Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
Vom Netzwerk:
vielleicht würde Janus dann noch leben«, antwortete Hermann.
    Johannes blickte ihn an. »Wir wissen nicht, ob er tot ist. Ich habe ihn über ein Jahr lang gesucht, nachdem ich den Kodex bei Bischof Adalbert in Bremen in Sicherheit brachte und Ulrich verschwand. Gefunden habe ich lediglich das Grab des Mönches. Von Janus fehlte jede Spur.«
    Hermann senkte den Blick. Die Trauer darin war nicht zu übersehen. »Wahrscheinlich hat Wilfried von Breyde ihn verschwinden lassen.«
    Johannes wandte sich ihm zu, schüttelte den Kopf und legte ihm eine Hand auf die Schulter »Hör auf, dich selbst zu quälen, Hermann. Wir haben getan, was wir konnten. Siegmar von Esken hat sich keine deiner Warnungen zu Herzen genommen. Seine Tochter Konstanze ist immer noch bei Asbirg und es geht ihr gut. Den Mord an Ulrich und Janus konnte niemand voraussehen, auch du nicht.«
    »Vielleicht hast du recht. Der alte Kaiser ist nun tot und niemand fragt mehr nach diesem Kodex. Selbst Rheinfelden hat anderes zu tun. Wir sollten es dabei belassen und darauf hoffen, dass Bischof Adalbert den jungen König schützen kann und der sich tatsächlich als würdiger Herrscher erweist«, sagte Hermann.
    Johannes schaute in Gedanken versunken auf das Haupttor der Burg auf der gegenüberliegenden Seite. Es hatte lange gedauert, ihn von der Gerechtigkeit eines Kaiser Heinrichs zu überzeugen. Wie seine Mutter war er mit Leib und Seele Sachse, verehrte die alten Traditionen ebenso wie die alten Götter. Daher hatte sich Johannes bei Siegmar auch so wohl gefühlt.
    »Weißt du eigentlich etwas über den Inhalt des Kodex, den ich nach Bremen brachte?«
    Hermanns Aufmerksamkeit wurde plötzlich von seiner Tochter Adela in Beschlag genommen, die lachend in der großen Halle verschwand. Hermann winkte ihr zu und antwortete: »Nein, ich habe ihn niemals zu Gesicht bekommen. Wem hast du ihn damals übergeben?«
    »Einem jungen Gelehrten in der Domschule. Er wurde mir von Bischof Adalbert persönlich genannt. Sein Name ist Adam. Der Bischof meinte, er sei einer seiner begabtesten Köpfe, und wenn sein Freund Hermann von Gleiberg ihm einen wichtigen Kodex schicke, sei dieser bei Adam am besten aufgehoben. Der Inhalt schien den Bischof nicht besonders zu interessieren. Da die von Eskens bis auf Konstanze alle tot sind, ist das wohl auch nicht mehr wichtig«, sagte Johannes leise.
    »Hoffentlich hast du recht. Für die kleine Eskeburg am Rande von Sachsen wird es wohl nicht mehr von Wichtigkeit sein, aber vielleicht für den zukünftigen König«, antwortete Herman und verließ die Motte.
    Johannes sah ihm nach, wie er in Richtung der Stufen ging, die in den Burghof führten, und murmelte: »Wer immer das sein mag.«

XI
    Janus saß vor dem gewaltigen Bauwerk und blickte nach oben zu einem der Türme. Der Dom zu Speyer. Morgen würde er geweiht werden. Um ihn herum herrschte buntes Treiben. Zahlreiche Händler bereiteten sich auf den morgigen Markt vor.
    Janus griff nach der Sackpfeife, die neben ihm lag. Uhlmann hatte ihm in den letzten Jahren vieles beigebracht. Der Vagant war so etwas wie sein Mentor geworden, lehrte ihn Musizieren und Messerwerfen. Mit den Messern stellte sich Janus besonders geschickt an und konnte dadurch zeitig etwas zum Lebensunterhalt der Gruppe beitragen. Auch das Sackpfeifespielen beherrschte er gut, doch so gut wie Uhlmann würde er wohl niemals werden.
    Sein Blick fiel auf Juliana, die mit Rachel und Sahra bei den Huren stand und ein paar Waffenknechte ansprach. Juliana umfasste mit beiden Händen ihre Brüste und hielt sie einem der vorbeischlendernden Männer entgegen. Der stieß sie weg. »Verschwinde, du Weibsstück! Du bist mir viel zu alt!« Seine Kumpanen lachten. Juliana gestikulierte wild und machte obszöne Gesten, die die Männer jedoch nicht mehr sahen. Janus schüttelte versonnen den Kopf. Die Freier blieben aus. Bald würde Juliana für ihr Gewerbe wirklich zu alt sein und dann würde es schwierig für sie werden. Aber da war ja auch noch Rachel. Deren Schwester Sahra dagegen gab sich noch immer nicht fremden Männern hin. Rachel wollte es nicht. Sie schützte ihre Schwester, was zu wachsendem Unmut in der Gruppe führte. Ihr Zusammenhalt blieb aber dennoch groß. Im Laufe der Jahre hatten sich immer wieder verschiedene Vaganten zu ihnen
    gesellt. Sie kamen und gingen. Manchmal blieben sie nur ein paar Tage, manchmal länger. Der Kern der Gruppe bestand jedoch weiterhin aus Uhlmann, Juliana, Gotwig, Sahra, Rachel, Trommler

Weitere Kostenlose Bücher