Die Lanze Gottes (German Edition)
fragte Janus.
»Es ist besser, wenn du davon nichts weißt!«
VIII
Den ganzen Tag über beobachtete Hermann von Gleiberg das emsige Treiben am Hof des Kaisers in Tribur. Nach und nach trafen die wichtigsten Fürsten des Reiches ein, samt ihres Gefolges. Der Kaiser und seine Familie hielten sich schon seit zwei Wochen hier auf. Hermann selbst war vor drei Tagen angekommen. Jetzt stand er im Hof von Tribur und dachte über die Situation im
Reich nach.
Für Kaiser Heinrich stand einiges auf dem Spiel. Unmittelbar nach der Geburt seines Sohnes, der ebenfalls auf den Namen Heinrich getauft wurde, hatte er die Fürsten nach und nach auf sich eingeschworen. Jetzt wollte er sie zwingen, seinen erst dreijährigen Sohn zum König zu wählen. Sie sollten ihm die Treue schwören, morgen beim Reichstag zu Tribur. Und alle mächtigen Adeligen des Reiches hatten sich eingefunden, um dem Ereignis beizuwohnen.
Wie würde sich die Mauritiusbruderschaft gegenüber dem kleinen König verhalten? Nun, Hermann würde es erfahren. Heute Abend.
Der Abend kam schnell und Hermann betrat als einer der Ersten den Wohnturm Herzog Bernhards, der sich in der Siedlung unterhalb des Hofes unweit der Schwarzbach befand. Es gab einiges zu besprechen.
Bernhard der II. von Sachsen eröffnete wie immer die Versammlung. »Meine Brüder, ich glaube durch das Wirken des Wilfried von Breyde ist es der Bruderschaft wieder einmal gelungen, großes Unheil vom Reich abzuhalten. Wir sind ihm zu Dank verpflichtet. Graf Siegmar von Esken ist tot, seine Besitztümer gehören Bernhard von Werl. Das Geheimnis ist bewahrt.«
Hermann beobachtete, dass Wilfried strahlte. Das Lob des mächtigen Sachsenherzogs schien ihm zu schmeicheln. Doch das Strahlen auf seinem Gesicht erlosch sogleich, denn Rudolf von
Rheinfelden erwiderte: »So einfach ist es nicht. Es gibt immer noch den Kodex, von dessen Inhalt wir nichts wissen, und den Mönch, der ihn wahrscheinlich versteckt hält.«
Herzog Bernhard wandte sich ihm zu. »Rheinfelden, wir haben Wichtigeres zu tun. Wie weit lasst ihr Euch noch von Eurem Hass treiben? Siegmar von Esken ist tot. Ein Kodex ist niemals aufgetaucht.«
Rudolf schüttelte heftig den Kopf. »Ihr täuscht Euch, Euer Gnaden. Graf von Esken war schlau, ich bin überzeugt davon, dass der Mönch existiert.«
Hermann versuchte, sich seinen Zorn nicht anmerken zu lassen. Jetzt nur keine Fehler machen, dachte er und biss sich auf die Unterlippe. Er hasste diese Männer. Sie hatten seinen besten Freund auf dem Gewissen, und am liebsten hätte er sich mit Abscheu abgewandt und zumindest Rheinfelden und Wilfried von Breyde erschlagen, jedoch hatte er gelernt, dass das Leben am Hof und der Dienst für den Kaiser nicht immer leicht waren.
»Habt Ihr etwa Furcht vor einem Mönchlein?«, sagte einer der anwesenden Fürsten und allgemeines Gelächter brach aus.
Hermann sah, dass Rheinfelden das Heft seines Schwertes umklammerte, welches vor ihm auf dem Tisch lag.
»Genug!«, rief der Sachsenherzog Bernhard und donnerte mit der Faust auf den Tisch. »Wir haben Wichtigeres zu tun. Lasst uns beraten, wie wir uns morgen verhalten. Alle Fürsten werden dem jungen König die Treue geloben, ich eingeschlossen. Ist jemand hier, der plant, sich zu verweigern?«
Die anwesenden Fürsten schwiegen.
»So sei es!«, sagte Herzog Bernhard. »Und Ihr, Rudolf von Rheinfelden, zügelt Euren Hass. Selbst wenn dieser Kodex existieren sollte, ein einfacher Mönch wird kaum damit am Hofe des Kaisers auftauchen. Graf von Esken ist tot und sollte der Kaiser planen, jemand anderen zu beauftragen nach Hinweisen zu suchen, werden wir es rechtzeitig erfahren. Abgesehen davon hat der Kaiser im Augenblick andere Probleme. Lasst es dabei bewenden.«
Die Runde löste sich auf. Hermann konnte aus den Augenwinkeln beobachten, wie Rheinfelden Wilfried von Breyde zunickte und beschloss, die beiden im Auge zu behalten.
Die Nachricht, die ihn vor einiger Zeit aus dem Kloster Werden erreichte, hatte ihn beunruhigt. Der Mönch Ulrich bat ihn darin um Hilfe. Siegmar von Esken hatte immer viel von dem Mönch aus Werden gehalten, der ursprünglich aus seinem Lehen stammte. Johannes hatte Hermann von der Rettung der beiden Kinder Siegmars erzählt, dass sich Janus bei Ulrich in Sicherheit befand und Konstanze bei dessen Schwester Asbirg. Hermann war nicht ganz wohl dabei, die Tochter seines Freundes in der Obhut einer Hagazussa zu wissen. Allerdings gab es keine andere Möglichkeit und Johannes
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