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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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röchelte und bekam kaum noch Luft. Plötzlich spürte er die Klinge des Rheinfeldeners an seiner Kehle. Furcht kroch in ihm hoch. Unfähig sich zu bewegen, starrte er ihn an. Was hatte er Falsches gesagt?
    »Wenn jemals nur ein einziges Wort hierüber über Eure Lippen kommen sollte, schneide ich Euch eigenhändig die Zunge heraus!«, zischte Rudolf. Dann ließ er von ihm ab.
    Wilfried fasste sich an den Hals und musste husten. »Seid unbesorgt, Euer Gnaden, meine Lippen sind versiegelt.«
    Das Essen wurde hereingebracht. »Na endlich! Habt ihr diesen fetten Koch doch noch wach bekommen?« Rudolf lachte höhnisch. »Setzt Euch wieder, von Breyde! Setzt Euch und esst, dann erzählt mir den Rest.«
    Eben noch ein Monstrum, jetzt wieder die Freundlichkeit in Person, dachte Wilfried, doch der Gedanke flößte ihm keinerlei Furcht ein. Unberechenbarkeit zu ertragen, kannte er schon von seinem Vater. In gewisser Weise ähnelte Rudolf diesem sogar, allerdings war Rheinfelden mächtiger und mutiger.
    Dann erzählte Wilfried, wie er es eingefädelt hatte, Siegmar von Esken unter Anklage zu stellen, berichtete von den Schmiergeldern für die Falschaussagen des Dorfpriesters und des Medicus und wie er den Werler Grafen samt Bischof für seine Zwecke eingespannt hatte. »Graf von Esken wusste nichts Genaues. Angeblich gibt es einen Kodex, welcher beweisen kann, dass die Lanze eine Fälschung ist. Er soll sich bei den Mönchen im Kloster Werden befinden. Es gibt offenbar auch keinen bestimmten Mönch, mit dem sich Graf von Esken getroffen hat. Ich glaube, er hat die Wahrheit gesagt. Ich musste schwören, im Gegenzug dafür seine Welpen in Ruhe zu lassen. Die sind ohnehin verschwunden. Ich verlangte bei diesem dummen Werler Grafen ein Gottesurteil und der bekam dafür die Ländereien der Familie Esken. Ich denke, die Sache ist erledigt.«
    Rudolf stand wieder auf und schritt nachdenklich durch die Halle. »Ihr seid ein Narr, wenn Ihr glaubt, es wäre so einfach. Siegmar von Esken war schlau. Er hat euch den Namen des Mönches nicht verraten, vermutlich weil er seine Welpen schützen wollte. Was kann das bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht, Euer Gnaden, vielleicht befinden sie sich im Kloster in Werden. Was macht das schon? Ist das von Wichtigkeit für Euch?«
    Rudolf verschränkte seine Arme vor der Brust. »Was glaubt Ihr war Siegmar von Esken für ein Gegner?«
    Wilfried verstand die Frage nicht und zuckte mit den Schultern.
    Rudolf erhob seine Stimme. »Er war gefährlicher, schlauer, war mehr wert und besaß mehr Ehre, als diese gesamte feige Bande der Mauritiusbruderschaft, samt des alten vertrottelten Herzogs von Sachsen!«
    Die deutlichen Worte des Rheinfeldeners schockierten Wilfried, dann spürte er Zorn in sich hochkriechen. Rudolf ging zu weit. Wilfried verehrte ihn, doch seine Furcht vor dem Schwaben kannte Grenzen. Indirekt unterstellte Rudolf von Rheinfelden der Mauritiusbruderschaft Feigheit und somit auch ihm.
    »Schweigt!«, rief er, sprang auf und legte seine Hand an das Heft seines Schwertes - ohne zu überlegen, reflexartig. Er wusste zwar, dass Rheinfelden getrunken hatte, doch jetzt ging er zu weit. »Die Ehre der Mauritiusbruderschaft verbietet es, dass Ihr weiterredet.«
    Rudolf rührte sich nicht und grinste. »Von Breyde, Ihr besitzt ja doch so etwas wie Selbstachtung. Ihr überrascht mich. Jetzt setzt Euch wieder. Verzeiht meine unüberlegten Worte, Ihr seid mir gegenüber loyal und kennt keine Furcht, das schätze ich an Euch. Einen reinen Speichellecker, der widerspruchslos meine Befehle hinnimmt und nicht fähig ist, eigenständig zu denken, kann ich nicht gebrauchen. So jemanden hätte ich niemals in die Mauritiusbruderschaft eingeführt.«
    Wilfried spürte, wie sein Zorn verrauchte. Der mächtige Rudolf von Rheinfelden hatte ihn um Verzeihung gebeten. Das machte ihn ein wenig Stolz. Dann blickte er Rudolf in die Augen, die sich zu kleinen Schlitzen verengten.
    Leise, kaum hörbar, aber mit einem Unterton des Hasses in der Stimme, der bei Wilfried eine Gänsehaut verursachte, sagte er: »Es gibt diesen Mönch. Findet ihn und bringt mir den Kodex. Es soll Euer Schaden nicht sein. Wenn Siegmars Welpen noch leben, tötet sie, denn wenn sie nach ihrem Vater schlagen, werden sie irgendwann versuchen, mich zu töten.«

VII
    Janus trug den Habit der Novizen nun schon seit einigen Monaten, doch fiel es ihm nach wie vor schwer, sich an das Leben im Kloster Werden zu gewöhnen. Ulrich war einer der weisesten

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