanze nicht verborgen. Sie versuchte sich zu konzentrieren und sah ihn fest an. Alle Traurigkeit war jetzt aus seinem Ausdruck verschwunden und der Habicht kam zum Vorschein.
    Wilfried ließ sich auf dem Boden nieder. »Macht Feuer! Ich habe draußen Holz gesehen. Aber gebt Acht, wenn Ihr versucht zu fliehen, werde ich Euch töten.«
    Konstanze erhob sich. »Warum sollte ich versuchen zu fliehen? Ich entkomme Euch nicht.«
    Wilfried nickte müde und Konstanze musterte ihn erneut. Wie er so dasaß, wirkte er gar nicht so gefährlich auf sie, obgleich sie es besser wusste. Sie ging nach draußen und vor der Tür kam ihr für einen Moment der Gedanke, loszulaufen. Vielleicht schaffte sie es zu entkommen? Aber irgendetwas sagte ihr, dass es die falsche Entscheidung wäre. Ihr Gefühl hatte sie nicht betrogen, denn als sie zur Tür blickte, stand Wilfried dort mit verschränkten Armen. »Denkt nicht einmal daran, Konstanze!«
    Sie ging zum Stapelholz, nahm ein paar Scheite und schob sich an ihm vorbei zurück in die Hütte. Wilfried schaute zu, wie sie Feuer machte. Konstanze spürte seine Blicke. »Werdet ihr mich nun töten und Euer Werk endgültig vollenden?«
    Wilfried zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich noch nicht genau, vielleicht seid Ihr nützlich für mich. Ich glaube Euer Bruder wird schweigen, aber vielleicht erweist Ihr Euch ja als gesprächiger.«
    »Was meint Ihr?«
    »Wisst Ihr, wo sich die Heilige Lanze befindet?«, fragte Wilfried, und Konstanze blieb nicht verborgen, dass er sie aufmerksam musterte.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet.«
    Wilfried lächelte überlegen. »Das werden wir noch sehen und seid froh, dass ich Euch nicht glaube, denn wenn Ihr tatsächlich nichts von der Heiligen Lanze wüsstet, wärt Ihr kaum von Wert für mich.«
    Die Nacht brach herein und Konstanze fröstelte. Wilfried reichte ihr eine Decke und beobachtete sie dabei ganz genau. »Liebt Ihr Euren Bruder?«
    Konstanze zuckte leicht zusammen, dann schlang sie die Decke um sich und erwiderte: »Er ist zwar mein Bruder, aber ich kenne ihn kaum. Dank Euch kenne ich niemanden aus meiner Familie. Ihr habt meinen Vater getötet.«
    »Es war nicht meine Schuld, er hat sich für die falsche Seite entschieden.«
    Konstanze lachte bitter auf. Sie empfand eine tiefe Verzweiflung und sie wollte die Ungerechtigkeit des Schicksals nicht weiter ertragen. Auch wenn sie wusste, dass Wilfried sie jederzeit töten konnte, verspürte sie kaum noch Furcht. Ihr Lachen wurde verzweifelter und lauter und Konstanze ließ es einfach geschehen. In diesem Moment war er ihr gleichgültig.
    »Was amüsiert Euch so, Konstanze von Esken?«, fuhr er sie zornig an. Er stand auf und zog sie brutal zu sich hoch, doch Konstanze lachte immer noch.
    »Hört auf zu lachen!« Dann ohrfeigte er sie, doch Konstanze wich nicht zurück. »Na los, macht weiter, Wilfried von Breyde, es ist das Einzige, was Ihr könnt! Menschen quälen, ohne Grund!«
    Er zog sie zu sich heran und wollte sie küssen, doch sie schob den Kopf zur Seite. »Ihr seid ein starker Ritter und ich bloß eine schwaches Weib. Nehmt Euch, was Ihr begehrt, doch was ihr eigentlich wollt, werdet Ihr nicht bekommen, denn nur ich entscheide, wem ich es gebe. Darüber habt Ihr keine Macht!« Sie blickte ihm fest in die Augen und glaubte für einen Moment Hilflosigkeit zu sehen, dann kehrte die Kälte in sein Gesicht zurück. Er packte sie brutal und fesselte sie erneut. »Ich muss gehen, Euer Bruder erwartet mich! Denkt noch einmal darüber nach, ob Euch Euer Bruder wirklich nichts über die Heilige Lanze erzählt hat, Konstanze!«,
    fauchte er, wandte sich ab und stürmte zur Tür.
    »Ja, geht hin und vollendet Euer Werk«, schrie Konstanze ihm nach. »Ihr habt die Freiheit meines Vaters, den Ihr über glühende Kohlen habt laufen lassen, nie verstanden!«
    Wilfried hielt inne, die Worte hatten ihn sichtlich getroffen. Provozierend lachte sie erneut auf: »Lauft zu meinem eingesperrten Bruder! Ihr seid es, der im Kerker sitzt, Wilfried von Breyde, nicht Janus. Ihr seid ein Gefangener Eurer selbst. Ihr werdet niemals frei sein! Weil ihr nicht wisst, was es bedeutet!«
    Wortlos verließ er die Hütte

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