Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
Vom Netzwerk:
Zu seiner Überraschung wusste Hartwin davon.
    »Mir entgeht nichts, was auf dieser Burg geschieht. Macht Euch keine Vorwürfe deswegen. Er hat seine Taten selbst zu verantworten. Aber Mathilde, diese Teufelin, sie trägt die Schuld an seinem Tod!«
    Janus´ Hochachtung vor diesem Mann und seiner Mutter stieg. »Wo ist Wilfried von Breyde?«, fragte er.
    »Er ist schon vor Wochen fortgeritten. Ich weiß nicht, wo er hin ist. Daher können wir Euch so gut versorgen, wäre er hier, ginge das nicht.«
    »Ich verstehe.«
    »Steht Ihr im Dienste des Königs?«, wechselte Hartwin abrupt das Thema.
    Janus nickte überrascht.
    »Dann muss der König hiervon erfahren. Ich könnte zu ihm reiten«, sagte Hartwin.
    Janus schüttelte den Kopf. »Du würdest nicht zu ihm vorgelassen werden. Und glaube mir, Graf Konrad wäre bestimmt nicht davon angetan. Seine Gemahlin hat ihn zwar angelogen, doch ich kenne ihn, so dumm ist er auch nicht. Ich will nicht, dass noch mehr Leid über Eure Familie kommt.«
    Janus mochte Hartwin. Immer wieder schickte Gott ihm Menschen, die ihm halfen. Hartwin und seine Mutter kamen ihm nach der langen Zeit in Gefangenschaft vor wie Engel.
    »Man sagt, der Papst habe den König exkommuniziert«, erzählte Hartwin.
    »Das stimmt, ja.«
    Hartwin schaute verwundert. »Trotzdem stehen einige Fürsten treu zum König, wie auch mein Herr, Graf Konrad? Und auch ihr haltet dem König die Treue?«
    »Ja.«
    Hartwin legte die Hand an sein Kinn und dachte laut nach. »Aber der Papst ist Gottes Stellvertreter auf Erden. Ist das nicht falsch?«
    Janus zuckte mit den Schultern. »Das ist schwer zu beantworten. Manchmal gibt es nicht nur schwarz und weiß.«

XLV
    Die Nachmittagssonne stand hoch am Himmel und ihre Strahlen bahnten sich den Weg durch das Laub der Bäume, während Wilfried von Breyde hinab zum Kloster Corvey ritt. Hier im Wald war es angenehm kühl, daher hatte er keine Eile und gab sich in Ruhe seinen Gedanken hin. Sein Ziel, endlich in den Besitz der Reliquie zu kommen, schien in greifbarer Nähe. Er dachte an die vergangenen Jahre. Was hatte er nicht alles versucht. Diese Mal würde er Rudolf von Rheinfelden die Lanze übergeben und der würde sich erkenntlich zeigen. Welch seltsame Spiele das Schicksal zuweilen mit ihm spielte. Der Gedanke, dass Janus von Esken die Lanze bei dem Bremer Mönch versteckt haben könnte, war ihm nicht gekommen. Bis ein Bote des Mönches aus Bremen in der Rüdenburg eintraf. Konstanze hielt sich augenscheinlich an ihr Wort.
    Bei dem Gedanken an sie überkam ihn wieder dieses seltsame Gefühl. Er hatte sie zuerst nicht gehen lassen wollen, und doch tat er es. Das Gefühl, welches Konstanze in ihm ausgelöst hatte, verstand er immer noch nicht. Schon als Kind hatte er erfahren, welche Qual seelische Schmerzen verursachen konnten und sich irgendwann dafür entschieden, dass es weitaus besser war, anderen Menschen Schmerz zuzufügen, als selbst das Opfer zu sein.
    Er hatte Konstanze nicht verfolgt und hielt sich an seinen Schwur, ihrem Bruder kein Leid zuzufügen. Mathilde erzählte er, wie er Janus angeblich gequält hatte. Das verschaffte der Gräfin offenkundig eine gewisse Lust. Mathilde war ihm gleichgültig. Sie benutzte ihn und er sie. Damit konnte Wilfried leben, doch mit Konstanze war es anders gewesen. Er konnte es nach wie vor nicht in Gedanken oder Worte fassen. Ein süßer Schmerz durchfuhr ihn, immer wenn ihr Bild sich den Weg in seine Gedanken bahnte.
    Er dachte an das Schreiben des Bremer Domscholasters. Darin offenbarte sich der Mönch als Bewahrer der Heiligen Lanze und bot Mathilde und ihm einen Tausch an. Von Eskens Leben gegen die Reliquie. Er schlug ein gemeinsames Treffen im Kloster Corvey vor. Wilfried wusste, das Kloster war streng bewacht. Der Bischof von Bremen hielt seine Hand darüber. Es würde ihm nicht gelingen, mit Gewalt an die Heilige Lanze zu kommen. Abgesehen davon war dieser Bremer Mönch sehr klug. Er würde die Lanze kaum offen herumliegen lassen. Nein, er musste anders vorgehen. Zunächst einmal wollte Wilfried erkunden, ob der Mönch tatsächlich im Besitz der Reliquie war. Vielleicht handelte es sich auch um eine Falle.
    Er erreichte das Kloster und band sein Pferd an einen der Bäume in der Nähe, dann schritt er auf die Klosterpforte zu und schlug polternd mit seiner Faust dagegen. Ein Mönch öffnete ihm. Der verbeugte sich. »Seid Ihr der Bote aus Arnesberge?«
    Wilfried nickte und wurde durch den Klostergarten und den Kreuzgang

Weitere Kostenlose Bücher