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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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klein, es ist gestorben«, wimmerte Ulrich.
    »Wo ist der Junge!«
    Ulrich schwieg und schloss die Augen. »Jesus hilf mir!«
    Wilfried von Breyde schüttelte den Kopf und hob seine Arme beschwörend in die Luft. »Beim Allmächtigen, rede endlich, Mönch!«
    Doch Ulrich sagte noch immer nichts. Janus wurde klar, dass Ulrich ihn zu schützen versuchte.
    Wilfried machte eine wegwerfende Handbewegung. »Lasst ihn herunter.«
    Die Männer gaben etwas Seil nach. Ulrichs Beine hingen nun bis zu den Waden im Feuer. Er schrie und wimmerte. »Gnade! Ich sage Euch alles!«
    Janus schloss die Augen, unfähig sich zu bewegen.
    »Zieht ihn wieder hoch«, befahl Wilfried und trat auf Ulrich zu. »Wo ist der Junge?«
    »Ich habe ihn ins Kloster Cluny gebracht.«
    Wilfried zog sein Schwert aus der Scheide und hielt es Ulrich vor die Kehle. »Du lügst doch!«
    »Nein, es ist die Wahrheit, ich schwöre es«, keuchte Ulrich.
    Der Ritter schritt langsam hin und her. Er fasste sich ans Kinn und schien zu überlegen. Dann schaute er wieder zu Ulrich hoch. »Wo ist der Kodex?«
    »In Quedlinburg«, wimmerte der Mönch kaum hörbar.
    »In Quedlinburg?«
    »Er ist bei der Äbtissin. Ich habe ihn durch einen Boten dorthin bringen lassen!«
    »Du bist ein schlauer Fuchs, Mönch. Die Äbtissin von Quedlinburg, Beatrix, ist die Tochter des Kaisers. Sie kann ich wohl kaum über dem Feuer braten. Lasst ihn runter!«
    Einer der beiden Männer trat das Feuer auseinander und der andere ließ das Seil los. Ulrich fiel stöhnend zu Boden.
    Wilfried kniete sich neben ihn. Er nahm Ulrichs Kinn in die Hand und drehte seinen Kopf zu sich. »Ich werde jetzt mit einem meiner Männer nach Cluny reiten, Mönch. Der andere bleibt hier und passt auf dich auf. Wenn du die nächsten Tage überleben solltest, sei gewiss, dass ich wiederkomme, bevor ich nach Quedlinburg reise. Sollte ich den Jungen nicht in Cluny vorfinden, ist das, was
    du heute Abend erlebt hast, nichts im Vergleich zu dem, was dich erwartet.«
    Janus kauerte noch immer im Unterholz. Er traute sich kaum zu atmen, aus Furcht davor, die Männer könnten ihn entdecken. So verbrachte er die gesamte Nacht, lauernd und still, immer in der Hoffnung, die Männer würden endlich gehen.
    Der blonde Ritter suchte ihn und er suchte das Dokument, das Ulrich vor ein paar Tagen Johannes mitgegeben hatte. Aber warum bloß? Was stand darin? Und was wollte der Ritter von ihm? Hätte Ulrich ihn nicht fortgeschickt, Holz zu sammeln, wäre er dem Mann in die Hände gefallen.
    Am nächsten Morgen machte sich Wilfried von Breyde mit einem der beiden Waffenknechte auf den Weg. Der andere hatte Ulrich an einen Baum gefesselt. Janus hörte, wie er sagte: »Eigentlich brauche ich dich gar nicht zu fesseln, Mönchlein, du wirst ohnehin nie wieder laufen können. Ich versuche, etwas zu essen für uns aufzutreiben. Vielleicht habe ich ja Glück.«
    Nachdem der Mann das Lager verlassen hatte, wartete Janus noch einen Moment, dann kroch er aus seinem Versteck und kniete sich neben Ulrich, der mit geschlossenen Augen im Gras lag. Er rüttelte ihn an den Schultern.
    Ulrich schaute auf. »Janus, du musst gehen! Sofort!«
    »Ich gehe nicht ohne dich!«
    »Was willst du tun? Du bist noch ein Junge und nicht einmal bewaffnet. Geh, mein Sohn, sofort! Versuche zurück zum Kloster Werden zu kommen. Abt Gero wird wissen, was zu tun ist. Du kannst mir nicht helfen.«
    »Ich lasse dich nicht im Stich«, flüsterte Janus.
    »Ich sterbe ohnehin. Sie haben mir übel mitgespielt, weißt du. Sie wollen dich töten, und wenn dieser Teufel herausfindet, dass ich ihn angelogen habe, wird er zurückkommen. Lauf weg! Es gibt keine andere Möglichkeit. Wenn dich der Waffenknecht hier findet, wird er dich töten. Du kannst nichts weiter tun, als nach Werden zu gehen. Geh, mein Sohn! Geh mit Gott!«
    Janus stockte der Atem. Er wollte nicht weinen und schluckte die aufkommenden Tränen herunter. Doch vor Ulrich hatte er seine Gefühle ohnehin nie verbergen können. Janus hielt seine Hand.
    Ulrich lächelte ihn an. »Geh jetzt!«
    In diesem Augenblick spürte Janus, wie ihn zwei starke Arme von hinten packten.
    »Na, wen haben wir denn da?«, rief der Waffenknecht, während er Janus hochhob. Der strampelte mit den Beinen und versuchte, sich zu befreien, doch gegen den kräftigen Mann war es aussichtslos.
    »Lasst mich los!«, brüllte Janus und fühlte sich, als habe ihn ein Bär gepackt und in die Luft gehoben. Er schlug mit den Armen um sich. Mit

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