Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
Vom Netzwerk:
seine Sachen, sein Messer, das
    Schwert und einige Habseligkeiten. Dann bestieg auch Wilfried seinen Zelter und sie ritten los. Noch immer wechselte niemand ein Wort mit Janus. Wo wollten sie mit ihm hin? Warum diese ganze Mühe? War es ihnen immer noch nicht gelungen, das Versteck der Heiligen Lanze ausfindig zu machen?
    Als sie abends lagerten, band man ihn an einem Baum fest. Am zweiten Abend endlich, als die Männer um das Feuer saßen, kam Wilfried zu ihm. Er baute sich wortlos vor Janus auf.
    »Wo bringt Ihr mich hin? Warum tötet Ihr mich nicht endlich?«
    Wilfried lachte überlegen. »Ich werde Euch eintauschen! Vieles wäre einfacher gewesen, wenn ihr mich selbst zur Heiligen Lanze geführt hättet. Aber so ist es mir auch recht, auch wenn ich nun um das Vergnügen gebracht werde, Euch in die Hölle zu schicken. Dankt Gott dafür, dass Ihr Freunde habt und eine Schwester, die klüger ist als Ihr.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das werdet ihr schon sehen, wir erreichen morgen unser Ziel«, antwortete Wilfried knapp und entfernte sich wieder.
    Am nächsten Abend erreichten sie die Ebene um das Kloster Corvey. Von Breyde befahl seinen Männern, Janus vom Pferd zu helfen und hier auf seine Rückkehr zu warten. »Los!«, zischte Wilfried und gab ihm einen rüden Schubs.
    Janus stolperte vorwärts. »Was soll das alles?«, murmelte er.
    »Hört auf zu reden«, befahl Wilfried, der Janus auf dem Fuß folgte. »Macht einfach, was ich sage. Glaubt mir, wenn es nach mir ginge, wärt ihr längst tot.«
    Sie erreichten eine Anhöhe, von der aus Janus das Kloster Corvey sehen konnte. Der Weg bis zum Kloster betrug sicher nur wenige Schritt und mittlerweile war es dunkel, doch durch den Vollmond konnte Janus alles genau erkennen. Auf der Lichtung stand ein Stein und auf diesem lag etwas, das er sofort wiedererkannte: Die in Leinen eingewickelte Heilige Lanze. Wie kam sie hierher? Sein Blick fiel auf Wilfried, der sein Schwert in die Höhe hob und zweimal in Richtung Kloster winkte. Dann drehte er sich zu Janus um, löste seine Fesseln und gab ihm den Sack mit seinen Habseligkeiten. »Lauft zum Kloster, wenn Ihr leben wollt!«
    Janus tat wie ihm geheißen, drehte sich aber noch einmal um. Er sah Wilfried von Breyde die Heilige Lanze an sich nehmen und im Wald verschwinden.
    Sie ist für immer verloren, dachte Janus traurig und spürte förmlich, wie sich sein Herz zusammenkrampfte. Die Heilige Lanze für sein Leben? War dies ein guter Tausch? Doch für Trübsinn blieb keine Zeit. Im Augenblick jedoch war er froh, mit dem Leben davon gekommen zu sein und hastete weiter. Wenig später stand er keuchend vor der Klosterpforte in Corvey. Die Tür öffnete sich und Adam schloss ihn in die Arme.

XLVII
    Der Herzog von Schwaben stand vor dem Kamin in der großen Halle der Burg Stein, starrte in die Flammen und wusste genau, dass die Zeichen der Zeit gut für ihn standen. Er dachte an die letzten Jahre. Viel war geschehen. Die meisten Fürsten verstanden nicht, dass ein neues Zeitalter anbrach. Sie trauerten immer noch dem alten Kaiser Heinrich nach. Der hatte es meisterhaft verstanden, das Reich zu schützen, etwas, was seinem Sohn nicht gelang. Das ahnte Rudolf schon, als der Kaiser von ihm verlangte, seinem dreijährigen Sohn die Treue zu schwören. Und die Geschichte gab ihm recht. Alles fügte sich so, wie er es vorausgesehen hatte. König Heinrich war nicht in der Lage, das Reich in die neue Zeit zu führen.
    Rudolf wusste, dass viele glaubten, er selbst strebe einzig und allein nach der Krone, doch was er tat, tat er zum Wohle des Reiches. Nach dem Tod des alten Kaisers hatte das Unglück seinen Lauf genommen. Die Kaiserin hatte damals zwar versucht, im Sinne ihres verstorbenen Gemahls zu regieren, doch als Weib war sie weder für den Kampf noch für die Macht geschaffen. Das Ergebnis war ein verzogener Bengel, der durch seine Vergnügungssucht und seine Hitzköpfigkeit das Reich gefährdete und sich nunmehr auch noch den Papst zum Feind machte. Daran hatte seinerzeit auch der Kölner Bischof Anno nichts ändern können. Rudolf musste handeln, es konnte so nicht weitergehen! Er musste in diesen schwierigen Zeiten die Geschicke des Reiches wieder auf den richtigen Weg bringen, das war seine ihm von Gott zugewiesene Aufgabe und er würde sie wahrnehmen. »Selbst wenn es meinen Tod bedeuten sollte!«, sagte er leise zu sich selbst.
    Der Winter schritt unaufhaltsam voran und das Ultimatum des Königs lief bald ab. Heinrich

Weitere Kostenlose Bücher