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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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konnte es nicht mehr gelingen, sich vom Bann des Papstes zu lösen und die Fürsten würden sich gänzlich vom König abwenden. Dann stand das Reich vor der gewaltigen Aufgabe, einen neuen König zu bestimmen. Und als mächtigster unter den deutschen Fürsten würde er das sein.
    Ein Diener trat ein und kündigte Wilfried von Breyde an.
    »Er mag eintreten!«, erwiderte Rudolf und der Diener entfernte sich mit einer Verbeugung. Wenige Augenblicke später betrat von Breyde die Halle. Er verbeugte sich und Rudolf wies ihn an, sich zu setzen. »Seid willkommen, Graf von Breyde.«
    Der verbeugte sich leicht und grinste, dann legte er etwas auf den Tisch, ein längliches Bündel. Rudolf riss die Augen auf. »Ist es das, was ich denke?«
    Sein Gegenüber nickte selbstgefällig. Rudolf ging um den Tisch, strich beinahe zärtlich mit der Hand über das Leinentuch. »Wie um alles in der Welt ist Euch das gelungen?«
    Wilfried berichtete die Geschehnisse in groben Zügen, ließ die Episode mit Äbtissin Adelheid jedoch aus. Staunend hörte Rudolf von Rheinfelden zu.
    »Ihr seid wahrlich ein Teufelskerl, Wilfried!« Der grinste breit. Rudolf konnte es nicht glauben. Von Breydes Erfolg würde die
    Situation weiter zu seinen Gunsten verändern, da war er sicher. Wenn es sich bei dem Gegenstand, der da vor ihm lag, wirklich um die Heilige Lanze handelte, besaß er ein machtvolles Instrument. Es könnte die endgültige Entscheidung herbeiführen im Konflikt zwischen Heinrich und dem Papst. Dies war ein Fingerzeig Gottes! Der Herr hatte es gefügt, dass die Heilige Lanze sich nunmehr in seinen Händen befand und damit gab es für Rudolf nicht mehr den geringsten Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns. Er öffnete das Leinentuch, nahm die Reliquie in seine Hände und betrachtete sie. »Das ist die Heilige Lanze? Sie ist anders als ich erwartet habe!«
    »Es ist eine römische Lanze, Euer Gnaden«, bemerkte Wilfried.
    Er untersuchte sie ungläubig. »Mit so etwas haben unsere Vorfahren gekämpft?«
    »Es sieht so aus.«
    »Sie ist endlich in meiner Hand!«, frohlockte Rudolf.
    Wilfried sah ihn fragend an. »Was habt ihn nun vor?«
    Rudolf lächelte selbstzufrieden. »Mit der Heiligen Lanze und der Kraft Gottes werde ich diesen erbärmlichen König endgültig von seinem Thron werfen. Es ist viel geschehen im Reich, Wilfried. Der Papst wird seinen Bann niemals zurücknehmen. Es sei denn, der König kriecht zu Kreuze. Und das wird Heinrich nicht tun. Das Reich wird bald einen neuen König brauchen, denn wenn der Papst den Bann nicht löst, werden die Fürsten ihm nicht länger folgen. Dann wird sein Leben ebenso verwirkt sein wie seine Krone. Manche munkeln, der König wolle sich mit dem Papst treffen, doch ich glaube, das sind nur Gerüchte. Falls er jedoch wirklich plant, sich auf den Weg zum Heiligen Vater zu machen, wird er nicht viele Männer mit nach Italien nehmen können, jedenfalls nicht genug, um Gregor von Petris Thron zu werfen. Die Fürsten werden abwarten, bis das Ultimatum verstrichen ist. Dann wird ein neuer König gewählt.«
    »Und Eure Aussichten auf die Königswürde sind sehr gut, nehme ich an«, bemerkte Wilfried.
    Rudolf schaute ihn zufrieden an. »Ja, das sind sie wahrlich, und da Ihr mir treue Dienste geleistet habt, wird es Euer Schaden nicht sein. Ihr dient nunmehr dem zukünftigen König!«
    Wilfried verbeugte sich vor ihm. »Niemals habe ich einem König treuer gedient als Euch, Euer Gnaden!«
    Rudolf lächelte, nahm die Lanze erneut in seine Hände und drehte sie ein paar Mal, dann legte er sie zurück in das Leinentuch.
    »Was geschieht mit ihr?«, wollte Wilfried wissen.
    Rudolf legte eine Hand an sein Kinn und schob nachdenklich seine Zunge in die Wange. »Nun, wir können sie nicht einfach austauschen. Sie ähnelt der anderen Lanze nicht, außerdem ist sie uns vielleicht noch von Nutzen. Wenn wir beweisen können, dass dies hier die echte Heilige Lanze ist, wird das den König zusätzlich schwächen.«
    »Man sagt, sie habe eine unglaubliche Macht«, warf Wilfried ein.
    »Das werden wir sehen. Sollte es tatsächlich die echte Heilige Lanze sein, so hat Gott gewollt, dass ich in ihren Besitz gelange. Ich werde sie gut bewahren, seid Euch dessen gewiss. Wenn ich erst König bin, werden sich die Dinge vielleicht ganz anders entwickeln. Die Mauritiusbruderschaft muss sich dann nicht mehr verstecken. Wir können dann immer noch entscheiden, was mit der Lanze geschehen soll. Gott wird uns den Weg

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