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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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kontrollieren zu wollen, falls nötig auch mit dem Schwert. Der Starke wusste, wann er zugreifen, und wann er wieder loslassen musste. Diese Weisheiten beherzigten Konstanzes Meinung nach nicht allzu viele Frauen, obgleich es doch die einzige Möglichkeit darstellte, in der von Männern beherrschten Welt frei zu sein.
    Konstanze führte ihre Lippen bis kurz vor Wilfrieds Mund. »Ich werde Euch den Weg zur Heiligen Lanze ebnen, doch ich will, dass ihr mir zwei Dinge versprecht!«, hauchte sie und strich ihm sanft über die Wange. Er schaute sie immer noch wie erstarrt an.
    »Sprecht, was verlangt ihr von mir?«, flüsterte er.
    »Ihr lasst mich gehen und schwört, mir nicht zu folgen. Und Ihr schwört ebenso, meinem Bruder kein Leid zuzufügen. Leistet diesen Schwur und ich werde dafür Sorge tragen, dass die Reliquie in Eure Hände gelangt.« Konstanze schmiegte sich an ihn und strich mit dem Finger sanft über seine Lippen. Sie sah, wie er mit sich kämpfte, wie es in ihm brodelte, wie er mit sich rang, sich einfach zu nehmen, was er in diesem Moment so begehrte. »Ich will nichts weiter als Euer Wort«, hauchte sie.
    »Ich verspreche es«, keuchte er leise und ließ sie gewähren. »Ich will, dass Ihr einen Eid ablegt, Graf von Breyde, und da Euch nichts heilig zu sein scheint, schwört bei dem, was ich Euch nun schenken werde. Ich werde Euch etwas schenken, das ihr nicht kennt!« Konstanze küsste ihn zärtlich und ließ sich auf den Boden gleiten. Sie zog ihn zu sich hinab und flüsterte: »Ich schenke euch meine Liebe und etwas, das ich Freiheit nenne!«

XLIV
    Der Sohn der alten Magd hieß Hartwin und schaffte es tatsächlich, den unfreundlichen Wärter abzulösen. Der Zustand von Janus´ Kerker verbesserte sich von Tag zu Tag. Hartwin brachte ihm eine Öllampe und auch eine Decke, seine Mutter sorgte für Suppe und Brot, sodass die Haft für Janus einigermaßen erträglich wurde. Von Wilfried von Breyde sah und hörte er nichts mehr. Janus hoffte, Rudolf von Rheinfelden habe ihn vielleicht zurück an den Königshof gerufen. Schließlich konnte Wilfried nicht ewig in Arnesberge bleiben, Mathilde die Nächte versüßen und die Tage damit verbringen, ihm Furcht einzujagen.
    Hartwin gesellte sich immer öfter zu Janus und sie plauderten über die Zustände im Reich. Hartwin erzählte, er sei oft mit Konrad gezogen und habe auch in Sachsen gekämpft. Er war der älteste Sohn der Magd und hatte die vierzig Jahre schon überschritten.
    Er besaß Familie und fühlte sich zu alt, weiterhin in Schlachten zu kämpfen. Graf Konrad hatte seinem treuen Gefolgsmann die Gefälligkeit gewährt, fortan in der Burg bleiben zu dürfen. Sehr zu Janus´ Glück, denn Hartwin besaß großen Einfluss auf die Wachen der Rüdenburg und ohne seine Hilfe und die seiner Mutter, hätte Janus wohl niemals so lange überlebt.
    Mathilde von Northeim schien jegliches Interesse an ihm verloren zu haben. Er hatte schon wochenlang nichts mehr von ihr gehört.
    Das Quietschen der Kerkertür riss Janus aus den Gedanken. Hartwin kam mit Suppe und Brot. »Da, esst. Sie wird sonst kalt.«
    Janus nahm den Topf und begann ihn gierig auszuschlürfen. »Ich bin dir und deiner Mutter zu großem Dank verpflichtet, Hartwin, und ich weiß nicht, wie ich euch das je vergelten soll!«
    Hartwin winkte ab. »Ihr habt mir erzählt, dass die Gräfin Euch hasst, weil ihr sie abgewiesen habt. Doch sagt mir, was hat von Breyde damit zu tun? Was wird hier wirklich gespielt, Graf von Esken?«
    »Es ist besser, wenn du davon nichts weißt, glaub mir!«, gab Janus ihm zur Antwort. »Warum helft ihr mir? Du und deine Mutter kennt mich nicht einmal«, fragte er stattdessen.
    Hartwins Blick wurde traurig. »Der Feind Gräfin Mathildes ist unser Freund.«
    »Warum? Es scheint euch doch gut zu gehen auf der Rüdenburg.«
    Hartwin setzte sich neben ihm ins Stroh und seufzte. »Die Gräfin hat meinen Bruder getötet.«
    »Deinen Bruder?«
    Hartwin nickte. »Er war Falkner auf der Burg und der Gräfin verfallen. Ich habe ihm immer gesagt, dass das nicht gut endet, doch er wollte nicht auf mich hören. Am Ende verlor er vor Gram und Eifersucht seinen Verstand. Er hat sich, nachdem man ihm die Zunge herausgeschnitten hat, in den Wäldern von Arnesberge erhängt.
    Meine Mutter wird wohl nie darüber hinwegkommen.«
    »Mein Gott!«, flüsterte Janus leise. Er fühlte sich mitschuldig am Tod des Mannes, daher erzählte er Hartwin von dem Abend, als der Falkner sich ihm offenbart hatte.

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